Ach, dann bekommt der König Flügel, Flieht aus dem Laber'torium In alle Lüfte ringsherum Und nichts bleibt als ein Aschenhügel. Der Laborant wird kummerstumm -- Daß Gott erbarm! so kann Dir's auch ergehen, Dann giebst Du Deinem Schicksal Schuld, Und alle Gläubiger verlieren die Geduld, Und ich soll für die Summa stehen, Die Du bei St*zen aufgeborgt. Nie darf ich's wagen unbesorgt Vor innerlicher Schaam dies Haus noch zu betreten, Wo Du Dir Silber ausgebeten, Weil Dich mein redlich Herz empfahl. Gewöhne Dich zur Wahrheit doch einmahl Jezt in den Jahren des Verstandes --
Was hilft Dir jeder blaue Dunst; Du wolltest ja den Flachs des Landes Verwandeln auch durch eine Kunst In würklich reine weiße Seide. Du wolltest ja durch Liebesfreude Dein Glück auf Deiner Tochter Glück Fest gründen wie auf einem Fels im Meere. Du bliebst dabei noch bis zum lezten Augenblick, Daß Dirs vollkommen kundig wäre,
Ach, dann bekommt der Koͤnig Fluͤgel, Flieht aus dem Laber’torium In alle Luͤfte ringsherum Und nichts bleibt als ein Aſchenhuͤgel. Der Laborant wird kummerſtumm — Daß Gott erbarm! ſo kann Dir’s auch ergehen, Dann giebſt Du Deinem Schickſal Schuld, Und alle Glaͤubiger verlieren die Geduld, Und ich ſoll fuͤr die Summa ſtehen, Die Du bei St*zen aufgeborgt. Nie darf ich’s wagen unbeſorgt Vor innerlicher Schaam dies Haus noch zu betreten, Wo Du Dir Silber ausgebeten, Weil Dich mein redlich Herz empfahl. Gewoͤhne Dich zur Wahrheit doch einmahl Jezt in den Jahren des Verſtandes —
Was hilft Dir jeder blaue Dunſt; Du wollteſt ja den Flachs des Landes Verwandeln auch durch eine Kunſt In wuͤrklich reine weiße Seide. Du wollteſt ja durch Liebesfreude Dein Gluͤck auf Deiner Tochter Gluͤck Feſt gruͤnden wie auf einem Fels im Meere. Du bliebſt dabei noch bis zum lezten Augenblick, Daß Dirs vollkommen kundig waͤre,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbfacs="#f0330"n="170"/><l>Ach, dann bekommt der Koͤnig Fluͤgel,</l><lb/><l>Flieht aus dem Laber’torium</l><lb/><l>In alle Luͤfte ringsherum</l><lb/><l>Und nichts bleibt als ein Aſchenhuͤgel.</l><lb/><l>Der Laborant wird kummerſtumm —</l><lb/><l>Daß Gott erbarm! ſo kann Dir’s auch ergehen,</l><lb/><l>Dann giebſt Du Deinem Schickſal Schuld,</l><lb/><l>Und alle Glaͤubiger verlieren die Geduld,</l><lb/><l>Und ich ſoll fuͤr die Summa ſtehen,</l><lb/><l>Die Du bei St*zen aufgeborgt.</l><lb/><l>Nie darf ich’s wagen unbeſorgt</l><lb/><l>Vor innerlicher Schaam dies Haus noch zu betreten,</l><lb/><l>Wo Du Dir Silber ausgebeten,</l><lb/><l>Weil Dich mein redlich Herz empfahl.</l><lb/><l>Gewoͤhne Dich zur Wahrheit doch einmahl</l><lb/><l>Jezt in den Jahren des Verſtandes —</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Was hilft Dir jeder blaue Dunſt;</l><lb/><l>Du wollteſt ja den Flachs des Landes</l><lb/><l>Verwandeln auch durch eine Kunſt</l><lb/><l>In wuͤrklich reine weiße Seide.</l><lb/><l>Du wollteſt ja durch Liebesfreude</l><lb/><l>Dein Gluͤck auf Deiner Tochter Gluͤck</l><lb/><l>Feſt gruͤnden wie auf einem Fels im Meere.</l><lb/><l>Du bliebſt dabei noch bis zum lezten Augenblick,</l><lb/><l>Daß Dirs vollkommen kundig waͤre,</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[170/0330]
Ach, dann bekommt der Koͤnig Fluͤgel,
Flieht aus dem Laber’torium
In alle Luͤfte ringsherum
Und nichts bleibt als ein Aſchenhuͤgel.
Der Laborant wird kummerſtumm —
Daß Gott erbarm! ſo kann Dir’s auch ergehen,
Dann giebſt Du Deinem Schickſal Schuld,
Und alle Glaͤubiger verlieren die Geduld,
Und ich ſoll fuͤr die Summa ſtehen,
Die Du bei St*zen aufgeborgt.
Nie darf ich’s wagen unbeſorgt
Vor innerlicher Schaam dies Haus noch zu betreten,
Wo Du Dir Silber ausgebeten,
Weil Dich mein redlich Herz empfahl.
Gewoͤhne Dich zur Wahrheit doch einmahl
Jezt in den Jahren des Verſtandes —
Was hilft Dir jeder blaue Dunſt;
Du wollteſt ja den Flachs des Landes
Verwandeln auch durch eine Kunſt
In wuͤrklich reine weiße Seide.
Du wollteſt ja durch Liebesfreude
Dein Gluͤck auf Deiner Tochter Gluͤck
Feſt gruͤnden wie auf einem Fels im Meere.
Du bliebſt dabei noch bis zum lezten Augenblick,
Daß Dirs vollkommen kundig waͤre,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/330>, abgerufen am 14.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.