Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.
Die Sehnsucht der Freundschaft,
an Herrn Gleim.



Freund, vom nächtlichen Mahl deines und meines
geliebten
Sulzers gekommen, verbiet ich der Ruh,
Daß sie mich eher nicht reizt, bis ich Gedanken geschrieben;
Tausende flattern dir zu!
Wie von Herzen der Braut einzelne Sorgen
entfliehen
Zu dem Geliebten ins ferne Gezelt,
Ob sie der Krieger noch denkt? also sorg ich, ob immer
Mein Gesang dir gefällt.
Achtzehnmahl flohe die Nacht vor dem kommenden
Tage;
Aber noch schattigt, mit Dunkel noch voll;
Wie die Wolke, so schwer ist die Seele der Sapho (*) Wenn sie schwingen sich soll.
L 2
Drittes Buch.
Die Sehnſucht der Freundſchaft,
an Herrn Gleim.



Freund, vom naͤchtlichen Mahl deines und meines
geliebten
Sulzers gekommen, verbiet ich der Ruh,
Daß ſie mich eher nicht reizt, bis ich Gedanken geſchrieben;
Tauſende flattern dir zu!
Wie von Herzen der Braut einzelne Sorgen
entfliehen
Zu dem Geliebten ins ferne Gezelt,
Ob ſie der Krieger noch denkt? alſo ſorg ich, ob immer
Mein Geſang dir gefaͤllt.
Achtzehnmahl flohe die Nacht vor dem kommenden
Tage;
Aber noch ſchattigt, mit Dunkel noch voll;
Wie die Wolke, ſo ſchwer iſt die Seele der Sapho (*) Wenn ſie ſchwingen ſich ſoll.
L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0207" n="163"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Sehn&#x017F;ucht der Freund&#x017F;chaft,<lb/>
an Herrn Gleim.</hi> </head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#c">(Zu Berlin den 21ten des Heumonats 1761.)</hi> </dateline><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem" n="6">
            <l>Freund, vom na&#x0364;chtlichen Mahl deines und meines<lb/><hi rendition="#et">geliebten</hi><lb/>
Sulzers gekommen, verbiet ich der Ruh,<lb/>
Daß &#x017F;ie mich eher nicht reizt, bis ich Gedanken ge&#x017F;chrieben;<lb/>
Tau&#x017F;ende flattern dir zu!</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="7">
            <l>Wie von Herzen der Braut einzelne Sorgen<lb/><hi rendition="#et">entfliehen</hi><lb/>
Zu dem Geliebten ins ferne Gezelt,<lb/>
Ob &#x017F;ie der Krieger noch denkt? al&#x017F;o &#x017F;org ich, ob immer<lb/>
Mein Ge&#x017F;ang dir gefa&#x0364;llt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="1">
            <l>Achtzehnmahl flohe die Nacht vor dem kommenden<lb/><hi rendition="#et">Tage;</hi><lb/>
Aber noch &#x017F;chattigt, mit Dunkel noch voll;<lb/>
Wie die Wolke, &#x017F;o &#x017F;chwer i&#x017F;t die Seele der Sapho <note xml:id="e4a" next="#e4b" place="end" n="(*)"/><lb/>
Wenn &#x017F;ie &#x017F;chwingen &#x017F;ich &#x017F;oll.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0207] Drittes Buch. Die Sehnſucht der Freundſchaft, an Herrn Gleim. (Zu Berlin den 21ten des Heumonats 1761.) Freund, vom naͤchtlichen Mahl deines und meines geliebten Sulzers gekommen, verbiet ich der Ruh, Daß ſie mich eher nicht reizt, bis ich Gedanken geſchrieben; Tauſende flattern dir zu! Wie von Herzen der Braut einzelne Sorgen entfliehen Zu dem Geliebten ins ferne Gezelt, Ob ſie der Krieger noch denkt? alſo ſorg ich, ob immer Mein Geſang dir gefaͤllt. Achtzehnmahl flohe die Nacht vor dem kommenden Tage; Aber noch ſchattigt, mit Dunkel noch voll; Wie die Wolke, ſo ſchwer iſt die Seele der Sapho ⁽*⁾ Wenn ſie ſchwingen ſich ſoll. L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/207
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/207>, abgerufen am 22.11.2024.