werden kan und keine zufällige Hinzusetzung, oder unbestim- te Grösse der Vollkommenheit, die nicht ihre a priori be- stimte Gränzen habe, statt findet. Das Ganze ist also gegliedert (articulatio) und nicht gehäuft (coacervatio); es kan zwar innerlich (per intus susceptionem), aber nicht äusserlich (per appositionem) wachsen, wie ein thierischer Cörper, dessen Wachsthum kein Glied hinzusezt, sondern, ohne Veränderung der Proportion, ein iedes zu seinen Zwecken stärker und tüchtiger macht.
Die Idee bedarf zur Ausführung ein Schema, d. i. eine a priori aus dem Princip des Zwecks bestimte wesent- liche Mannigfaltigkeit und Ordnung der Theile. Das Schema, welches nicht nach einer Idee, d. i. aus dem Hauptzwecke der Vernunft, sondern empirisch, nach zu- fällig sich darbietenden Absichten (deren Menge man nicht voraus wissen kan), entworfen wird, giebt technische, das- ienige aber, was nur zu Folge einer Idee entspringt (wo die Vernunft die Zwecke a priori aufgiebt und nicht em- pirisch erwartet), gründet architectonische Einheit. Nicht technisch, wegen der Aehnlichkeit des Mannigfaltigen, oder des zufälligen Gebrauchs der Erkentniß in concreto zu allerley beliebigen äusseren Zwecken, sondern architecto- nisch, um der Verwandschaft willen und der Ableitung von einem einigen obersten und inneren Zwecke, der das Ganze allererst möglich macht, kan dasienige entspringen, was wir Wissenschaft nennen, dessen Schema den Umriß (monogramma) und die Eintheilung des Ganzen in Glie-
der,
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Die Architectonik der reinen Vernunft.
werden kan und keine zufaͤllige Hinzuſetzung, oder unbeſtim- te Groͤſſe der Vollkommenheit, die nicht ihre a priori be- ſtimte Graͤnzen habe, ſtatt findet. Das Ganze iſt alſo gegliedert (articulatio) und nicht gehaͤuft (coacervatio); es kan zwar innerlich (per intus ſuſceptionem), aber nicht aͤuſſerlich (per appoſitionem) wachſen, wie ein thieriſcher Coͤrper, deſſen Wachsthum kein Glied hinzuſezt, ſondern, ohne Veraͤnderung der Proportion, ein iedes zu ſeinen Zwecken ſtaͤrker und tuͤchtiger macht.
Die Idee bedarf zur Ausfuͤhrung ein Schema, d. i. eine a priori aus dem Princip des Zwecks beſtimte weſent- liche Mannigfaltigkeit und Ordnung der Theile. Das Schema, welches nicht nach einer Idee, d. i. aus dem Hauptzwecke der Vernunft, ſondern empiriſch, nach zu- faͤllig ſich darbietenden Abſichten (deren Menge man nicht voraus wiſſen kan), entworfen wird, giebt techniſche, das- ienige aber, was nur zu Folge einer Idee entſpringt (wo die Vernunft die Zwecke a priori aufgiebt und nicht em- piriſch erwartet), gruͤndet architectoniſche Einheit. Nicht techniſch, wegen der Aehnlichkeit des Mannigfaltigen, oder des zufaͤlligen Gebrauchs der Erkentniß in concreto zu allerley beliebigen aͤuſſeren Zwecken, ſondern architecto- niſch, um der Verwandſchaft willen und der Ableitung von einem einigen oberſten und inneren Zwecke, der das Ganze allererſt moͤglich macht, kan dasienige entſpringen, was wir Wiſſenſchaft nennen, deſſen Schema den Umriß (monogramma) und die Eintheilung des Ganzen in Glie-
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Die Architectonik der reinen Vernunft.
werden kan und keine zufaͤllige Hinzuſetzung, oder unbeſtim-
te Groͤſſe der Vollkommenheit, die nicht ihre a priori be-
ſtimte Graͤnzen habe, ſtatt findet. Das Ganze iſt alſo
gegliedert (articulatio) und nicht gehaͤuft (coacervatio);
es kan zwar innerlich (per intus ſuſceptionem), aber
nicht aͤuſſerlich (per appoſitionem) wachſen, wie ein
thieriſcher Coͤrper, deſſen Wachsthum kein Glied hinzuſezt,
ſondern, ohne Veraͤnderung der Proportion, ein iedes
zu ſeinen Zwecken ſtaͤrker und tuͤchtiger macht.
Die Idee bedarf zur Ausfuͤhrung ein Schema, d. i.
eine a priori aus dem Princip des Zwecks beſtimte weſent-
liche Mannigfaltigkeit und Ordnung der Theile. Das
Schema, welches nicht nach einer Idee, d. i. aus dem
Hauptzwecke der Vernunft, ſondern empiriſch, nach zu-
faͤllig ſich darbietenden Abſichten (deren Menge man nicht
voraus wiſſen kan), entworfen wird, giebt techniſche, das-
ienige aber, was nur zu Folge einer Idee entſpringt (wo
die Vernunft die Zwecke a priori aufgiebt und nicht em-
piriſch erwartet), gruͤndet architectoniſche Einheit. Nicht
techniſch, wegen der Aehnlichkeit des Mannigfaltigen, oder
des zufaͤlligen Gebrauchs der Erkentniß in concreto zu
allerley beliebigen aͤuſſeren Zwecken, ſondern architecto-
niſch, um der Verwandſchaft willen und der Ableitung
von einem einigen oberſten und inneren Zwecke, der das
Ganze allererſt moͤglich macht, kan dasienige entſpringen,
was wir Wiſſenſchaft nennen, deſſen Schema den Umriß
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/863>, abgerufen am 24.11.2024.
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