Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptst.
und, obgleich die Wirkungen dieses Denkens und Handeins des reinen Verstandes in den Erscheinungen angetroffen werden, so müssen diese doch nichts desto minder aus ih- rer Ursache in der Erscheinung nach Naturgesetzen vollkom- men erklärt werden können, indem man den blos empiri- schen Character derselben, als den obersten Erklärungs- grund, befolgt, und den intelligibelen Character, der die transscendentale Ursache von ienem ist, gänzlich als unbe- kant vorbey geht, ausser so fern er nur durch den empiri- schen, als das sinnliche Zeichen desselben angegeben wird. Laßt uns dieses auf Erfahrung anwenden. Der Mensch ist eine von den Erscheinungen der Sinnenwelt, und in so fern auch eine der Naturursachen, deren Caussalität un- ter empirischen Gesetzen stehen muß. Als eine solche muß er demnach auch einen empirischen Character haben, so wie alle andere Naturdinge. Wir bemerken denselben durch Kräfte und Vermögen, die er in seinen Wirkungen äussert. Bey der leblosen, oder blos thierischbelebten Natur, finden wir keinen Grund, irgend ein Vermögen uns anders, als blos sinnlich bedingt zu denken. Allein der Mensch, der die ganze Natur sonst lediglich nur durch Sinne kent, erkent sich selbst auch durch blosse Appercep- tion und zwar in Handlungen und inneren Bestimmungen, die er gar nicht zum Eindrucke der Sinne zählen kan, und ist sich selbst freilich eines Theils Phänomen, anderen Theils aber, nemlich in Ansehung gewisser Vermögen, ein blos intelligibeler Gegenstand, weil die Handlung desselben
gar
Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
und, obgleich die Wirkungen dieſes Denkens und Handeins des reinen Verſtandes in den Erſcheinungen angetroffen werden, ſo muͤſſen dieſe doch nichts deſto minder aus ih- rer Urſache in der Erſcheinung nach Naturgeſetzen vollkom- men erklaͤrt werden koͤnnen, indem man den blos empiri- ſchen Character derſelben, als den oberſten Erklaͤrungs- grund, befolgt, und den intelligibelen Character, der die transſcendentale Urſache von ienem iſt, gaͤnzlich als unbe- kant vorbey geht, auſſer ſo fern er nur durch den empiri- ſchen, als das ſinnliche Zeichen deſſelben angegeben wird. Laßt uns dieſes auf Erfahrung anwenden. Der Menſch iſt eine von den Erſcheinungen der Sinnenwelt, und in ſo fern auch eine der Natururſachen, deren Cauſſalitaͤt un- ter empiriſchen Geſetzen ſtehen muß. Als eine ſolche muß er demnach auch einen empiriſchen Character haben, ſo wie alle andere Naturdinge. Wir bemerken denſelben durch Kraͤfte und Vermoͤgen, die er in ſeinen Wirkungen aͤuſſert. Bey der lebloſen, oder blos thieriſchbelebten Natur, finden wir keinen Grund, irgend ein Vermoͤgen uns anders, als blos ſinnlich bedingt zu denken. Allein der Menſch, der die ganze Natur ſonſt lediglich nur durch Sinne kent, erkent ſich ſelbſt auch durch bloſſe Appercep- tion und zwar in Handlungen und inneren Beſtimmungen, die er gar nicht zum Eindrucke der Sinne zaͤhlen kan, und iſt ſich ſelbſt freilich eines Theils Phaͤnomen, anderen Theils aber, nemlich in Anſehung gewiſſer Vermoͤgen, ein blos intelligibeler Gegenſtand, weil die Handlung deſſelben
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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
und, obgleich die Wirkungen dieſes Denkens und Handeins
des reinen Verſtandes in den Erſcheinungen angetroffen
werden, ſo muͤſſen dieſe doch nichts deſto minder aus ih-
rer Urſache in der Erſcheinung nach Naturgeſetzen vollkom-
men erklaͤrt werden koͤnnen, indem man den blos empiri-
ſchen Character derſelben, als den oberſten Erklaͤrungs-
grund, befolgt, und den intelligibelen Character, der die
transſcendentale Urſache von ienem iſt, gaͤnzlich als unbe-
kant vorbey geht, auſſer ſo fern er nur durch den empiri-
ſchen, als das ſinnliche Zeichen deſſelben angegeben wird.
Laßt uns dieſes auf Erfahrung anwenden. Der Menſch
iſt eine von den Erſcheinungen der Sinnenwelt, und in
ſo fern auch eine der Natururſachen, deren Cauſſalitaͤt un-
ter empiriſchen Geſetzen ſtehen muß. Als eine ſolche muß
er demnach auch einen empiriſchen Character haben, ſo
wie alle andere Naturdinge. Wir bemerken denſelben
durch Kraͤfte und Vermoͤgen, die er in ſeinen Wirkungen
aͤuſſert. Bey der lebloſen, oder blos thieriſchbelebten
Natur, finden wir keinen Grund, irgend ein Vermoͤgen
uns anders, als blos ſinnlich bedingt zu denken. Allein
der Menſch, der die ganze Natur ſonſt lediglich nur durch
Sinne kent, erkent ſich ſelbſt auch durch bloſſe Appercep-
tion und zwar in Handlungen und inneren Beſtimmungen,
die er gar nicht zum Eindrucke der Sinne zaͤhlen kan, und
iſt ſich ſelbſt freilich eines Theils Phaͤnomen, anderen
Theils aber, nemlich in Anſehung gewiſſer Vermoͤgen, ein
blos intelligibeler Gegenſtand, weil die Handlung deſſelben
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/576>, abgerufen am 23.11.2024.
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