Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.und Theorie des Himmels. Werkzeuge des Gesichts haben die Kenntnisse deräussersten Gegenden des Weltgebäudes dem Ver- stande eröfnet. Wenn es nun vornemlich auf sie ankommt, neue Schritte darinn zu thun; so kan man von der Aufmerksamkeit des Jahrhunderts auf alle dasjenige, was die Einsichten der Menschen erweitern kan, wohl mit Wahrscheinlichkeit hoffen, daß sie sich vornemlich auf eine Seite wenden wer- de, welche ihr die größte Hoffnung zu wichtigen Entdeckungen darbietet. Wenn aber Saturn so glücklich gewesen, sich nem sehen wären, als die Milchstrasse von der Erde
aus erscheinet (Welcher Gedanke Platz finden kan, wenn man vor diese kleine Trabanten die Dunsttheilchen nimmt, die mit eben dergleichen Bewegung sich um ihn schwingen); so sagt er ferner: Diesen Gedanken bestätigten die Ob- servationen, die man in den Jahren gemacht, da der Ring des Saturns breiter und offener schien. Denn man sahe die Breite des Ringes durch eine dunkele elliptische Linie, deren nächster Theil, nach der Kugel zu, heller war, als der entfernteste, in zween Theile getheilet. Diese Linie bemerkte gleichsam einen kleinen Zwischenraum zwischen den zween Theilen, so wie die Weite der Kugel vom Ringe, durch die größte Dunkelheit zwischen beyden, angezei- get wird. und Theorie des Himmels. Werkzeuge des Geſichts haben die Kenntniſſe deraͤuſſerſten Gegenden des Weltgebaͤudes dem Ver- ſtande eroͤfnet. Wenn es nun vornemlich auf ſie ankommt, neue Schritte darinn zu thun; ſo kan man von der Aufmerkſamkeit des Jahrhunderts auf alle dasjenige, was die Einſichten der Menſchen erweitern kan, wohl mit Wahrſcheinlichkeit hoffen, daß ſie ſich vornemlich auf eine Seite wenden wer- de, welche ihr die groͤßte Hoffnung zu wichtigen Entdeckungen darbietet. Wenn aber Saturn ſo gluͤcklich geweſen, ſich nem ſehen waͤren, als die Milchſtraſſe von der Erde
aus erſcheinet (Welcher Gedanke Platz finden kan, wenn man vor dieſe kleine Trabanten die Dunſttheilchen nimmt, die mit eben dergleichen Bewegung ſich um ihn ſchwingen); ſo ſagt er ferner: Dieſen Gedanken beſtaͤtigten die Ob- ſervationen, die man in den Jahren gemacht, da der Ring des Saturns breiter und offener ſchien. Denn man ſahe die Breite des Ringes durch eine dunkele elliptiſche Linie, deren naͤchſter Theil, nach der Kugel zu, heller war, als der entfernteſte, in zween Theile getheilet. Dieſe Linie bemerkte gleichſam einen kleinen Zwiſchenraum zwiſchen den zween Theilen, ſo wie die Weite der Kugel vom Ringe, durch die groͤßte Dunkelheit zwiſchen beyden, angezei- get wird. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0159" n="91"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Theorie des Himmels.</hi></fw><lb/> Werkzeuge des Geſichts haben die Kenntniſſe der<lb/> aͤuſſerſten Gegenden des Weltgebaͤudes dem Ver-<lb/> ſtande eroͤfnet. Wenn es nun vornemlich auf ſie<lb/> ankommt, neue Schritte darinn zu thun; ſo kan<lb/> man von der Aufmerkſamkeit des Jahrhunderts auf<lb/> alle dasjenige, was die Einſichten der Menſchen<lb/> erweitern kan, wohl mit Wahrſcheinlichkeit hoffen,<lb/> daß ſie ſich vornemlich auf eine Seite wenden wer-<lb/> de, welche ihr die groͤßte Hoffnung zu wichtigen<lb/> Entdeckungen darbietet.</p><lb/> <p>Wenn aber Saturn ſo gluͤcklich geweſen, ſich<lb/> einen Ring zu verſchaffen, warum iſt denn kein an-<lb/> derer Planet mehr dieſes Vortheils theilhaftig wor-<lb/> den? die Urſache iſt deutlich. Weil ein Ring aus<lb/> den Ausduͤnſtungen eines Planeten, der ſie bey ſei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nem</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_6_2" prev="#seg2pn_6_1" place="foot" n="(*)">ſehen waͤren, als die Milchſtraſſe von der Erde<lb/> aus erſcheinet (Welcher Gedanke Platz finden<lb/> kan, wenn man vor dieſe kleine Trabanten die<lb/> Dunſttheilchen nimmt, die mit eben dergleichen<lb/> Bewegung ſich um ihn ſchwingen); ſo ſagt er<lb/> ferner: <hi rendition="#fr">Dieſen Gedanken beſtaͤtigten die Ob-<lb/> ſervationen, die man in den Jahren gemacht,<lb/> da der Ring des Saturns breiter und offener<lb/> ſchien. Denn man ſahe die Breite des Ringes<lb/> durch eine dunkele elliptiſche Linie, deren<lb/> naͤchſter Theil, nach der Kugel zu, heller war,<lb/> als der entfernteſte, in zween Theile getheilet.<lb/> Dieſe Linie bemerkte gleichſam einen kleinen<lb/> Zwiſchenraum zwiſchen den zween Theilen, ſo<lb/> wie die Weite der Kugel vom Ringe, durch<lb/> die groͤßte Dunkelheit zwiſchen beyden, angezei-<lb/> get wird.</hi></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0159]
und Theorie des Himmels.
Werkzeuge des Geſichts haben die Kenntniſſe der
aͤuſſerſten Gegenden des Weltgebaͤudes dem Ver-
ſtande eroͤfnet. Wenn es nun vornemlich auf ſie
ankommt, neue Schritte darinn zu thun; ſo kan
man von der Aufmerkſamkeit des Jahrhunderts auf
alle dasjenige, was die Einſichten der Menſchen
erweitern kan, wohl mit Wahrſcheinlichkeit hoffen,
daß ſie ſich vornemlich auf eine Seite wenden wer-
de, welche ihr die groͤßte Hoffnung zu wichtigen
Entdeckungen darbietet.
Wenn aber Saturn ſo gluͤcklich geweſen, ſich
einen Ring zu verſchaffen, warum iſt denn kein an-
derer Planet mehr dieſes Vortheils theilhaftig wor-
den? die Urſache iſt deutlich. Weil ein Ring aus
den Ausduͤnſtungen eines Planeten, der ſie bey ſei-
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(*) ſehen waͤren, als die Milchſtraſſe von der Erde
aus erſcheinet (Welcher Gedanke Platz finden
kan, wenn man vor dieſe kleine Trabanten die
Dunſttheilchen nimmt, die mit eben dergleichen
Bewegung ſich um ihn ſchwingen); ſo ſagt er
ferner: Dieſen Gedanken beſtaͤtigten die Ob-
ſervationen, die man in den Jahren gemacht,
da der Ring des Saturns breiter und offener
ſchien. Denn man ſahe die Breite des Ringes
durch eine dunkele elliptiſche Linie, deren
naͤchſter Theil, nach der Kugel zu, heller war,
als der entfernteſte, in zween Theile getheilet.
Dieſe Linie bemerkte gleichſam einen kleinen
Zwiſchenraum zwiſchen den zween Theilen, ſo
wie die Weite der Kugel vom Ringe, durch
die groͤßte Dunkelheit zwiſchen beyden, angezei-
get wird.
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