Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.Direktor habe ihn geschickt, um nachzusehn, ob der Herr Prokurist schon hier sei; sei er hier, dann möge er so freundlich sein und ins Empfangszimmer hinüberkommen, der Herr aus Italien sei schon da. "Ich komme schon," sagte K., steckte ein kleines Wörterbuch in die Tasche, nahm ein Album der städtischen Sehenswürdigkeiten, das er für den Fremden vorbereitet hatte, unter den Arm, und ging durch das Bureau des Direktor-Stellvertreters in das Direktionszimmer. Er war glücklich darüber, so früh ins Bureau gekommen zu sein und sofort zur Verfügung stehn zu können, was wohl niemand ernstlich erwartet hatte. Das Bureau des Direktor-Stellvertreters war natürlich noch leer wie in tiefer Nacht, wahrscheinlich hatte der Diener auch ihn ins Empfangszimmer berufen sollen, es war aber erfolglos gewesen. Als K. ins Empfangszimmer eintrat, erhoben sich die zwei Herren aus den tiefen Fauteuils. Der Direktor lächelte freundlich, offenbar war er sehr erfreut über K.s Kommen, er besorgte sofort die Vorstellung, der Italiener schüttelte K. kräftig die Hand und nannte lachend irgend jemanden einen Frühaufsteher. K. verstand Direktor habe ihn geschickt, um nachzusehn, ob der Herr Prokurist schon hier sei; sei er hier, dann möge er so freundlich sein und ins Empfangszimmer hinüberkommen, der Herr aus Italien sei schon da. „Ich komme schon,“ sagte K., steckte ein kleines Wörterbuch in die Tasche, nahm ein Album der städtischen Sehenswürdigkeiten, das er für den Fremden vorbereitet hatte, unter den Arm, und ging durch das Bureau des Direktor-Stellvertreters in das Direktionszimmer. Er war glücklich darüber, so früh ins Bureau gekommen zu sein und sofort zur Verfügung stehn zu können, was wohl niemand ernstlich erwartet hatte. Das Bureau des Direktor-Stellvertreters war natürlich noch leer wie in tiefer Nacht, wahrscheinlich hatte der Diener auch ihn ins Empfangszimmer berufen sollen, es war aber erfolglos gewesen. Als K. ins Empfangszimmer eintrat, erhoben sich die zwei Herren aus den tiefen Fauteuils. Der Direktor lächelte freundlich, offenbar war er sehr erfreut über K.s Kommen, er besorgte sofort die Vorstellung, der Italiener schüttelte K. kräftig die Hand und nannte lachend irgend jemanden einen Frühaufsteher. K. verstand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0353" n="351"/> Direktor habe ihn geschickt, um nachzusehn, ob der Herr Prokurist schon hier sei; sei er hier, dann möge er so freundlich sein und ins Empfangszimmer hinüberkommen, der Herr aus Italien sei schon da. „Ich komme schon,“ sagte K., steckte ein kleines Wörterbuch in die Tasche, nahm ein Album der städtischen Sehenswürdigkeiten, das er für den Fremden vorbereitet hatte, unter den Arm, und ging durch das Bureau des Direktor-Stellvertreters in das Direktionszimmer. Er war glücklich darüber, so früh ins Bureau gekommen zu sein und sofort zur Verfügung stehn zu können, was wohl niemand ernstlich erwartet hatte. Das Bureau des Direktor-Stellvertreters war natürlich noch leer wie in tiefer Nacht, wahrscheinlich hatte der Diener auch ihn ins Empfangszimmer berufen sollen, es war aber erfolglos gewesen. Als K. ins Empfangszimmer eintrat, erhoben sich die zwei Herren aus den tiefen Fauteuils. Der Direktor lächelte freundlich, offenbar war er sehr erfreut über K.s Kommen, er besorgte sofort die Vorstellung, der Italiener schüttelte K. kräftig die Hand und nannte lachend irgend jemanden einen Frühaufsteher. K. verstand </p> </div> </body> </text> </TEI> [351/0353]
Direktor habe ihn geschickt, um nachzusehn, ob der Herr Prokurist schon hier sei; sei er hier, dann möge er so freundlich sein und ins Empfangszimmer hinüberkommen, der Herr aus Italien sei schon da. „Ich komme schon,“ sagte K., steckte ein kleines Wörterbuch in die Tasche, nahm ein Album der städtischen Sehenswürdigkeiten, das er für den Fremden vorbereitet hatte, unter den Arm, und ging durch das Bureau des Direktor-Stellvertreters in das Direktionszimmer. Er war glücklich darüber, so früh ins Bureau gekommen zu sein und sofort zur Verfügung stehn zu können, was wohl niemand ernstlich erwartet hatte. Das Bureau des Direktor-Stellvertreters war natürlich noch leer wie in tiefer Nacht, wahrscheinlich hatte der Diener auch ihn ins Empfangszimmer berufen sollen, es war aber erfolglos gewesen. Als K. ins Empfangszimmer eintrat, erhoben sich die zwei Herren aus den tiefen Fauteuils. Der Direktor lächelte freundlich, offenbar war er sehr erfreut über K.s Kommen, er besorgte sofort die Vorstellung, der Italiener schüttelte K. kräftig die Hand und nannte lachend irgend jemanden einen Frühaufsteher. K. verstand
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