Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

An
Se. Hochwürden Gnaden
den
Herrn Domdechant
Freyherrn von Spiegel

zur Feyer des 22sten Februars 1765.


Siehst Du den alten hochbeschneyten Brocken
O Freund? sein Haupt, so blendend weiß,
Wie Nestors dreymal hundertjährge Locken,
Verhüllt sich jezt in wolkig Eis.
Jezt spare nicht der grau gewordnen Eichen
Zerspaltne Wipfel am Kamin,
Wirf Knoten nach, vom Stamme, der den Streichen
Des schärfsten Beils zu trotzen schien,
Und fordre Wein, den Hochheims Kelter preßte,
Als Friedrichs Stirn drey Kränze trug,
Und Er den Feind wie trockne Fichtenäste
Bey Kesselsdorf zu Boden schlug.


An
Se. Hochwuͤrden Gnaden
den
Herrn Domdechant
Freyherrn von Spiegel

zur Feyer des 22ſten Februars 1765.


Siehſt Du den alten hochbeſchneyten Brocken
O Freund? ſein Haupt, ſo blendend weiß,
Wie Neſtors dreymal hundertjaͤhrge Locken,
Verhuͤllt ſich jezt in wolkig Eis.
Jezt ſpare nicht der grau gewordnen Eichen
Zerſpaltne Wipfel am Kamin,
Wirf Knoten nach, vom Stamme, der den Streichen
Des ſchaͤrfſten Beils zu trotzen ſchien,
Und fordre Wein, den Hochheims Kelter preßte,
Als Friedrichs Stirn drey Kraͤnze trug,
Und Er den Feind wie trockne Fichtenaͤſte
Bey Keſſelsdorf zu Boden ſchlug.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0221" n="61"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">An<lb/><hi rendition="#b">Se. Hochwu&#x0364;rden Gnaden</hi><lb/>
den<lb/>
Herrn Domdechant<lb/><hi rendition="#b">Freyherrn von Spiegel</hi></hi><lb/>
zur Feyer des 22&#x017F;ten Februars 1765.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">S</hi>ieh&#x017F;t Du den alten hochbe&#x017F;chneyten Brocken</l><lb/>
                <l>O Freund? &#x017F;ein Haupt, &#x017F;o blendend weiß,</l><lb/>
                <l>Wie Ne&#x017F;tors dreymal hundertja&#x0364;hrge Locken,</l><lb/>
                <l>Verhu&#x0364;llt &#x017F;ich jezt in wolkig Eis.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Jezt &#x017F;pare nicht der grau gewordnen Eichen</l><lb/>
                <l>Zer&#x017F;paltne Wipfel am Kamin,</l><lb/>
                <l>Wirf Knoten nach, vom Stamme, der den Streichen</l><lb/>
                <l>Des &#x017F;cha&#x0364;rf&#x017F;ten Beils zu trotzen &#x017F;chien,</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Und fordre Wein, den Hochheims Kelter preßte,</l><lb/>
                <l>Als Friedrichs Stirn drey Kra&#x0364;nze trug,</l><lb/>
                <l>Und Er den Feind wie trockne Fichtena&#x0364;&#x017F;te</l><lb/>
                <l>Bey Ke&#x017F;&#x017F;elsdorf zu Boden &#x017F;chlug.</l>
              </lg><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0221] An Se. Hochwuͤrden Gnaden den Herrn Domdechant Freyherrn von Spiegel zur Feyer des 22ſten Februars 1765. Siehſt Du den alten hochbeſchneyten Brocken O Freund? ſein Haupt, ſo blendend weiß, Wie Neſtors dreymal hundertjaͤhrge Locken, Verhuͤllt ſich jezt in wolkig Eis. Jezt ſpare nicht der grau gewordnen Eichen Zerſpaltne Wipfel am Kamin, Wirf Knoten nach, vom Stamme, der den Streichen Des ſchaͤrfſten Beils zu trotzen ſchien, Und fordre Wein, den Hochheims Kelter preßte, Als Friedrichs Stirn drey Kraͤnze trug, Und Er den Feind wie trockne Fichtenaͤſte Bey Keſſelsdorf zu Boden ſchlug.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/221
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/221>, abgerufen am 21.11.2024.