berg-Wernigerode, Domdechant von Halberstadt, aus seinem Archiv einen dreyßigjährigen Vor- rath; Seine Hochfürstliche Durchlaucht, der verewigte Herzog Ferdinand von Braunschweig- Lüneburg, einen Vorrath von zwanzig Jahren; der Herr Doktor Krünitz, dem ich auch die letzte Kor- rektur des gegenwärtigen Werks verdanke, welche derselbe bei seinen gedrängten Geschäften freiwillig übernommen hat, eine Sammlung von dreißig Jahren, und so andre mehr. Die große Menge Beiträge ließ mir so viel zur Auswahl, daß ich es wagen konnte, die Gedichte in Klassen zu thei- len. Bei den Oden ist aber ein Versehn geschehn, indem sich welche davon unter eine Menge ande- rer Papiere verschoben hatten, ich fand sie, als es schon zu spät war, und fügte sie unter die, welche nur Gedichte heißen. Vielleicht geb ich dadurch der Kritik etwas zu lächeln, indem ich zwischen der ersten und zweiten Klasse einen Unterschied machte. Einige schwächliche Bruchstücke, welche sich in der Sammlung mitunter befinden, sind bloß um ihrer verehrungswürdigen Namen, welchen sie gelten, mit einrangirt worden, und als Opfer einer ab- geschiedenen Freundin hoffe ich, daß man sie nicht beschämen wird.
So viel von dem poetischen Inhalte dieses Buchs. Was den Lebenslauf betrifft, welcher von mir selbst aufgesetzt ist, so hab ich viel gewagt, ihn noch einmal zu erzählen, da er bereits von guter
berg-Wernigerode, Domdechant von Halberſtadt, aus ſeinem Archiv einen dreyßigjaͤhrigen Vor- rath; Seine Hochfuͤrſtliche Durchlaucht, der verewigte Herzog Ferdinand von Braunſchweig- Luͤneburg, einen Vorrath von zwanzig Jahren; der Herr Doktor Kruͤnitz, dem ich auch die letzte Kor- rektur des gegenwaͤrtigen Werks verdanke, welche derſelbe bei ſeinen gedraͤngten Geſchaͤften freiwillig uͤbernommen hat, eine Sammlung von dreißig Jahren, und ſo andre mehr. Die große Menge Beitraͤge ließ mir ſo viel zur Auswahl, daß ich es wagen konnte, die Gedichte in Klaſſen zu thei- len. Bei den Oden iſt aber ein Verſehn geſchehn, indem ſich welche davon unter eine Menge ande- rer Papiere verſchoben hatten, ich fand ſie, als es ſchon zu ſpaͤt war, und fuͤgte ſie unter die, welche nur Gedichte heißen. Vielleicht geb ich dadurch der Kritik etwas zu laͤcheln, indem ich zwiſchen der erſten und zweiten Klaſſe einen Unterſchied machte. Einige ſchwaͤchliche Bruchſtuͤcke, welche ſich in der Sammlung mitunter befinden, ſind bloß um ihrer verehrungswuͤrdigen Namen, welchen ſie gelten, mit einrangirt worden, und als Opfer einer ab- geſchiedenen Freundin hoffe ich, daß man ſie nicht beſchaͤmen wird.
So viel von dem poetiſchen Inhalte dieſes Buchs. Was den Lebenslauf betrifft, welcher von mir ſelbſt aufgeſetzt iſt, ſo hab ich viel gewagt, ihn noch einmal zu erzaͤhlen, da er bereits von guter
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[VIII/0016]
berg-Wernigerode, Domdechant von Halberſtadt,
aus ſeinem Archiv einen dreyßigjaͤhrigen Vor-
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verewigte Herzog Ferdinand von Braunſchweig-
Luͤneburg, einen Vorrath von zwanzig Jahren; der
Herr Doktor Kruͤnitz, dem ich auch die letzte Kor-
rektur des gegenwaͤrtigen Werks verdanke, welche
derſelbe bei ſeinen gedraͤngten Geſchaͤften freiwillig
uͤbernommen hat, eine Sammlung von dreißig
Jahren, und ſo andre mehr. Die große Menge
Beitraͤge ließ mir ſo viel zur Auswahl, daß ich es
wagen konnte, die Gedichte in Klaſſen zu thei-
len. Bei den Oden iſt aber ein Verſehn geſchehn,
indem ſich welche davon unter eine Menge ande-
rer Papiere verſchoben hatten, ich fand ſie, als es
ſchon zu ſpaͤt war, und fuͤgte ſie unter die, welche
nur Gedichte heißen. Vielleicht geb ich dadurch
der Kritik etwas zu laͤcheln, indem ich zwiſchen der
erſten und zweiten Klaſſe einen Unterſchied machte.
Einige ſchwaͤchliche Bruchſtuͤcke, welche ſich in der
Sammlung mitunter befinden, ſind bloß um ihrer
verehrungswuͤrdigen Namen, welchen ſie gelten,
mit einrangirt worden, und als Opfer einer ab-
geſchiedenen Freundin hoffe ich, daß man ſie nicht
beſchaͤmen wird.
So viel von dem poetiſchen Inhalte dieſes
Buchs. Was den Lebenslauf betrifft, welcher von
mir ſelbſt aufgeſetzt iſt, ſo hab ich viel gewagt, ihn
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/16>, abgerufen am 24.11.2024.
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