Giftlose Hyder, an dem Fuß Des Halbgotts, der sich tief verbeugen Vor Friedrichs Göttergröße muß.
Wenn Malerei und Dichtkunst schweigen; So redet von dem Vater mehr, als von dem Held, Sein Landvolk, das ein ödes Feld Nun wieder tief in Furchen ziehet; Aus Vorrathshäusern Korn empfängt; Und Hütten, die der Feind versengt, Aus ihrer Asche steigen siehet. Ihm tönet Lob der Mildigkeit Erhabner, aus der Kinder Munde, Als Siegsgesänge, nach dem Streit, Der jedes Lorbeerblatt erkauft mit einer Wunde Des Königlichen Herzens hat.
O Muse! hörst du nicht das arme Volk der Stadt? Es jauchzt, und tanzt umher, mit heiterm Angesichte, Und feiert über seinem Hunger großen Sieg, Preißt den Geschmack der Friedensfrüchte, Und tilget jeglichen Gedanken an den Krieg Mit dem Gedanken seiner Freude, Den göttlich Sorgenden zu sehn; Der seine Feinde zwang, die Herzen umzudrehn;
Giftloſe Hyder, an dem Fuß Des Halbgotts, der ſich tief verbeugen Vor Friedrichs Goͤttergroͤße muß.
Wenn Malerei und Dichtkunſt ſchweigen; So redet von dem Vater mehr, als von dem Held, Sein Landvolk, das ein oͤdes Feld Nun wieder tief in Furchen ziehet; Aus Vorrathshaͤuſern Korn empfaͤngt; Und Huͤtten, die der Feind verſengt, Aus ihrer Aſche ſteigen ſiehet. Ihm toͤnet Lob der Mildigkeit Erhabner, aus der Kinder Munde, Als Siegsgeſaͤnge, nach dem Streit, Der jedes Lorbeerblatt erkauft mit einer Wunde Des Koͤniglichen Herzens hat.
O Muſe! hoͤrſt du nicht das arme Volk der Stadt? Es jauchzt, und tanzt umher, mit heiterm Angeſichte, Und feiert uͤber ſeinem Hunger großen Sieg, Preißt den Geſchmack der Friedensfruͤchte, Und tilget jeglichen Gedanken an den Krieg Mit dem Gedanken ſeiner Freude, Den goͤttlich Sorgenden zu ſehn; Der ſeine Feinde zwang, die Herzen umzudrehn;
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Giftloſe Hyder, an dem Fuß
Des Halbgotts, der ſich tief verbeugen
Vor Friedrichs Goͤttergroͤße muß.
Wenn Malerei und Dichtkunſt ſchweigen;
So redet von dem Vater mehr, als von dem Held,
Sein Landvolk, das ein oͤdes Feld
Nun wieder tief in Furchen ziehet;
Aus Vorrathshaͤuſern Korn empfaͤngt;
Und Huͤtten, die der Feind verſengt,
Aus ihrer Aſche ſteigen ſiehet.
Ihm toͤnet Lob der Mildigkeit
Erhabner, aus der Kinder Munde,
Als Siegsgeſaͤnge, nach dem Streit,
Der jedes Lorbeerblatt erkauft mit einer Wunde
Des Koͤniglichen Herzens hat.
O Muſe! hoͤrſt du nicht das arme Volk der Stadt?
Es jauchzt, und tanzt umher, mit heiterm Angeſichte,
Und feiert uͤber ſeinem Hunger großen Sieg,
Preißt den Geſchmack der Friedensfruͤchte,
Und tilget jeglichen Gedanken an den Krieg
Mit dem Gedanken ſeiner Freude,
Den goͤttlich Sorgenden zu ſehn;
Der ſeine Feinde zwang, die Herzen umzudrehn;
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/210>, abgerufen am 16.02.2025.
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