Zwar des Frühlings Foderungen Mich zu freuen, die verwerf' ich nicht, Weil von dem, der ihn gesungen, Jedes Blat und jede Blume spricht; Doch in dieser Freude, Nur geborgtem Kleide Gehet der ernährte Gram versteckt, Den der Lenz zu neuen Klagen Lockend weckt.
Ach in jenen goldnen Jahren, Blieben Glück und Freude mir getreu, Die in deinem Umgang waren, Und kein Tag ging ohne dich vorbey! Du! der meinem Leben, Grössern Werth gegeben; Niemahls liebten zweene Brüder sich, So, als wir vereinte Wesen, Du und ich!
Oden.
Zwar des Fruͤhlings Foderungen Mich zu freuen, die verwerf’ ich nicht, Weil von dem, der ihn geſungen, Jedes Blat und jede Blume ſpricht; Doch in dieſer Freude, Nur geborgtem Kleide Gehet der ernaͤhrte Gram verſteckt, Den der Lenz zu neuen Klagen Lockend weckt.
Ach in jenen goldnen Jahren, Blieben Gluͤck und Freude mir getreu, Die in deinem Umgang waren, Und kein Tag ging ohne dich vorbey! Du! der meinem Leben, Groͤſſern Werth gegeben; Niemahls liebten zweene Bruͤder ſich, So, als wir vereinte Weſen, Du und ich!
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Oden.
Zwar des Fruͤhlings Foderungen
Mich zu freuen, die verwerf’ ich nicht,
Weil von dem, der ihn geſungen,
Jedes Blat und jede Blume ſpricht;
Doch in dieſer Freude,
Nur geborgtem Kleide
Gehet der ernaͤhrte Gram verſteckt,
Den der Lenz zu neuen Klagen
Lockend weckt.
Ach in jenen goldnen Jahren,
Blieben Gluͤck und Freude mir getreu,
Die in deinem Umgang waren,
Und kein Tag ging ohne dich vorbey!
Du! der meinem Leben,
Groͤſſern Werth gegeben;
Niemahls liebten zweene Bruͤder ſich,
So, als wir vereinte Weſen,
Du und ich!
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Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/202>, abgerufen am 16.02.2025.
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