Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790.II. Th. Critik der teleologischen Urtheilskraft. macht die Einheit vieler sich aus der Construction jenesBegrifs ergebender Regeln, die in mancherley möglicher Absicht zweckmäßig sind, begreiflich, ohne dieser Zweck- mäßigkeit einen Zweck, oder irgend einen andern Grund derselben unterlegen zu dürfen. Es ist hiemit nicht so bewandt, als wenn ich in einem, in gewisse Grenzen eingeschlossenen Jnbegriffe von Dingen außer mir, z. B. einem Garten, Ordnung und Regelmäßigkeit der Bäume, Blumenbetten, Gänge u. s. w. anträfe, wel- che ich a priori aus meiner beliebigen Umgrenzung eines Raums zu folgern nicht hoffen kann, weil es existirende Dinge sind, die empirisch gegeben seyn müssen, um er- kannt werden zu können, und nicht eine bloße nach ei- nem Princip a priori bestimmte Vorstellung in mir. Da- her die letztere (empirische) Zweckmäßigkeit, als Real, von dem Begriffe eines Zwecks abhängig ist. Aber auch der Grund der Bewunderung einer, ob- II. Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft. macht die Einheit vieler ſich aus der Conſtruction jenesBegrifs ergebender Regeln, die in mancherley moͤglicher Abſicht zweckmaͤßig ſind, begreiflich, ohne dieſer Zweck- maͤßigkeit einen Zweck, oder irgend einen andern Grund derſelben unterlegen zu duͤrfen. Es iſt hiemit nicht ſo bewandt, als wenn ich in einem, in gewiſſe Grenzen eingeſchloſſenen Jnbegriffe von Dingen außer mir, z. B. einem Garten, Ordnung und Regelmaͤßigkeit der Baͤume, Blumenbetten, Gaͤnge u. ſ. w. antraͤfe, wel- che ich a priori aus meiner beliebigen Umgrenzung eines Raums zu folgern nicht hoffen kann, weil es exiſtirende Dinge ſind, die empiriſch gegeben ſeyn muͤſſen, um er- kannt werden zu koͤnnen, und nicht eine bloße nach ei- nem Princip a priori beſtimmte Vorſtellung in mir. Da- her die letztere (empiriſche) Zweckmaͤßigkeit, als Real, von dem Begriffe eines Zwecks abhaͤngig iſt. Aber auch der Grund der Bewunderung einer, ob- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0335" n="271"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft.</fw><lb/> macht die Einheit vieler ſich aus der Conſtruction jenes<lb/> Begrifs ergebender Regeln, die in mancherley moͤglicher<lb/> Abſicht zweckmaͤßig ſind, begreiflich, ohne dieſer Zweck-<lb/> maͤßigkeit einen Zweck, oder irgend einen andern Grund<lb/> derſelben unterlegen zu duͤrfen. Es iſt hiemit nicht ſo<lb/> bewandt, als wenn ich in einem, in gewiſſe Grenzen<lb/> eingeſchloſſenen Jnbegriffe von <hi rendition="#fr">Dingen</hi> außer mir,<lb/> z. B. einem Garten, Ordnung und Regelmaͤßigkeit der<lb/> Baͤume, Blumenbetten, Gaͤnge u. ſ. w. antraͤfe, wel-<lb/> che ich <hi rendition="#aq">a priori</hi> aus meiner beliebigen Umgrenzung eines<lb/> Raums zu folgern nicht hoffen kann, weil es exiſtirende<lb/> Dinge ſind, die empiriſch gegeben ſeyn muͤſſen, um er-<lb/> kannt werden zu koͤnnen, und nicht eine bloße nach ei-<lb/> nem Princip <hi rendition="#aq">a priori</hi> beſtimmte Vorſtellung in mir. Da-<lb/> her die letztere (empiriſche) Zweckmaͤßigkeit, als <hi rendition="#fr">Real</hi>,<lb/> von dem Begriffe eines Zwecks abhaͤngig iſt.</p><lb/> <p>Aber auch der Grund der Bewunderung einer, ob-<lb/> zwar in dem Weſen der Dinge (ſofern ihre Begriffe con-<lb/> ſtruirt werden koͤnnen), wahrgenommenen Zweckmaͤſ-<lb/> ſigkeit laͤßt ſich ſehr wohl und zwar als rechtmaͤßig einſe-<lb/> hen. Die mannigfaltige Regeln, deren Einheit (aus<lb/> einem Princip) dieſe Bewunderung erregt, ſind insge-<lb/> ſamt ſynthetiſch und folgen nicht aus einem <hi rendition="#fr">Begriffe</hi><lb/> des Objects, z. B. des Cirkels, ſondern beduͤrfen es,<lb/> daß dieſes Object in der Anſchauung gegeben ſey. Da-<lb/> durch aber bekommt dieſe Einheit das Anſehen, als ob<lb/> ſie empiriſch einen von unſerer Vorſtellungskraft unter-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0335]
II. Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft.
macht die Einheit vieler ſich aus der Conſtruction jenes
Begrifs ergebender Regeln, die in mancherley moͤglicher
Abſicht zweckmaͤßig ſind, begreiflich, ohne dieſer Zweck-
maͤßigkeit einen Zweck, oder irgend einen andern Grund
derſelben unterlegen zu duͤrfen. Es iſt hiemit nicht ſo
bewandt, als wenn ich in einem, in gewiſſe Grenzen
eingeſchloſſenen Jnbegriffe von Dingen außer mir,
z. B. einem Garten, Ordnung und Regelmaͤßigkeit der
Baͤume, Blumenbetten, Gaͤnge u. ſ. w. antraͤfe, wel-
che ich a priori aus meiner beliebigen Umgrenzung eines
Raums zu folgern nicht hoffen kann, weil es exiſtirende
Dinge ſind, die empiriſch gegeben ſeyn muͤſſen, um er-
kannt werden zu koͤnnen, und nicht eine bloße nach ei-
nem Princip a priori beſtimmte Vorſtellung in mir. Da-
her die letztere (empiriſche) Zweckmaͤßigkeit, als Real,
von dem Begriffe eines Zwecks abhaͤngig iſt.
Aber auch der Grund der Bewunderung einer, ob-
zwar in dem Weſen der Dinge (ſofern ihre Begriffe con-
ſtruirt werden koͤnnen), wahrgenommenen Zweckmaͤſ-
ſigkeit laͤßt ſich ſehr wohl und zwar als rechtmaͤßig einſe-
hen. Die mannigfaltige Regeln, deren Einheit (aus
einem Princip) dieſe Bewunderung erregt, ſind insge-
ſamt ſynthetiſch und folgen nicht aus einem Begriffe
des Objects, z. B. des Cirkels, ſondern beduͤrfen es,
daß dieſes Object in der Anſchauung gegeben ſey. Da-
durch aber bekommt dieſe Einheit das Anſehen, als ob
ſie empiriſch einen von unſerer Vorſtellungskraft unter-
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