Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.
Den Wandrer drückt der nassen Kleider Bürde,
Nach heitren Tagen seufzet er;
Und der Soldat klagt: Von dem Regen würde,
Rost auf dem glänzenden Gewehr!
Die schönen Kinder fühlen lange Weile,
Ihr Auge fragt das Wetter-Glas:
Ob bald die Sonne das Gewölk zertheile?
Den Tannenhäyn macht es zu naß.
Und selbst dein Sulzer fragt mit trüben Blicken
Ob bald der Garten trocken ist?
Wo er in grün und bunten Meisterstücken
Beweise von dem Schöpfer liest!
So ists o Freund, wir wünschen und empfangen;
Und die Begierde, niemals satt,
Häuft Wunsch auf Wunsch; ihr heftiges Verlangen
Klagt, daß sie neuen Mangel hat.
L
Drittes Buch.
Den Wandrer druͤckt der naſſen Kleider Buͤrde,
Nach heitren Tagen ſeufzet er;
Und der Soldat klagt: Von dem Regen wuͤrde,
Roſt auf dem glaͤnzenden Gewehr!
Die ſchoͤnen Kinder fuͤhlen lange Weile,
Ihr Auge fragt das Wetter-Glas:
Ob bald die Sonne das Gewoͤlk zertheile?
Den Tannenhaͤyn macht es zu naß.
Und ſelbſt dein Sulzer fragt mit truͤben Blicken
Ob bald der Garten trocken iſt?
Wo er in gruͤn und bunten Meiſterſtuͤcken
Beweiſe von dem Schoͤpfer lieſt!
So iſts o Freund, wir wuͤnſchen und empfangen;
Und die Begierde, niemals ſatt,
Haͤuft Wunſch auf Wunſch; ihr heftiges Verlangen
Klagt, daß ſie neuen Mangel hat.
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0205" n="161"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem" n="7">
            <l>Den Wandrer dru&#x0364;ckt der na&#x017F;&#x017F;en Kleider Bu&#x0364;rde,<lb/>
Nach heitren Tagen &#x017F;eufzet er;<lb/>
Und der Soldat klagt: Von dem Regen wu&#x0364;rde,<lb/>
Ro&#x017F;t auf dem gla&#x0364;nzenden Gewehr!</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="1">
            <l>Die &#x017F;cho&#x0364;nen Kinder fu&#x0364;hlen lange Weile,<lb/>
Ihr Auge fragt das Wetter-Glas:<lb/>
Ob bald die Sonne das Gewo&#x0364;lk zertheile?<lb/>
Den Tannenha&#x0364;yn macht es zu naß.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="2">
            <l>Und &#x017F;elb&#x017F;t dein Sulzer fragt mit tru&#x0364;ben Blicken<lb/>
Ob bald der Garten trocken i&#x017F;t?<lb/>
Wo er in gru&#x0364;n und bunten Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;cken<lb/>
Bewei&#x017F;e von dem Scho&#x0364;pfer lie&#x017F;t!</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="3">
            <l>So i&#x017F;ts o Freund, wir wu&#x0364;n&#x017F;chen und empfangen;<lb/>
Und die Begierde, niemals &#x017F;att,<lb/>
Ha&#x0364;uft Wun&#x017F;ch auf Wun&#x017F;ch; ihr heftiges Verlangen<lb/>
Klagt, daß &#x017F;ie neuen Mangel hat.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">L</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0205] Drittes Buch. Den Wandrer druͤckt der naſſen Kleider Buͤrde, Nach heitren Tagen ſeufzet er; Und der Soldat klagt: Von dem Regen wuͤrde, Roſt auf dem glaͤnzenden Gewehr! Die ſchoͤnen Kinder fuͤhlen lange Weile, Ihr Auge fragt das Wetter-Glas: Ob bald die Sonne das Gewoͤlk zertheile? Den Tannenhaͤyn macht es zu naß. Und ſelbſt dein Sulzer fragt mit truͤben Blicken Ob bald der Garten trocken iſt? Wo er in gruͤn und bunten Meiſterſtuͤcken Beweiſe von dem Schoͤpfer lieſt! So iſts o Freund, wir wuͤnſchen und empfangen; Und die Begierde, niemals ſatt, Haͤuft Wunſch auf Wunſch; ihr heftiges Verlangen Klagt, daß ſie neuen Mangel hat. L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/205
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/205>, abgerufen am 25.04.2024.