Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.Allgemeine Naturgeschichte ben. Es stehet hier ein weites Feld zu Entdeckun-gen offen, wozu die Beobachtung den Schlüssel ge- ben muß. Die eigentlich so genannten neblichten Sterne, und die, über welche man strittig ist, sie so zu benennen, müsten nach Anleitung dieses Lehr- begriffs untersucht und geprüft werden. Wenn man die Theile der Natur nach Absichten und einem entdeckten Entwurfe betrachtet, so eröfnen sich ge- wisse Eigenschaften, die sonst übersehen werden und verborgen bleiben, wenn sich die Beobachtung oh- ne Anleitung auf alle Gegenstände zerstreuet. Der Lehrbegriff, den wir vorgetragen haben, Wel-
Allgemeine Naturgeſchichte ben. Es ſtehet hier ein weites Feld zu Entdeckun-gen offen, wozu die Beobachtung den Schluͤſſel ge- ben muß. Die eigentlich ſo genannten neblichten Sterne, und die, uͤber welche man ſtrittig iſt, ſie ſo zu benennen, muͤſten nach Anleitung dieſes Lehr- begriffs unterſucht und gepruͤft werden. Wenn man die Theile der Natur nach Abſichten und einem entdeckten Entwurfe betrachtet, ſo eroͤfnen ſich ge- wiſſe Eigenſchaften, die ſonſt uͤberſehen werden und verborgen bleiben, wenn ſich die Beobachtung oh- ne Anleitung auf alle Gegenſtaͤnde zerſtreuet. Der Lehrbegriff, den wir vorgetragen haben, Wel-
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Allgemeine Naturgeſchichte
ben. Es ſtehet hier ein weites Feld zu Entdeckun-
gen offen, wozu die Beobachtung den Schluͤſſel ge-
ben muß. Die eigentlich ſo genannten neblichten
Sterne, und die, uͤber welche man ſtrittig iſt, ſie
ſo zu benennen, muͤſten nach Anleitung dieſes Lehr-
begriffs unterſucht und gepruͤft werden. Wenn
man die Theile der Natur nach Abſichten und einem
entdeckten Entwurfe betrachtet, ſo eroͤfnen ſich ge-
wiſſe Eigenſchaften, die ſonſt uͤberſehen werden und
verborgen bleiben, wenn ſich die Beobachtung oh-
ne Anleitung auf alle Gegenſtaͤnde zerſtreuet.
Der Lehrbegriff, den wir vorgetragen haben,
eroͤfnet uns eine Ausſicht in das unendliche Feld der
Schoͤpfung, und bietet eine Vorſtellung von dem
Werke GOttes dar, die der Unendlichkeit des groſ-
ſen Werkmeiſters gemaͤß iſt. Wenn die Groͤſſe ei-
nes planetiſchen Weltbaues, darinn die Erde als
ein Sandkorn kaum bemerket wird, den Verſtand
in Verwunderung ſetzt, mit welchem Erſtaunen
wird man entzuͤcket, wenn man die unendliche
Menge Welten und Syſtemen anſiehet, die den
Jnnbegriff der Milchſtraſſe erfuͤllen; allein wie ver-
mehrt ſich dieſes Erſtaunen, wenn man gewahr
wird, daß alle dieſe unermeßliche Sternordnungen
wiederum die Einheit von einer Zahl machen, deren
Ende wir nicht wiſſen, und die vielleicht eben ſo wie je-
ne unbegreiflich groß, und doch wiederum noch die
Einheit einer neuen Zahlverbindung iſt. Wir ſehen die
erſten Glieder einer fortſchreitenden Verhaͤltniß von
Wel-
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