Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Vermischte Gedichte. Mit Bitterkeit schilt sie auf ihn hernieder, Fühlt seine nasse Klagen nicht. Ach! keinen Pfeil giebt sie dem armen Knaben wieder? Nein, Spott ins Angesicht! Er nennt ihr seines Bogens größte Thaten, Und alle Helden, die er zwang, Daß sie ihr opferten, und ihre Hülfe baten, Wann sie sein Pfeil durchdrang! Ja, spricht sie, schweig, du nutzenloser Knabe, Was hilft mir Hercul, was Achill? Wann ich den Helden nicht zu meinen Füssen habe, Der nicht empfinden will? Nur Heldenlorbeer will er sich erfechten, Dem Mars folgt er und dem Apoll, Die mit vereinter Hand ihm eine Crone flechten, Die ewig strahlen soll! Vermiſchte Gedichte. Mit Bitterkeit ſchilt ſie auf ihn hernieder, Fuͤhlt ſeine naſſe Klagen nicht. Ach! keinen Pfeil giebt ſie dem armen Knaben wieder? Nein, Spott ins Angeſicht! Er nennt ihr ſeines Bogens groͤßte Thaten, Und alle Helden, die er zwang, Daß ſie ihr opferten, und ihre Huͤlfe baten, Wann ſie ſein Pfeil durchdrang! Ja, ſpricht ſie, ſchweig, du nutzenloſer Knabe, Was hilft mir Hercul, was Achill? Wann ich den Helden nicht zu meinen Fuͤſſen habe, Der nicht empfinden will? Nur Heldenlorbeer will er ſich erfechten, Dem Mars folgt er und dem Apoll, Die mit vereinter Hand ihm eine Crone flechten, Die ewig ſtrahlen ſoll! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0378" n="334"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Mit Bitterkeit ſchilt ſie auf ihn hernieder,</l><lb/> <l>Fuͤhlt ſeine naſſe Klagen nicht.</l><lb/> <l>Ach! keinen Pfeil giebt ſie dem armen Knaben wieder?</l><lb/> <l>Nein, Spott ins Angeſicht!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Er nennt ihr ſeines Bogens groͤßte Thaten,</l><lb/> <l>Und alle Helden, die er zwang,</l><lb/> <l>Daß ſie ihr opferten, und ihre Huͤlfe baten,</l><lb/> <l>Wann ſie ſein Pfeil durchdrang!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Ja, ſpricht ſie, ſchweig, du nutzenloſer Knabe,</l><lb/> <l>Was hilft mir Hercul, was Achill?</l><lb/> <l>Wann ich den Helden nicht zu meinen Fuͤſſen habe,</l><lb/> <l>Der nicht empfinden will?</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="7"> <l>Nur Heldenlorbeer will er ſich erfechten,</l><lb/> <l>Dem Mars folgt er und dem Apoll,</l><lb/> <l>Die mit vereinter Hand ihm eine Crone flechten,</l><lb/> <l>Die ewig ſtrahlen ſoll!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0378]
Vermiſchte Gedichte.
Mit Bitterkeit ſchilt ſie auf ihn hernieder,
Fuͤhlt ſeine naſſe Klagen nicht.
Ach! keinen Pfeil giebt ſie dem armen Knaben wieder?
Nein, Spott ins Angeſicht!
Er nennt ihr ſeines Bogens groͤßte Thaten,
Und alle Helden, die er zwang,
Daß ſie ihr opferten, und ihre Huͤlfe baten,
Wann ſie ſein Pfeil durchdrang!
Ja, ſpricht ſie, ſchweig, du nutzenloſer Knabe,
Was hilft mir Hercul, was Achill?
Wann ich den Helden nicht zu meinen Fuͤſſen habe,
Der nicht empfinden will?
Nur Heldenlorbeer will er ſich erfechten,
Dem Mars folgt er und dem Apoll,
Die mit vereinter Hand ihm eine Crone flechten,
Die ewig ſtrahlen ſoll!
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