das Antecedens im Obersatze problematisch, im Untersatze assertorisch vorkomt, und zeigt an, daß der Satz mit dem Verstande nach dessen Gesetzen schon verbunden sey, der apodictische Satz denkt sich den assertorischen durch die- se Gesetze des Verstandes selbst bestimt, und daher a priori behauptend, und drückt auf solche Weise logische Nothwendigkeit aus. Weil nun hier alles sich gradweise dem Verstande einverleibt, so daß man zuvor etwas pro- blematisch urtheilt, darauf auch wohl es assertorisch als wahr annimt, endlich als unzertrennlich mit dem Ver- stande verbunden, d. i. als nothwendig und apodictisch be- hauptet, so kan man diese drey Functionen der Modalität auch so viel Momente des Denkens überhaupt nennen.
Des Leitfadens der Entdeckung aller reinen Verstandesbegriffe Dritter Abschnitt. Von den reinen Verstandesbegriffen oder Categorien.
Die allgemeine Logik abstrahirt, wie mehrmalen schon gesagt worden, von allem Inhalt der Erkentniß, und erwartet, daß ihr anderwerts, woher es auch sey, Vorstellungen gegeben werden, um diese zuerst in Begriffe zu verwandeln, welches analytisch zugehet. Dagegen hat die transscendentale Logik ein Mannigfaltiges der Sinnlich- keit a priori vor sich liegen, welches die transscendentale
Aesthe-
Elementarl. II. Th. I. Abth. I. Buch. I. Hauptſt.
das Antecedens im Oberſatze problematiſch, im Unterſatze aſſertoriſch vorkomt, und zeigt an, daß der Satz mit dem Verſtande nach deſſen Geſetzen ſchon verbunden ſey, der apodictiſche Satz denkt ſich den aſſertoriſchen durch die- ſe Geſetze des Verſtandes ſelbſt beſtimt, und daher a priori behauptend, und druͤckt auf ſolche Weiſe logiſche Nothwendigkeit aus. Weil nun hier alles ſich gradweiſe dem Verſtande einverleibt, ſo daß man zuvor etwas pro- blematiſch urtheilt, darauf auch wohl es aſſertoriſch als wahr annimt, endlich als unzertrennlich mit dem Ver- ſtande verbunden, d. i. als nothwendig und apodictiſch be- hauptet, ſo kan man dieſe drey Functionen der Modalitaͤt auch ſo viel Momente des Denkens uͤberhaupt nennen.
Des Leitfadens der Entdeckung aller reinen Verſtandesbegriffe Dritter Abſchnitt. Von den reinen Verſtandesbegriffen oder Categorien.
Die allgemeine Logik abſtrahirt, wie mehrmalen ſchon geſagt worden, von allem Inhalt der Erkentniß, und erwartet, daß ihr anderwerts, woher es auch ſey, Vorſtellungen gegeben werden, um dieſe zuerſt in Begriffe zu verwandeln, welches analytiſch zugehet. Dagegen hat die transſcendentale Logik ein Mannigfaltiges der Sinnlich- keit a priori vor ſich liegen, welches die transſcendentale
Aeſthe-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><p><pbfacs="#f0106"n="76"/><fwplace="top"type="header">Elementarl. <hirendition="#aq">II.</hi> Th. <hirendition="#aq">I.</hi> Abth. <hirendition="#aq">I.</hi> Buch. <hirendition="#aq">I.</hi> Hauptſt.</fw><lb/>
das Antecedens im Oberſatze problematiſch, im Unterſatze<lb/>
aſſertoriſch vorkomt, und zeigt an, daß der Satz mit<lb/>
dem Verſtande nach deſſen Geſetzen ſchon verbunden ſey,<lb/>
der apodictiſche Satz denkt ſich den aſſertoriſchen durch die-<lb/>ſe Geſetze des Verſtandes ſelbſt beſtimt, und daher<lb/><hirendition="#aq">a priori</hi> behauptend, und druͤckt auf ſolche Weiſe logiſche<lb/>
Nothwendigkeit aus. Weil nun hier alles ſich gradweiſe<lb/>
dem Verſtande einverleibt, ſo daß man zuvor etwas pro-<lb/>
blematiſch urtheilt, darauf auch wohl es aſſertoriſch als<lb/>
wahr annimt, endlich als unzertrennlich mit dem Ver-<lb/>ſtande verbunden, d. i. als nothwendig und apodictiſch be-<lb/>
hauptet, ſo kan man dieſe drey Functionen der Modalitaͤt<lb/>
auch ſo viel Momente des Denkens uͤberhaupt nennen.</p></div><lb/><divn="6"><head><hirendition="#g">Des</hi><lb/><hirendition="#b">Leitfadens der Entdeckung aller reinen</hi><lb/>
Verſtandesbegriffe<lb/><hirendition="#b"><hirendition="#g">Dritter Abſchnitt</hi>.<lb/>
Von den reinen Verſtandesbegriffen</hi><lb/>
oder Categorien.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie allgemeine Logik abſtrahirt, wie mehrmalen ſchon<lb/>
geſagt worden, von allem Inhalt der Erkentniß,<lb/>
und erwartet, daß ihr anderwerts, woher es auch ſey,<lb/>
Vorſtellungen gegeben werden, um dieſe zuerſt in Begriffe<lb/>
zu verwandeln, welches analytiſch zugehet. Dagegen hat<lb/>
die transſcendentale Logik ein Mannigfaltiges der Sinnlich-<lb/>
keit <hirendition="#aq">a priori</hi> vor ſich liegen, welches die transſcendentale<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Aeſthe-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[76/0106]
Elementarl. II. Th. I. Abth. I. Buch. I. Hauptſt.
das Antecedens im Oberſatze problematiſch, im Unterſatze
aſſertoriſch vorkomt, und zeigt an, daß der Satz mit
dem Verſtande nach deſſen Geſetzen ſchon verbunden ſey,
der apodictiſche Satz denkt ſich den aſſertoriſchen durch die-
ſe Geſetze des Verſtandes ſelbſt beſtimt, und daher
a priori behauptend, und druͤckt auf ſolche Weiſe logiſche
Nothwendigkeit aus. Weil nun hier alles ſich gradweiſe
dem Verſtande einverleibt, ſo daß man zuvor etwas pro-
blematiſch urtheilt, darauf auch wohl es aſſertoriſch als
wahr annimt, endlich als unzertrennlich mit dem Ver-
ſtande verbunden, d. i. als nothwendig und apodictiſch be-
hauptet, ſo kan man dieſe drey Functionen der Modalitaͤt
auch ſo viel Momente des Denkens uͤberhaupt nennen.
Des
Leitfadens der Entdeckung aller reinen
Verſtandesbegriffe
Dritter Abſchnitt.
Von den reinen Verſtandesbegriffen
oder Categorien.
Die allgemeine Logik abſtrahirt, wie mehrmalen ſchon
geſagt worden, von allem Inhalt der Erkentniß,
und erwartet, daß ihr anderwerts, woher es auch ſey,
Vorſtellungen gegeben werden, um dieſe zuerſt in Begriffe
zu verwandeln, welches analytiſch zugehet. Dagegen hat
die transſcendentale Logik ein Mannigfaltiges der Sinnlich-
keit a priori vor ſich liegen, welches die transſcendentale
Aeſthe-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/106>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.