Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Oden. Der Reiche wühlt in seines Goldes Haufen: Sein Abgott haucht nicht Leben ein. Gesundheit oder Jahre noch zu kaufen Dazu sind beyde Welten viel zu klein. Das kranke Mädchen fodert auf ihr Lager Den Spiegel, zittert und erschrickt Wenn sie auf ihrer Wange, blaß und mager Des Todes drohende Gestalt erblickt! Den Jüngling wirft, trotz der belebten Glieder, Trotz seines Muths im Angesicht, Mit Riesen-Arm ein Fieber schnell danieder. Witz, Jugend, Stärke, alles half ihm nicht! Der Weltbezwinger! (Nationen krochen Im Staub und horchten sein Geboth --) Krank liegt er machtlos. O! sein Blick gebrochen Befiehlt nicht mehr. Im Auge sitzt der Tod. Oden. Der Reiche wuͤhlt in ſeines Goldes Haufen: Sein Abgott haucht nicht Leben ein. Geſundheit oder Jahre noch zu kaufen Dazu ſind beyde Welten viel zu klein. Das kranke Maͤdchen fodert auf ihr Lager Den Spiegel, zittert und erſchrickt Wenn ſie auf ihrer Wange, blaß und mager Des Todes drohende Geſtalt erblickt! Den Juͤngling wirft, trotz der belebten Glieder, Trotz ſeines Muths im Angeſicht, Mit Rieſen-Arm ein Fieber ſchnell danieder. Witz, Jugend, Staͤrke, alles half ihm nicht! Der Weltbezwinger! (Nationen krochen Im Staub und horchten ſein Geboth —) Krank liegt er machtlos. O! ſein Blick gebrochen Befiehlt nicht mehr. Im Auge ſitzt der Tod. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0252" n="208"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Oden.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="1"> <l>Der Reiche wuͤhlt in ſeines Goldes Haufen:<lb/> Sein Abgott haucht nicht Leben ein.<lb/> Geſundheit oder Jahre noch zu kaufen<lb/> Dazu ſind beyde Welten viel zu klein.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="2"> <l>Das kranke Maͤdchen fodert auf ihr Lager<lb/> Den Spiegel, zittert und erſchrickt<lb/> Wenn ſie auf ihrer Wange, blaß und mager<lb/> Des Todes drohende Geſtalt erblickt!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="3"> <l>Den Juͤngling wirft, trotz der belebten Glieder,<lb/> Trotz ſeines Muths im Angeſicht,<lb/> Mit Rieſen-Arm ein Fieber ſchnell danieder.<lb/> Witz, Jugend, Staͤrke, alles half ihm nicht!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Der Weltbezwinger! (Nationen krochen<lb/> Im Staub und horchten ſein Geboth —)<lb/> Krank liegt er machtlos. O! ſein Blick gebrochen<lb/> Befiehlt nicht mehr. Im Auge ſitzt der Tod.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0252]
Oden.
Der Reiche wuͤhlt in ſeines Goldes Haufen:
Sein Abgott haucht nicht Leben ein.
Geſundheit oder Jahre noch zu kaufen
Dazu ſind beyde Welten viel zu klein.
Das kranke Maͤdchen fodert auf ihr Lager
Den Spiegel, zittert und erſchrickt
Wenn ſie auf ihrer Wange, blaß und mager
Des Todes drohende Geſtalt erblickt!
Den Juͤngling wirft, trotz der belebten Glieder,
Trotz ſeines Muths im Angeſicht,
Mit Rieſen-Arm ein Fieber ſchnell danieder.
Witz, Jugend, Staͤrke, alles half ihm nicht!
Der Weltbezwinger! (Nationen krochen
Im Staub und horchten ſein Geboth —)
Krank liegt er machtlos. O! ſein Blick gebrochen
Befiehlt nicht mehr. Im Auge ſitzt der Tod.
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