nehmen nicht blos sagt, es gefällt, sondern es ver- gnügt. Es ist nicht ein bloßer Beyfall, den ich ihm widme, sondern Neigung wird dadurch erzeugt und zu dem, was auf die lebhafteste Art angenehm ist, gehört sogar kein Urtheil über die Beschaffenheit des Objects, daß diejenigen, so immer nur aufs Geniessen ausge- hen, (denn das ist das Wort, womit man das Jn- nige des Vergnügens bezeichnet) sich gerne alles Urthei- lens überheben.
§. 4. Das Wohlgefallen am Guten ist mit Jn- teresse verbunden.
Gut ist das, was vermittelst der Vernunft durch den bloßen Begrif gefällt. Wir nennen einiges wozu gut, (das Nützliche) was nur als Mittel gefällt; ein anderes aber an sich gut, was für sich selbst gefällt. Jn beiden ist immer der Begrif eines Zwecks, mithin das Verhältnis der Vernunft zum (wenigstens mögli- lichen) Wollen, folglich ein Wohlgefallen am Daseyn eines Objects oder einer Handlung, d. i. irgend ein Jn- teresse enthalten.
Um etwas gut zu finden, muß ich jederzeit wissen, was der Gegenstand für ein Ding seyn solle, d. i. einen Begrif von demselben haben. Um Schönheit woran zu finden, habe ich das nicht nöthig. Blumen, freye Zeich- nungen, ohne Absicht in einander geschlungene Züge,
I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
nehmen nicht blos ſagt, es gefaͤllt, ſondern es ver- gnuͤgt. Es iſt nicht ein bloßer Beyfall, den ich ihm widme, ſondern Neigung wird dadurch erzeugt und zu dem, was auf die lebhafteſte Art angenehm iſt, gehoͤrt ſogar kein Urtheil uͤber die Beſchaffenheit des Objects, daß diejenigen, ſo immer nur aufs Genieſſen ausge- hen, (denn das iſt das Wort, womit man das Jn- nige des Vergnuͤgens bezeichnet) ſich gerne alles Urthei- lens uͤberheben.
§. 4. Das Wohlgefallen am Guten iſt mit Jn- tereſſe verbunden.
Gut iſt das, was vermittelſt der Vernunft durch den bloßen Begrif gefaͤllt. Wir nennen einiges wozu gut, (das Nuͤtzliche) was nur als Mittel gefaͤllt; ein anderes aber an ſich gut, was fuͤr ſich ſelbſt gefaͤllt. Jn beiden iſt immer der Begrif eines Zwecks, mithin das Verhaͤltnis der Vernunft zum (wenigſtens moͤgli- lichen) Wollen, folglich ein Wohlgefallen am Daſeyn eines Objects oder einer Handlung, d. i. irgend ein Jn- tereſſe enthalten.
Um etwas gut zu finden, muß ich jederzeit wiſſen, was der Gegenſtand fuͤr ein Ding ſeyn ſolle, d. i. einen Begrif von demſelben haben. Um Schoͤnheit woran zu finden, habe ich das nicht noͤthig. Blumen, freye Zeich- nungen, ohne Abſicht in einander geſchlungene Zuͤge,
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
nehmen nicht blos ſagt, es gefaͤllt, ſondern es ver-
gnuͤgt. Es iſt nicht ein bloßer Beyfall, den ich ihm
widme, ſondern Neigung wird dadurch erzeugt und zu
dem, was auf die lebhafteſte Art angenehm iſt, gehoͤrt
ſogar kein Urtheil uͤber die Beſchaffenheit des Objects,
daß diejenigen, ſo immer nur aufs Genieſſen ausge-
hen, (denn das iſt das Wort, womit man das Jn-
nige des Vergnuͤgens bezeichnet) ſich gerne alles Urthei-
lens uͤberheben.
§. 4.
Das Wohlgefallen am Guten iſt mit Jn-
tereſſe verbunden.
Gut iſt das, was vermittelſt der Vernunft durch
den bloßen Begrif gefaͤllt. Wir nennen einiges wozu
gut, (das Nuͤtzliche) was nur als Mittel gefaͤllt; ein
anderes aber an ſich gut, was fuͤr ſich ſelbſt gefaͤllt.
Jn beiden iſt immer der Begrif eines Zwecks, mithin
das Verhaͤltnis der Vernunft zum (wenigſtens moͤgli-
lichen) Wollen, folglich ein Wohlgefallen am Daſeyn
eines Objects oder einer Handlung, d. i. irgend ein Jn-
tereſſe enthalten.
Um etwas gut zu finden, muß ich jederzeit wiſſen,
was der Gegenſtand fuͤr ein Ding ſeyn ſolle, d. i. einen
Begrif von demſelben haben. Um Schoͤnheit woran zu
finden, habe ich das nicht noͤthig. Blumen, freye Zeich-
nungen, ohne Abſicht in einander geſchlungene Zuͤge,
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/74>, abgerufen am 29.11.2024.
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