Der Transscendentalen Methodenlehre Viertes Hauptstück. Die Geschichte der reinen Vernunft.
Dieser Titel steht nur hier, um eine Stelle zu bezeich- nen, die im System übrig bleibt und künftig aus- gefüllet werden muß. Ich begnüge mich, aus einem blos transscendentalen Gesichtspuncte, nemlich der Natur der reinen Vernunft, einen flüchtigen Blick auf das Ganze der bisherigen Bearbeitungen derselben zu werfen, welches freilich meinem Auge zwar Gebäude, aber nur in Ruinen vorstellt.
Es ist merkwürdig gnug, ob es gleich natürlicher Weise nicht anders zugehen konte, daß die Menschen im Kindesalter der Philosophie davon anfiengen, wo wir iezt lieber endigen mögten, nemlich, zuerst die Erkentniß Gottes und Hoffnung, oder wol gar die Beschaffenheit einer andern Welt zu studiren. Was auch die alte Gebräuche, die noch von dem rohen Zustande der Völker übrig waren, vor grobe Religionsbegriffe eingeführt haben mochten, so hinderte dieses doch nicht den aufgeklärtern Theil, sich freien Nachforschungen über diesen Gegenstand zu widmen und man sahe leicht ein, daß es keine gründliche und zu- verlässigere Art geben könne, der unsichtbaren Macht, die die Welt regiert, zu gefallen, um wenigstens in einer andern
Welt
Methodenlehre IV. Hauptſt.
Der Transſcendentalen Methodenlehre Viertes Hauptſtuͤck. Die Geſchichte der reinen Vernunft.
Dieſer Titel ſteht nur hier, um eine Stelle zu bezeich- nen, die im Syſtem uͤbrig bleibt und kuͤnftig aus- gefuͤllet werden muß. Ich begnuͤge mich, aus einem blos transſcendentalen Geſichtspuncte, nemlich der Natur der reinen Vernunft, einen fluͤchtigen Blick auf das Ganze der bisherigen Bearbeitungen derſelben zu werfen, welches freilich meinem Auge zwar Gebaͤude, aber nur in Ruinen vorſtellt.
Es iſt merkwuͤrdig gnug, ob es gleich natuͤrlicher Weiſe nicht anders zugehen konte, daß die Menſchen im Kindesalter der Philoſophie davon anfiengen, wo wir iezt lieber endigen moͤgten, nemlich, zuerſt die Erkentniß Gottes und Hoffnung, oder wol gar die Beſchaffenheit einer andern Welt zu ſtudiren. Was auch die alte Gebraͤuche, die noch von dem rohen Zuſtande der Voͤlker uͤbrig waren, vor grobe Religionsbegriffe eingefuͤhrt haben mochten, ſo hinderte dieſes doch nicht den aufgeklaͤrtern Theil, ſich freien Nachforſchungen uͤber dieſen Gegenſtand zu widmen und man ſahe leicht ein, daß es keine gruͤndliche und zu- verlaͤſſigere Art geben koͤnne, der unſichtbaren Macht, die die Welt regiert, zu gefallen, um wenigſtens in einer andern
Welt
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Methodenlehre IV. Hauptſt.
Der
Transſcendentalen Methodenlehre
Viertes Hauptſtuͤck.
Die Geſchichte der reinen Vernunft.
Dieſer Titel ſteht nur hier, um eine Stelle zu bezeich-
nen, die im Syſtem uͤbrig bleibt und kuͤnftig aus-
gefuͤllet werden muß. Ich begnuͤge mich, aus einem blos
transſcendentalen Geſichtspuncte, nemlich der Natur der
reinen Vernunft, einen fluͤchtigen Blick auf das Ganze
der bisherigen Bearbeitungen derſelben zu werfen, welches
freilich meinem Auge zwar Gebaͤude, aber nur in Ruinen
vorſtellt.
Es iſt merkwuͤrdig gnug, ob es gleich natuͤrlicher
Weiſe nicht anders zugehen konte, daß die Menſchen im
Kindesalter der Philoſophie davon anfiengen, wo wir iezt
lieber endigen moͤgten, nemlich, zuerſt die Erkentniß Gottes
und Hoffnung, oder wol gar die Beſchaffenheit einer
andern Welt zu ſtudiren. Was auch die alte Gebraͤuche,
die noch von dem rohen Zuſtande der Voͤlker uͤbrig waren,
vor grobe Religionsbegriffe eingefuͤhrt haben mochten, ſo
hinderte dieſes doch nicht den aufgeklaͤrtern Theil, ſich
freien Nachforſchungen uͤber dieſen Gegenſtand zu widmen
und man ſahe leicht ein, daß es keine gruͤndliche und zu-
verlaͤſſigere Art geben koͤnne, der unſichtbaren Macht, die
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 852. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/882>, abgerufen am 21.11.2024.
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