Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Ich aber kann durch diese Leyer Nicht öffnen deines Friedrichs Ohr; Mir stellt der Traum oft Ungeheuer In meiner dunklen Kammer vor. In ihr seufz' ich oft mitternächtlich Herauf zum nachbarlichen Mond, Daß ich dem Pöbel bin verächtlich, Der Gold besitzt und besser wohnt. Mich in dem Winkel unterm Dache Nennt er ein schlechtgebornes Weib; Und fordert, daß er vornehm lache, Von mir ein Lied zum Zeitvertreib. O helfender Apoll! geschändet Wirst du, wenn deine Vaterhand Mir nicht die goldnen Saiten sendet, Die der Sabiner aufgespannt, Wenn mich des dritten Cäsars Rechte Nicht über Glück und Pöbel hebt, Weit unter dem Bezirk der Nächte Hoch, wie der Tiberschwan geschwebt. Ich aber kann durch dieſe Leyer Nicht oͤffnen deines Friedrichs Ohr; Mir ſtellt der Traum oft Ungeheuer In meiner dunklen Kammer vor. In ihr ſeufz’ ich oft mitternaͤchtlich Herauf zum nachbarlichen Mond, Daß ich dem Poͤbel bin veraͤchtlich, Der Gold beſitzt und beſſer wohnt. Mich in dem Winkel unterm Dache Nennt er ein ſchlechtgebornes Weib; Und fordert, daß er vornehm lache, Von mir ein Lied zum Zeitvertreib. O helfender Apoll! geſchaͤndet Wirſt du, wenn deine Vaterhand Mir nicht die goldnen Saiten ſendet, Die der Sabiner aufgeſpannt, Wenn mich des dritten Caͤſars Rechte Nicht uͤber Gluͤck und Poͤbel hebt, Weit unter dem Bezirk der Naͤchte Hoch, wie der Tiberſchwan geſchwebt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0189" n="29"/> <lg n="4"> <l>Ich aber kann durch dieſe Leyer</l><lb/> <l>Nicht oͤffnen deines Friedrichs Ohr;</l><lb/> <l>Mir ſtellt der Traum oft Ungeheuer</l><lb/> <l>In meiner dunklen Kammer vor.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>In ihr ſeufz’ ich oft mitternaͤchtlich</l><lb/> <l>Herauf zum nachbarlichen Mond,</l><lb/> <l>Daß ich dem Poͤbel bin veraͤchtlich,</l><lb/> <l>Der Gold beſitzt und beſſer wohnt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Mich in dem Winkel unterm Dache</l><lb/> <l>Nennt er ein ſchlechtgebornes Weib;</l><lb/> <l>Und fordert, daß er vornehm lache,</l><lb/> <l>Von mir ein Lied zum Zeitvertreib.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>O helfender Apoll! geſchaͤndet</l><lb/> <l>Wirſt du, wenn deine Vaterhand</l><lb/> <l>Mir nicht die goldnen Saiten ſendet,</l><lb/> <l>Die der Sabiner aufgeſpannt,</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Wenn mich des dritten Caͤſars Rechte</l><lb/> <l>Nicht uͤber Gluͤck und Poͤbel hebt,</l><lb/> <l>Weit unter dem Bezirk der Naͤchte</l><lb/> <l>Hoch, wie der Tiberſchwan geſchwebt.</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0189]
Ich aber kann durch dieſe Leyer
Nicht oͤffnen deines Friedrichs Ohr;
Mir ſtellt der Traum oft Ungeheuer
In meiner dunklen Kammer vor.
In ihr ſeufz’ ich oft mitternaͤchtlich
Herauf zum nachbarlichen Mond,
Daß ich dem Poͤbel bin veraͤchtlich,
Der Gold beſitzt und beſſer wohnt.
Mich in dem Winkel unterm Dache
Nennt er ein ſchlechtgebornes Weib;
Und fordert, daß er vornehm lache,
Von mir ein Lied zum Zeitvertreib.
O helfender Apoll! geſchaͤndet
Wirſt du, wenn deine Vaterhand
Mir nicht die goldnen Saiten ſendet,
Die der Sabiner aufgeſpannt,
Wenn mich des dritten Caͤſars Rechte
Nicht uͤber Gluͤck und Poͤbel hebt,
Weit unter dem Bezirk der Naͤchte
Hoch, wie der Tiberſchwan geſchwebt.
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