Seele mit anderen bekanten und fremdartigen Substanzen ausser uns, sondern blos von der Verknüpfung der Vor- stellungen des inneren Sinnes mit den Modificationen un- serer äusseren Sinnlichkeit, und wie diese unter einander nach beständigen Gesetzen verknüpft seyn mögen, so daß sie in einer Erfahrung zusammenhängen.
So lange wir innere und äussere Erscheinungen, als blosse Vorstellungen in der Erfahrung, mit einander zu- sammen halten, so finden wir nichts widersinnisches und welches die Gemeinschaft beider Art Sinne befremdlich machte. Sobald wir aber die äussere Erscheinungen hypo- stasiren, sie nicht mehr als Vorstellungen, sondern in der- selben Qualität, wie sie in uns sind, auch als ausser uns vor sich bestehende Dinge, ihre Handlungen aber, die sie als Erscheinungen gegen einander im Verhältniß zeigen, auf unser denkendes Subiects beziehen, so haben wir einen Character der wirkenden Ursachen ausser uns, der sich mit ihren Wirkungen in uns nicht zusammen reimen will, weil iener sich blos auf äussere Sinne, diese aber auf den innern Sinn beziehen, welche, ob sie zwar in einem Subiecte vereinigt, dennoch höchst ungleichartig sind. Da haben wir denn keine andere äussere Wirkun- gen, als Veränderungen des Orts, und keine Kräfte, als blos Bestrebungen, welche auf Verhältnisse im Raume, als ihre Wirkungen, auslaufen. In uns aber sind die Wirkungen Gedanken, unter denen kein Verhältniß des
Orts
Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch.
Seele mit anderen bekanten und fremdartigen Subſtanzen auſſer uns, ſondern blos von der Verknuͤpfung der Vor- ſtellungen des inneren Sinnes mit den Modificationen un- ſerer aͤuſſeren Sinnlichkeit, und wie dieſe unter einander nach beſtaͤndigen Geſetzen verknuͤpft ſeyn moͤgen, ſo daß ſie in einer Erfahrung zuſammenhaͤngen.
So lange wir innere und aͤuſſere Erſcheinungen, als bloſſe Vorſtellungen in der Erfahrung, mit einander zu- ſammen halten, ſo finden wir nichts widerſinniſches und welches die Gemeinſchaft beider Art Sinne befremdlich machte. Sobald wir aber die aͤuſſere Erſcheinungen hypo- ſtaſiren, ſie nicht mehr als Vorſtellungen, ſondern in der- ſelben Qualitaͤt, wie ſie in uns ſind, auch als auſſer uns vor ſich beſtehende Dinge, ihre Handlungen aber, die ſie als Erſcheinungen gegen einander im Verhaͤltniß zeigen, auf unſer denkendes Subiects beziehen, ſo haben wir einen Character der wirkenden Urſachen auſſer uns, der ſich mit ihren Wirkungen in uns nicht zuſammen reimen will, weil iener ſich blos auf aͤuſſere Sinne, dieſe aber auf den innern Sinn beziehen, welche, ob ſie zwar in einem Subiecte vereinigt, dennoch hoͤchſt ungleichartig ſind. Da haben wir denn keine andere aͤuſſere Wirkun- gen, als Veraͤnderungen des Orts, und keine Kraͤfte, als blos Beſtrebungen, welche auf Verhaͤltniſſe im Raume, als ihre Wirkungen, auslaufen. In uns aber ſind die Wirkungen Gedanken, unter denen kein Verhaͤltniß des
Orts
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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch.
Seele mit anderen bekanten und fremdartigen Subſtanzen
auſſer uns, ſondern blos von der Verknuͤpfung der Vor-
ſtellungen des inneren Sinnes mit den Modificationen un-
ſerer aͤuſſeren Sinnlichkeit, und wie dieſe unter einander
nach beſtaͤndigen Geſetzen verknuͤpft ſeyn moͤgen, ſo daß
ſie in einer Erfahrung zuſammenhaͤngen.
So lange wir innere und aͤuſſere Erſcheinungen, als
bloſſe Vorſtellungen in der Erfahrung, mit einander zu-
ſammen halten, ſo finden wir nichts widerſinniſches und
welches die Gemeinſchaft beider Art Sinne befremdlich
machte. Sobald wir aber die aͤuſſere Erſcheinungen hypo-
ſtaſiren, ſie nicht mehr als Vorſtellungen, ſondern in der-
ſelben Qualitaͤt, wie ſie in uns ſind, auch als auſſer
uns vor ſich beſtehende Dinge, ihre Handlungen aber,
die ſie als Erſcheinungen gegen einander im Verhaͤltniß
zeigen, auf unſer denkendes Subiects beziehen, ſo haben
wir einen Character der wirkenden Urſachen auſſer uns,
der ſich mit ihren Wirkungen in uns nicht zuſammen
reimen will, weil iener ſich blos auf aͤuſſere Sinne, dieſe
aber auf den innern Sinn beziehen, welche, ob ſie zwar
in einem Subiecte vereinigt, dennoch hoͤchſt ungleichartig
ſind. Da haben wir denn keine andere aͤuſſere Wirkun-
gen, als Veraͤnderungen des Orts, und keine Kraͤfte, als
blos Beſtrebungen, welche auf Verhaͤltniſſe im Raume,
als ihre Wirkungen, auslaufen. In uns aber ſind die
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/416>, abgerufen am 22.11.2024.
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