Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Buch.
Einsam will ich irren
Melancholisch girren
Wie des Turteltäubchens Gatte thut;
Dem der Habicht sein Vergnügen
Nahm, mit Räuberwuth
Da, wo nie ein Thau gefallen,
Wo noch nie ein Mädchen ward geküßt,
Wo kein Lied der Nachtigallen,
Und kein Schäfer-Rohr zu hören ist,
Da, wo mitternächtig
Schwarz und schröcklich prächtig
Nur die Furcht ihr ewig Wohnhaus hat,
In der Wüste will ich taumeln,
Meines Lebens satt.


Viertes Buch.
Einſam will ich irren
Melancholiſch girren
Wie des Turteltaͤubchens Gatte thut;
Dem der Habicht ſein Vergnuͤgen
Nahm, mit Raͤuberwuth
Da, wo nie ein Thau gefallen,
Wo noch nie ein Maͤdchen ward gekuͤßt,
Wo kein Lied der Nachtigallen,
Und kein Schaͤfer-Rohr zu hoͤren iſt,
Da, wo mitternaͤchtig
Schwarz und ſchroͤcklich praͤchtig
Nur die Furcht ihr ewig Wohnhaus hat,
In der Wuͤſte will ich taumeln,
Meines Lebens ſatt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem" n="4">
            <l><pb facs="#f0295" n="251"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi></fw><lb/>
Ein&#x017F;am will ich irren<lb/>
Melancholi&#x017F;ch girren<lb/>
Wie des Turtelta&#x0364;ubchens Gatte thut;<lb/>
Dem der Habicht &#x017F;ein Vergnu&#x0364;gen<lb/>
Nahm, mit Ra&#x0364;uberwuth</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="5">
            <l>Da, wo nie ein Thau gefallen,<lb/>
Wo noch nie ein Ma&#x0364;dchen ward geku&#x0364;ßt,<lb/>
Wo kein Lied der Nachtigallen,<lb/>
Und kein Scha&#x0364;fer-Rohr zu ho&#x0364;ren i&#x017F;t,<lb/>
Da, wo mitterna&#x0364;chtig<lb/>
Schwarz und &#x017F;chro&#x0364;cklich pra&#x0364;chtig<lb/>
Nur die Furcht ihr ewig Wohnhaus hat,<lb/>
In der Wu&#x0364;&#x017F;te will ich taumeln,<lb/>
Meines Lebens &#x017F;att.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0295] Viertes Buch. Einſam will ich irren Melancholiſch girren Wie des Turteltaͤubchens Gatte thut; Dem der Habicht ſein Vergnuͤgen Nahm, mit Raͤuberwuth Da, wo nie ein Thau gefallen, Wo noch nie ein Maͤdchen ward gekuͤßt, Wo kein Lied der Nachtigallen, Und kein Schaͤfer-Rohr zu hoͤren iſt, Da, wo mitternaͤchtig Schwarz und ſchroͤcklich praͤchtig Nur die Furcht ihr ewig Wohnhaus hat, In der Wuͤſte will ich taumeln, Meines Lebens ſatt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/295
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/295>, abgerufen am 03.05.2024.