Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Buch.
Vorbitte wegen eines Nußbaums
an Palemon.



Erheitre nicht des Garten-Hauses Wände,
Und fälle nicht, um einer Handbreit Raum,
Durch Eisen und durch zwey gedungne Hände,
Den schattigten Baum.
Selbst der Prophet, der Ninivens Verderben
Hartnäckig foderte, ganz Menschenfeind,
Hat einst, gerührt von einer Pflanze Sterben,
Den Kürbis beweint.
Und du, ganz Menschenfreund, du willst die Hiebe
Im hohen Baum? auf dessen Zweigen oft
Ein Vogel singt, der lockend, seiner Liebe
Befriedigung hofft?
N 5
Viertes Buch.
Vorbitte wegen eines Nußbaums
an Palemon.



Erheitre nicht des Garten-Hauſes Waͤnde,
Und faͤlle nicht, um einer Handbreit Raum,
Durch Eiſen und durch zwey gedungne Haͤnde,
Den ſchattigten Baum.
Selbſt der Prophet, der Ninivens Verderben
Hartnaͤckig foderte, ganz Menſchenfeind,
Hat einſt, geruͤhrt von einer Pflanze Sterben,
Den Kuͤrbis beweint.
Und du, ganz Menſchenfreund, du willſt die Hiebe
Im hohen Baum? auf deſſen Zweigen oft
Ein Vogel ſingt, der lockend, ſeiner Liebe
Befriedigung hofft?
N 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0245" n="201"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Vorbitte wegen eines Nußbaums</hi><lb/>
an Palemon.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#c">(Zu Magdeburg den 18ten des Herb&#x017F;tmonats 1761.)</hi> </dateline><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem" n="7">
            <l>Erheitre nicht des Garten-Hau&#x017F;es Wa&#x0364;nde,<lb/>
Und fa&#x0364;lle nicht, um einer Handbreit Raum,<lb/>
Durch Ei&#x017F;en und durch zwey gedungne Ha&#x0364;nde,<lb/>
Den &#x017F;chattigten Baum.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="1">
            <l>Selb&#x017F;t der Prophet, der Ninivens Verderben<lb/>
Hartna&#x0364;ckig foderte, ganz Men&#x017F;chenfeind,<lb/>
Hat ein&#x017F;t, geru&#x0364;hrt von einer Pflanze Sterben,<lb/>
Den Ku&#x0364;rbis beweint.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="2">
            <l>Und du, ganz Men&#x017F;chenfreund, du will&#x017F;t die Hiebe<lb/>
Im hohen Baum? auf de&#x017F;&#x017F;en Zweigen oft<lb/>
Ein Vogel &#x017F;ingt, der lockend, &#x017F;einer Liebe<lb/>
Befriedigung hofft?</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">N 5</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0245] Viertes Buch. Vorbitte wegen eines Nußbaums an Palemon. (Zu Magdeburg den 18ten des Herbſtmonats 1761.) Erheitre nicht des Garten-Hauſes Waͤnde, Und faͤlle nicht, um einer Handbreit Raum, Durch Eiſen und durch zwey gedungne Haͤnde, Den ſchattigten Baum. Selbſt der Prophet, der Ninivens Verderben Hartnaͤckig foderte, ganz Menſchenfeind, Hat einſt, geruͤhrt von einer Pflanze Sterben, Den Kuͤrbis beweint. Und du, ganz Menſchenfreund, du willſt die Hiebe Im hohen Baum? auf deſſen Zweigen oft Ein Vogel ſingt, der lockend, ſeiner Liebe Befriedigung hofft? N 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/245
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/245>, abgerufen am 20.04.2024.