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Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.

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Drittes Buch.
Ihr holder Reiz! der Tod nahm ihn zum Raube;
Der schöne Mund! nicht mehr für deinen Kuß!
Aus ihm entfloh ihr schöner Geist dem Staube,
Zu himmlischem Genuß!
Drey Töchter blieben nur, die durch ihr Lallen
Dich tiefer ritzten in der bangen Brust,
So wie im Lenz die Rosenblätter fallen,
Verwelkte deine Lust!
Zwölfmal hat schon der Mond in vollem Lichte
Dir zugesehn, wenn schwärzer, als die Nacht,
Der tiefe Gram von deinem Angesichte
Den Schlaf entfliehn gemacht!
Hör einmal auf, und wende deine Blicke
Vom Grab, geneuß des Lebens kurzen Traum!
Ach! ohne Liebe bleibt im größten Glücke
Das Herz ein leerer Raum!
K
Drittes Buch.
Ihr holder Reiz! der Tod nahm ihn zum Raube;
Der ſchoͤne Mund! nicht mehr fuͤr deinen Kuß!
Aus ihm entfloh ihr ſchoͤner Geiſt dem Staube,
Zu himmliſchem Genuß!
Drey Toͤchter blieben nur, die durch ihr Lallen
Dich tiefer ritzten in der bangen Bruſt,
So wie im Lenz die Roſenblaͤtter fallen,
Verwelkte deine Luſt!
Zwoͤlfmal hat ſchon der Mond in vollem Lichte
Dir zugeſehn, wenn ſchwaͤrzer, als die Nacht,
Der tiefe Gram von deinem Angeſichte
Den Schlaf entfliehn gemacht!
Hoͤr einmal auf, und wende deine Blicke
Vom Grab, geneuß des Lebens kurzen Traum!
Ach! ohne Liebe bleibt im groͤßten Gluͤcke
Das Herz ein leerer Raum!
K
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[145/0189] Drittes Buch. Ihr holder Reiz! der Tod nahm ihn zum Raube; Der ſchoͤne Mund! nicht mehr fuͤr deinen Kuß! Aus ihm entfloh ihr ſchoͤner Geiſt dem Staube, Zu himmliſchem Genuß! Drey Toͤchter blieben nur, die durch ihr Lallen Dich tiefer ritzten in der bangen Bruſt, So wie im Lenz die Roſenblaͤtter fallen, Verwelkte deine Luſt! Zwoͤlfmal hat ſchon der Mond in vollem Lichte Dir zugeſehn, wenn ſchwaͤrzer, als die Nacht, Der tiefe Gram von deinem Angeſichte Den Schlaf entfliehn gemacht! Hoͤr einmal auf, und wende deine Blicke Vom Grab, geneuß des Lebens kurzen Traum! Ach! ohne Liebe bleibt im groͤßten Gluͤcke Das Herz ein leerer Raum! K

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/189>, abgerufen am 28.03.2024.