Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

und Theorie des Himmels.
fläche ziehet, häufen sich um einen von denen Po-
len, wenn die Sonne den halben Zirkel ihres Lau-
fes auf der entgegen gesetzten Halbkugel verrichtet.
Die feinsten und würksamsten Theilchen, die in
dem brennenden Erdgürtel aufsteigen, nachdem sie
eine gewisse Höhe der Atmosphäre erreichet haben,
werden durch die Wirkung der Sonnenstrahlen ge-
nöthiget, in diejenige Gegenden zu weichen und sich
zu häufen, die alsdenn von der Sonne abgewandt,
und in einer langen Nacht begraben sind, und ver-
güten den Bewohnern der Eiszone die Abwesenheit
des grossen Lichtes, welches ihnen auch in dieser Ent-
fernung die Würkungen ihrer Wärme zuschicket.
Eben dieselbe Kraft der Sonnenstrahlen, welche
die Nordlichter macht, würde einen Dunstkreis mit
einem Schweife hervor bringen, wenn die feinsten
und flüchtigen Partikeln auf der Erde eben so häu-
fig, als auf dem Cometen, anzutreffen wären.



Viertes Hauptstück,
von dem
Ursprunge der Monde, und den Bewe-
güngen der Planeten um ihre Achse.

Die Bestrebung eines Planeten, aus dem Um-
fange der elementarischen Materie sich zu bil-
den, ist zugleich die Ursache seiner Achsendrehung,

und

und Theorie des Himmels.
flaͤche ziehet, haͤufen ſich um einen von denen Po-
len, wenn die Sonne den halben Zirkel ihres Lau-
fes auf der entgegen geſetzten Halbkugel verrichtet.
Die feinſten und wuͤrkſamſten Theilchen, die in
dem brennenden Erdguͤrtel aufſteigen, nachdem ſie
eine gewiſſe Hoͤhe der Atmoſphaͤre erreichet haben,
werden durch die Wirkung der Sonnenſtrahlen ge-
noͤthiget, in diejenige Gegenden zu weichen und ſich
zu haͤufen, die alsdenn von der Sonne abgewandt,
und in einer langen Nacht begraben ſind, und ver-
guͤten den Bewohnern der Eiszone die Abweſenheit
des groſſen Lichtes, welches ihnen auch in dieſer Ent-
fernung die Wuͤrkungen ihrer Waͤrme zuſchicket.
Eben dieſelbe Kraft der Sonnenſtrahlen, welche
die Nordlichter macht, wuͤrde einen Dunſtkreis mit
einem Schweife hervor bringen, wenn die feinſten
und fluͤchtigen Partikeln auf der Erde eben ſo haͤu-
fig, als auf dem Cometen, anzutreffen waͤren.



Viertes Hauptſtuͤck,
von dem
Urſprunge der Monde, und den Bewe-
guͤngen der Planeten um ihre Achſe.

Die Beſtrebung eines Planeten, aus dem Um-
fange der elementariſchen Materie ſich zu bil-
den, iſt zugleich die Urſache ſeiner Achſendrehung,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0129" n="61"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Theorie des Himmels.</hi></fw><lb/>
fla&#x0364;che ziehet, ha&#x0364;ufen &#x017F;ich um einen von denen Po-<lb/>
len, wenn die Sonne den halben Zirkel ihres Lau-<lb/>
fes auf der entgegen ge&#x017F;etzten Halbkugel verrichtet.<lb/>
Die fein&#x017F;ten und wu&#x0364;rk&#x017F;am&#x017F;ten Theilchen, die in<lb/>
dem brennenden Erdgu&#x0364;rtel auf&#x017F;teigen, nachdem &#x017F;ie<lb/>
eine gewi&#x017F;&#x017F;e Ho&#x0364;he der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re erreichet haben,<lb/>
werden durch die Wirkung der Sonnen&#x017F;trahlen ge-<lb/>
no&#x0364;thiget, in diejenige Gegenden zu weichen und &#x017F;ich<lb/>
zu ha&#x0364;ufen, die alsdenn von der Sonne abgewandt,<lb/>
und in einer langen Nacht begraben &#x017F;ind, und ver-<lb/>
gu&#x0364;ten den Bewohnern der Eiszone die Abwe&#x017F;enheit<lb/>
des gro&#x017F;&#x017F;en Lichtes, welches ihnen auch in die&#x017F;er Ent-<lb/>
fernung die Wu&#x0364;rkungen ihrer Wa&#x0364;rme zu&#x017F;chicket.<lb/>
Eben die&#x017F;elbe Kraft der Sonnen&#x017F;trahlen, welche<lb/>
die Nordlichter macht, wu&#x0364;rde einen Dun&#x017F;tkreis mit<lb/>
einem Schweife hervor bringen, wenn die fein&#x017F;ten<lb/>
und flu&#x0364;chtigen Partikeln auf der Erde eben &#x017F;o ha&#x0364;u-<lb/>
fig, als auf dem Cometen, anzutreffen wa&#x0364;ren.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Viertes Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi><lb/>
von dem<lb/><hi rendition="#b">Ur&#x017F;prunge der Monde, und den Bewe-<lb/>
gu&#x0364;ngen der Planeten um ihre Ach&#x017F;e.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Be&#x017F;trebung eines Planeten, aus dem Um-<lb/>
fange der elementari&#x017F;chen Materie &#x017F;ich zu bil-<lb/>
den, i&#x017F;t zugleich die Ur&#x017F;ache &#x017F;einer Ach&#x017F;endrehung,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0129] und Theorie des Himmels. flaͤche ziehet, haͤufen ſich um einen von denen Po- len, wenn die Sonne den halben Zirkel ihres Lau- fes auf der entgegen geſetzten Halbkugel verrichtet. Die feinſten und wuͤrkſamſten Theilchen, die in dem brennenden Erdguͤrtel aufſteigen, nachdem ſie eine gewiſſe Hoͤhe der Atmoſphaͤre erreichet haben, werden durch die Wirkung der Sonnenſtrahlen ge- noͤthiget, in diejenige Gegenden zu weichen und ſich zu haͤufen, die alsdenn von der Sonne abgewandt, und in einer langen Nacht begraben ſind, und ver- guͤten den Bewohnern der Eiszone die Abweſenheit des groſſen Lichtes, welches ihnen auch in dieſer Ent- fernung die Wuͤrkungen ihrer Waͤrme zuſchicket. Eben dieſelbe Kraft der Sonnenſtrahlen, welche die Nordlichter macht, wuͤrde einen Dunſtkreis mit einem Schweife hervor bringen, wenn die feinſten und fluͤchtigen Partikeln auf der Erde eben ſo haͤu- fig, als auf dem Cometen, anzutreffen waͤren. Viertes Hauptſtuͤck, von dem Urſprunge der Monde, und den Bewe- guͤngen der Planeten um ihre Achſe. Die Beſtrebung eines Planeten, aus dem Um- fange der elementariſchen Materie ſich zu bil- den, iſt zugleich die Urſache ſeiner Achſendrehung, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/129
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/129>, abgerufen am 27.11.2024.