Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Erstes Buch. Darf ich der armen Bergstadt sagen,Daß Deine Seele, Königin! Gerühret sey von ihren Klagen? Verzeyhst Du mir, daß ich verwegen bin, Halb ungeduldig Dich zu fragen? Ach siehe doch, der Herbst entflieht mit kürzern Tagen Allzugeschwind, und bald verhüllt Die Sonne sich, mit kalter Wolke! Wenn denn der rauhe Nord vom Harzgebürge brüllt; Dann machet er dem armen Volke Das in dem Bretterhause sitzt, Die Glieder kalt und starr, daß frommer Andacht Feuer Kaum noch des Hörers Herz erhitzt. Frau, ich beschwöre Dich bey allem, was Dir theuer In Deines Herzens Augen jemals war! Erſtes Buch. Darf ich der armen Bergſtadt ſagen,Daß Deine Seele, Koͤnigin! Geruͤhret ſey von ihren Klagen? Verzeyhſt Du mir, daß ich verwegen bin, Halb ungeduldig Dich zu fragen? Ach ſiehe doch, der Herbſt entflieht mit kuͤrzern Tagen Allzugeſchwind, und bald verhuͤllt Die Sonne ſich, mit kalter Wolke! Wenn denn der rauhe Nord vom Harzgebuͤrge bruͤllt; Dann machet er dem armen Volke Das in dem Bretterhauſe ſitzt, Die Glieder kalt und ſtarr, daß frommer Andacht Feuer Kaum noch des Hoͤrers Herz erhitzt. Frau, ich beſchwoͤre Dich bey allem, was Dir theuer In Deines Herzens Augen jemals war! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem" n="1"> <l><pb facs="#f0311" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſtes Buch.</hi></fw><lb/> Darf ich der armen Bergſtadt ſagen,<lb/> Daß Deine Seele, Koͤnigin!<lb/> Geruͤhret ſey von ihren Klagen?<lb/> Verzeyhſt Du mir, daß ich verwegen bin,<lb/> Halb ungeduldig Dich zu fragen?</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="2"> <l>Ach ſiehe doch, der Herbſt entflieht mit kuͤrzern<lb/><hi rendition="#et">Tagen</hi><lb/> Allzugeſchwind, und bald verhuͤllt<lb/> Die Sonne ſich, mit kalter Wolke!<lb/> Wenn denn der rauhe Nord vom Harzgebuͤrge bruͤllt;<lb/> Dann machet er dem armen Volke<lb/> Das in dem Bretterhauſe ſitzt,<lb/> Die Glieder kalt und ſtarr, daß frommer Andacht<lb/><hi rendition="#et">Feuer</hi><lb/> Kaum noch des Hoͤrers Herz erhitzt.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="3"> <l>Frau, ich beſchwoͤre Dich bey allem, was Dir theuer<lb/> In Deines Herzens Augen jemals war!<lb/></l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [267/0311]
Erſtes Buch.
Darf ich der armen Bergſtadt ſagen,
Daß Deine Seele, Koͤnigin!
Geruͤhret ſey von ihren Klagen?
Verzeyhſt Du mir, daß ich verwegen bin,
Halb ungeduldig Dich zu fragen?
Ach ſiehe doch, der Herbſt entflieht mit kuͤrzern
Tagen
Allzugeſchwind, und bald verhuͤllt
Die Sonne ſich, mit kalter Wolke!
Wenn denn der rauhe Nord vom Harzgebuͤrge bruͤllt;
Dann machet er dem armen Volke
Das in dem Bretterhauſe ſitzt,
Die Glieder kalt und ſtarr, daß frommer Andacht
Feuer
Kaum noch des Hoͤrers Herz erhitzt.
Frau, ich beſchwoͤre Dich bey allem, was Dir theuer
In Deines Herzens Augen jemals war!
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