Man wird hier bald gewahr, daß, in dieser Ta- fel, die Freyheit, als eine Art von Causalität, die aber empirischen Bestimmungsgründen nicht unterw[o]rfen ist, in Ansehung der durch sie möglichen Handlungen, als Erscheinungen in der Sinnenwelt, betrachtet werde, folglich sich auf die Categorien ihrer Naturmöglichkeit beziehe, indessen daß doch jede Categorie so allgemein genommen wird, daß der Bestimmungsgrund jener Cau- salität auch außer der Sinnenwelt in der Freyheit als Eigenschaft eines intelligibelen Wesens angenommen wer- den kann, bis die Categorien der Modalität den Ueber- gang von practischen Principien überhaupt zu denen der Sittlichkeit, aber nur problematisch, einleiten, welche nachher durchs moralische Gesetz allererst dogmatisch dargestellt werden können.
Ich füge hier nichts weiter zur Erläuterung ge- genwärtiger Tafel bey, weil sie für sich verständlich ge- nug ist. Dergleichen nach Principien abgefaßte Ein- theilung ist aller Wissenschaft, ihrer Gründlichkeit sowol als Verständlichkeit halber, sehr zuträglich. So weiß man, z. B., aus obiger Tafel und der ersten Nummer derselben sogleich, wovon man in practischen Erwägun- gen anfangen müsse: von den Maximen, die jeder auf seine Neigung gründet, den Vorschriften, die für eine Gattung vernünftiger Wesen, so fern sie in gewissen Neigungen übereinkommen, gelten, und endlich dem Gesetze, welches für alle, unangesehen ihrer Nei-
gun-
I. Th. I. B. II. Hauptſt. Von dem Begriffe
Man wird hier bald gewahr, daß, in dieſer Ta- fel, die Freyheit, als eine Art von Cauſalitaͤt, die aber empiriſchen Beſtimmungsgruͤnden nicht unterw[o]rfen iſt, in Anſehung der durch ſie moͤglichen Handlungen, als Erſcheinungen in der Sinnenwelt, betrachtet werde, folglich ſich auf die Categorien ihrer Naturmoͤglichkeit beziehe, indeſſen daß doch jede Categorie ſo allgemein genommen wird, daß der Beſtimmungsgrund jener Cau- ſalitaͤt auch außer der Sinnenwelt in der Freyheit als Eigenſchaft eines intelligibelen Weſens angenommen wer- den kann, bis die Categorien der Modalitaͤt den Ueber- gang von practiſchen Principien uͤberhaupt zu denen der Sittlichkeit, aber nur problematiſch, einleiten, welche nachher durchs moraliſche Geſetz allererſt dogmatiſch dargeſtellt werden koͤnnen.
Ich fuͤge hier nichts weiter zur Erlaͤuterung ge- genwaͤrtiger Tafel bey, weil ſie fuͤr ſich verſtaͤndlich ge- nug iſt. Dergleichen nach Principien abgefaßte Ein- theilung iſt aller Wiſſenſchaft, ihrer Gruͤndlichkeit ſowol als Verſtaͤndlichkeit halber, ſehr zutraͤglich. So weiß man, z. B., aus obiger Tafel und der erſten Nummer derſelben ſogleich, wovon man in practiſchen Erwaͤgun- gen anfangen muͤſſe: von den Maximen, die jeder auf ſeine Neigung gruͤndet, den Vorſchriften, die fuͤr eine Gattung vernuͤnftiger Weſen, ſo fern ſie in gewiſſen Neigungen uͤbereinkommen, gelten, und endlich dem Geſetze, welches fuͤr alle, unangeſehen ihrer Nei-
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I. Th. I. B. II. Hauptſt. Von dem Begriffe
Man wird hier bald gewahr, daß, in dieſer Ta-
fel, die Freyheit, als eine Art von Cauſalitaͤt, die aber
empiriſchen Beſtimmungsgruͤnden nicht unterworfen iſt,
in Anſehung der durch ſie moͤglichen Handlungen, als
Erſcheinungen in der Sinnenwelt, betrachtet werde,
folglich ſich auf die Categorien ihrer Naturmoͤglichkeit
beziehe, indeſſen daß doch jede Categorie ſo allgemein
genommen wird, daß der Beſtimmungsgrund jener Cau-
ſalitaͤt auch außer der Sinnenwelt in der Freyheit als
Eigenſchaft eines intelligibelen Weſens angenommen wer-
den kann, bis die Categorien der Modalitaͤt den Ueber-
gang von practiſchen Principien uͤberhaupt zu denen der
Sittlichkeit, aber nur problematiſch, einleiten, welche
nachher durchs moraliſche Geſetz allererſt dogmatiſch
dargeſtellt werden koͤnnen.
Ich fuͤge hier nichts weiter zur Erlaͤuterung ge-
genwaͤrtiger Tafel bey, weil ſie fuͤr ſich verſtaͤndlich ge-
nug iſt. Dergleichen nach Principien abgefaßte Ein-
theilung iſt aller Wiſſenſchaft, ihrer Gruͤndlichkeit ſowol
als Verſtaͤndlichkeit halber, ſehr zutraͤglich. So weiß
man, z. B., aus obiger Tafel und der erſten Nummer
derſelben ſogleich, wovon man in practiſchen Erwaͤgun-
gen anfangen muͤſſe: von den Maximen, die jeder auf
ſeine Neigung gruͤndet, den Vorſchriften, die fuͤr eine
Gattung vernuͤnftiger Weſen, ſo fern ſie in gewiſſen
Neigungen uͤbereinkommen, gelten, und endlich dem
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Kant, Immanuel: Critik der practischen Vernunft. Riga, 1788, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_pvernunft_1788/126>, abgerufen am 16.02.2025.
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