Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
und Theorie des Himmels.

Wir haben schon eine Ursache in dem ersten
Hauptstücke dieses Theils angeführet, welche die
Laufbahn eines Himmelskörpers eccentrisch machen
kan, der sich aus dem herumschwebenden Grund-
stoffe bildet, wenn man gleich annimmt, daß die-
ser in allen seinen Oertern gerade zur Zirkelbewe-
gung abgewogene Kräfte besitze. Denn, weil der
Planet sie aus weit von einander abstehenden Hö-
hen sammlet, wo die Geschwindigkeiten der Zirkel-
läufe unterschieden seyn; so kommen sie mit ver-
schiedenen ihnen beywohnenden Graden der Umlaufs-
bewegung auf ihm zusammen, welche von dem
Maasse der Geschwindigkeit, die dem Abstande des
Planeten gebühret, abweichen, und diesem da-
durch in so ferne eine Eccentricität zuziehen, als die-
se verschiedentliche Eindrücke der Partikeln erman-
geln, eine der andern Abweichung völlig zu er-
setzen.

Wenn die Eccentricität keine andere Ursache
hätte, so würde sie allenthalben gemäßigt seyn: sie
würde anch bey denen kleinen, und weit von der
Sonne entferneten Planeten, geringer, als bey
den nahen und grossen seyn: wenn man nemlich
voraussetzte, daß die Partikeln des Grundstoffes
wirklich vorher genaue Zirkelbewegungen gehabt
hätten. Da nun diese Bestimmungen mit der
Beobachtung nicht übereinstimmen, indem, wie
schon angemerkt, die Eccentricität mit der Son-
nenweite zunimmt, und die Kleinigkeit der Massen
vielmehr eine Ausnahme, zu Vermehrung der Ec-

cen-
D 3
und Theorie des Himmels.

Wir haben ſchon eine Urſache in dem erſten
Hauptſtuͤcke dieſes Theils angefuͤhret, welche die
Laufbahn eines Himmelskoͤrpers eccentriſch machen
kan, der ſich aus dem herumſchwebenden Grund-
ſtoffe bildet, wenn man gleich annimmt, daß die-
ſer in allen ſeinen Oertern gerade zur Zirkelbewe-
gung abgewogene Kraͤfte beſitze. Denn, weil der
Planet ſie aus weit von einander abſtehenden Hoͤ-
hen ſammlet, wo die Geſchwindigkeiten der Zirkel-
laͤufe unterſchieden ſeyn; ſo kommen ſie mit ver-
ſchiedenen ihnen beywohnenden Graden der Umlaufs-
bewegung auf ihm zuſammen, welche von dem
Maaſſe der Geſchwindigkeit, die dem Abſtande des
Planeten gebuͤhret, abweichen, und dieſem da-
durch in ſo ferne eine Eccentricitaͤt zuziehen, als die-
ſe verſchiedentliche Eindruͤcke der Partikeln erman-
geln, eine der andern Abweichung voͤllig zu er-
ſetzen.

Wenn die Eccentricitaͤt keine andere Urſache
haͤtte, ſo wuͤrde ſie allenthalben gemaͤßigt ſeyn: ſie
wuͤrde anch bey denen kleinen, und weit von der
Sonne entferneten Planeten, geringer, als bey
den nahen und groſſen ſeyn: wenn man nemlich
vorausſetzte, daß die Partikeln des Grundſtoffes
wirklich vorher genaue Zirkelbewegungen gehabt
haͤtten. Da nun dieſe Beſtimmungen mit der
Beobachtung nicht uͤbereinſtimmen, indem, wie
ſchon angemerkt, die Eccentricitaͤt mit der Son-
nenweite zunimmt, und die Kleinigkeit der Maſſen
vielmehr eine Ausnahme, zu Vermehrung der Ec-

cen-
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0121" n="53"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und Theorie des Himmels.</hi> </fw><lb/>
          <p>Wir haben &#x017F;chon eine Ur&#x017F;ache in dem er&#x017F;ten<lb/>
Haupt&#x017F;tu&#x0364;cke die&#x017F;es Theils angefu&#x0364;hret, welche die<lb/>
Laufbahn eines Himmelsko&#x0364;rpers eccentri&#x017F;ch machen<lb/>
kan, der &#x017F;ich aus dem herum&#x017F;chwebenden Grund-<lb/>
&#x017F;toffe bildet, wenn man gleich annimmt, daß die-<lb/>
&#x017F;er in allen &#x017F;einen Oertern gerade zur Zirkelbewe-<lb/>
gung abgewogene Kra&#x0364;fte be&#x017F;itze. Denn, weil der<lb/>
Planet &#x017F;ie aus weit von einander ab&#x017F;tehenden Ho&#x0364;-<lb/>
hen &#x017F;ammlet, wo die Ge&#x017F;chwindigkeiten der Zirkel-<lb/>
la&#x0364;ufe unter&#x017F;chieden &#x017F;eyn; &#x017F;o kommen &#x017F;ie mit ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen ihnen beywohnenden Graden der Umlaufs-<lb/>
bewegung auf ihm zu&#x017F;ammen, welche von dem<lb/>
Maa&#x017F;&#x017F;e der Ge&#x017F;chwindigkeit, die dem Ab&#x017F;tande des<lb/>
Planeten gebu&#x0364;hret, abweichen, und die&#x017F;em da-<lb/>
durch in &#x017F;o ferne eine Eccentricita&#x0364;t zuziehen, als die-<lb/>
&#x017F;e ver&#x017F;chiedentliche Eindru&#x0364;cke der Partikeln erman-<lb/>
geln, eine der andern Abweichung vo&#x0364;llig zu er-<lb/>
&#x017F;etzen.</p><lb/>
          <p>Wenn die Eccentricita&#x0364;t keine andere Ur&#x017F;ache<lb/>
ha&#x0364;tte, &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;ie allenthalben gema&#x0364;ßigt &#x017F;eyn: &#x017F;ie<lb/>
wu&#x0364;rde anch bey denen kleinen, und weit von der<lb/>
Sonne entferneten Planeten, geringer, als bey<lb/>
den nahen und gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn: wenn man nemlich<lb/>
voraus&#x017F;etzte, daß die Partikeln des Grund&#x017F;toffes<lb/>
wirklich vorher genaue Zirkelbewegungen gehabt<lb/>
ha&#x0364;tten. Da nun die&#x017F;e Be&#x017F;timmungen mit der<lb/>
Beobachtung nicht u&#x0364;berein&#x017F;timmen, indem, wie<lb/>
&#x017F;chon angemerkt, die Eccentricita&#x0364;t mit der Son-<lb/>
nenweite zunimmt, und die Kleinigkeit der Ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
vielmehr eine Ausnahme, zu Vermehrung der Ec-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">cen-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0121] und Theorie des Himmels. Wir haben ſchon eine Urſache in dem erſten Hauptſtuͤcke dieſes Theils angefuͤhret, welche die Laufbahn eines Himmelskoͤrpers eccentriſch machen kan, der ſich aus dem herumſchwebenden Grund- ſtoffe bildet, wenn man gleich annimmt, daß die- ſer in allen ſeinen Oertern gerade zur Zirkelbewe- gung abgewogene Kraͤfte beſitze. Denn, weil der Planet ſie aus weit von einander abſtehenden Hoͤ- hen ſammlet, wo die Geſchwindigkeiten der Zirkel- laͤufe unterſchieden ſeyn; ſo kommen ſie mit ver- ſchiedenen ihnen beywohnenden Graden der Umlaufs- bewegung auf ihm zuſammen, welche von dem Maaſſe der Geſchwindigkeit, die dem Abſtande des Planeten gebuͤhret, abweichen, und dieſem da- durch in ſo ferne eine Eccentricitaͤt zuziehen, als die- ſe verſchiedentliche Eindruͤcke der Partikeln erman- geln, eine der andern Abweichung voͤllig zu er- ſetzen. Wenn die Eccentricitaͤt keine andere Urſache haͤtte, ſo wuͤrde ſie allenthalben gemaͤßigt ſeyn: ſie wuͤrde anch bey denen kleinen, und weit von der Sonne entferneten Planeten, geringer, als bey den nahen und groſſen ſeyn: wenn man nemlich vorausſetzte, daß die Partikeln des Grundſtoffes wirklich vorher genaue Zirkelbewegungen gehabt haͤtten. Da nun dieſe Beſtimmungen mit der Beobachtung nicht uͤbereinſtimmen, indem, wie ſchon angemerkt, die Eccentricitaͤt mit der Son- nenweite zunimmt, und die Kleinigkeit der Maſſen vielmehr eine Ausnahme, zu Vermehrung der Ec- cen- D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/121
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/121>, abgerufen am 08.05.2024.