Es ist aber klar, daß selbst diese Apprehension des Mannigfaltigen allein noch kein Bild und keinen Zusam- menhang der Eindrücke hervorbringen würde, wenn nicht ein subiectiver Grund da wäre, eine Wahrnehmung, von welcher das Gemüth zu einer andern übergegangen, zu den nachfolgenden herüber zu rufen, und so ganze Reihen derselben darzustellen, d. i. ein reproductives Vermögen der Einbildungskraft, welches denn auch nur empirisch ist.
Weil aber, wenn Vorstellungen, so wie sie zusammen gerathen, einander ohne Unterschied reproducirten, wieder- um kein bestimmter Zusammenhang derselben, sondern blos regellose Haufen derselben, mithin gar kein Erkent- niß entspringen würde; so muß die Reproduction dersel- ben eine Regel haben, nach welcher eine Vorstellung viel- mehr mit dieser, als einer andern in der Einbildungskraft in Verbindung tritt. Diesen subiectiven und empirischen Grund der Reproduction nach Regeln nent man die As- sociation der Vorstellungen.
Würde nun aber diese Einheit der Association nicht auch einen obiectiven Grund haben, so daß es unmöglich wäre, daß Erscheinungen von der Einbildungskraft anders apprehendirt würden, als unter der Bedingung einer mög- lichen synthetischen Einheit dieser Apprehension, so würde es auch etwas ganz zufälliges seyn, daß sich Erscheinun- gen in einen Zusammenhang der menschlichen Erkentnisse schickten. Denn, ob wir gleich das Vermögen hätten, Wahrnehmungen zu associiren; so bliebe es doch an sich
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III. Abſch. Vom Verh. d. Verſt. zu Gegenſt. ꝛc.
Es iſt aber klar, daß ſelbſt dieſe Apprehenſion des Mannigfaltigen allein noch kein Bild und keinen Zuſam- menhang der Eindruͤcke hervorbringen wuͤrde, wenn nicht ein ſubiectiver Grund da waͤre, eine Wahrnehmung, von welcher das Gemuͤth zu einer andern uͤbergegangen, zu den nachfolgenden heruͤber zu rufen, und ſo ganze Reihen derſelben darzuſtellen, d. i. ein reproductives Vermoͤgen der Einbildungskraft, welches denn auch nur empiriſch iſt.
Weil aber, wenn Vorſtellungen, ſo wie ſie zuſammen gerathen, einander ohne Unterſchied reproducirten, wieder- um kein beſtimmter Zuſammenhang derſelben, ſondern blos regelloſe Haufen derſelben, mithin gar kein Erkent- niß entſpringen wuͤrde; ſo muß die Reproduction derſel- ben eine Regel haben, nach welcher eine Vorſtellung viel- mehr mit dieſer, als einer andern in der Einbildungskraft in Verbindung tritt. Dieſen ſubiectiven und empiriſchen Grund der Reproduction nach Regeln nent man die Aſ- ſociation der Vorſtellungen.
Wuͤrde nun aber dieſe Einheit der Aſſociation nicht auch einen obiectiven Grund haben, ſo daß es unmoͤglich waͤre, daß Erſcheinungen von der Einbildungskraft anders apprehendirt wuͤrden, als unter der Bedingung einer moͤg- lichen ſynthetiſchen Einheit dieſer Apprehenſion, ſo wuͤrde es auch etwas ganz zufaͤlliges ſeyn, daß ſich Erſcheinun- gen in einen Zuſammenhang der menſchlichen Erkentniſſe ſchickten. Denn, ob wir gleich das Vermoͤgen haͤtten, Wahrnehmungen zu aſſociiren; ſo bliebe es doch an ſich
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III. Abſch. Vom Verh. d. Verſt. zu Gegenſt. ꝛc.
Es iſt aber klar, daß ſelbſt dieſe Apprehenſion des
Mannigfaltigen allein noch kein Bild und keinen Zuſam-
menhang der Eindruͤcke hervorbringen wuͤrde, wenn nicht
ein ſubiectiver Grund da waͤre, eine Wahrnehmung, von
welcher das Gemuͤth zu einer andern uͤbergegangen, zu
den nachfolgenden heruͤber zu rufen, und ſo ganze Reihen
derſelben darzuſtellen, d. i. ein reproductives Vermoͤgen
der Einbildungskraft, welches denn auch nur empiriſch iſt.
Weil aber, wenn Vorſtellungen, ſo wie ſie zuſammen
gerathen, einander ohne Unterſchied reproducirten, wieder-
um kein beſtimmter Zuſammenhang derſelben, ſondern
blos regelloſe Haufen derſelben, mithin gar kein Erkent-
niß entſpringen wuͤrde; ſo muß die Reproduction derſel-
ben eine Regel haben, nach welcher eine Vorſtellung viel-
mehr mit dieſer, als einer andern in der Einbildungskraft
in Verbindung tritt. Dieſen ſubiectiven und empiriſchen
Grund der Reproduction nach Regeln nent man die Aſ-
ſociation der Vorſtellungen.
Wuͤrde nun aber dieſe Einheit der Aſſociation nicht
auch einen obiectiven Grund haben, ſo daß es unmoͤglich
waͤre, daß Erſcheinungen von der Einbildungskraft anders
apprehendirt wuͤrden, als unter der Bedingung einer moͤg-
lichen ſynthetiſchen Einheit dieſer Apprehenſion, ſo wuͤrde
es auch etwas ganz zufaͤlliges ſeyn, daß ſich Erſcheinun-
gen in einen Zuſammenhang der menſchlichen Erkentniſſe
ſchickten. Denn, ob wir gleich das Vermoͤgen haͤtten,
Wahrnehmungen zu aſſociiren; ſo bliebe es doch an ſich
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/151>, abgerufen am 25.11.2024.
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