Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Nach der 14ten Ode aus dem 2ten Buche An den Herrn Grafen von Stollberg Wernigerode. Es rinnen dahin die flüchtigen Jahre, Die Frömmigkeit selber verzögert, o Freund! Nicht Runzeln des Alters, und silberne Haare, Und jenen noch nimmer gezähmeten Feind. Gelobtest du gleich zehntausend Gesänge Auf heiliger Harfe; doch würde dein Spiel Den Pluto nicht rühren, dem niemals die Menge Heißrollender Thränen zum Opfer gefiel. Der seinen Bezirk mit Wogen umschlossen, Die jeder beschiffen muß, welcher die Luft Getrunken, und Früchte der Erde genossen, Von der ihn das eiserne Schicksal entruft. Es
Nach der 14ten Ode aus dem 2ten Buche An den Herrn Grafen von Stollberg Wernigerode. Es rinnen dahin die fluͤchtigen Jahre, Die Froͤmmigkeit ſelber verzoͤgert, o Freund! Nicht Runzeln des Alters, und ſilberne Haare, Und jenen noch nimmer gezaͤhmeten Feind. Gelobteſt du gleich zehntauſend Geſaͤnge Auf heiliger Harfe; doch wuͤrde dein Spiel Den Pluto nicht ruͤhren, dem niemals die Menge Heißrollender Thraͤnen zum Opfer gefiel. Der ſeinen Bezirk mit Wogen umſchloſſen, Die jeder beſchiffen muß, welcher die Luft Getrunken, und Fruͤchte der Erde genoſſen, Von der ihn das eiſerne Schickſal entruft. Es
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Nach der 14ten Ode aus dem 2ten Buche
des Horaz.
An
den Herrn Grafen
von Stollberg Wernigerode.
Es rinnen dahin die fluͤchtigen Jahre,
Die Froͤmmigkeit ſelber verzoͤgert, o Freund!
Nicht Runzeln des Alters, und ſilberne Haare,
Und jenen noch nimmer gezaͤhmeten Feind.
Gelobteſt du gleich zehntauſend Geſaͤnge
Auf heiliger Harfe; doch wuͤrde dein Spiel
Den Pluto nicht ruͤhren, dem niemals die Menge
Heißrollender Thraͤnen zum Opfer gefiel.
Der ſeinen Bezirk mit Wogen umſchloſſen,
Die jeder beſchiffen muß, welcher die Luft
Getrunken, und Fruͤchte der Erde genoſſen,
Von der ihn das eiſerne Schickſal entruft.
Es
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