Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.so wären es grobe Beschimpfungen gewesen. Mit diesem Menschen hatte K. freundschaftlich über seine eigene Sache reden wollen! "Ich werde dich nicht mehr stören," sagte K. in den Sessel zurückgelehnt. "Knie nieder oder krieche auf allen Vieren, tu' was du willst, ich werde mich nicht darum kümmern." Aber Block hatte doch Ehrgefühl, wenigstens gegenüber K., denn er ging mit den Fäusten fuchtelnd auf ihn zu, und rief so laut als er es nur in der Nähe des Advokaten wagte: "Sie dürfen nicht so mit mir reden, das ist nicht erlaubt. Warum beleidigen Sie mich? Und überdies noch hier vor dem Herrn Advokaten, wo wir beide, Sie und ich, nur aus Barmherzigkeit geduldet sind? Sie sind kein besserer Mensch als ich, denn Sie sind auch angeklagt und haben auch einen Prozeß. Wenn Sie aber trotzdem noch ein Herr sind, dann bin ich ein ebensolcher Herr, wenn nicht gar ein noch größerer. Und ich will auch als ein solcher angesprochen werden, gerade von Ihnen. Wenn Sie sich aber dadurch für bevorzugt halten, daß Sie hier sitzen und ruhig zuhören dürfen, während ich, wie Sie sich ausdrücken, auf allen Vieren krieche, dann erinnere ich Sie an den alten so wären es grobe Beschimpfungen gewesen. Mit diesem Menschen hatte K. freundschaftlich über seine eigene Sache reden wollen! „Ich werde dich nicht mehr stören,“ sagte K. in den Sessel zurückgelehnt. „Knie nieder oder krieche auf allen Vieren, tu’ was du willst, ich werde mich nicht darum kümmern.“ Aber Block hatte doch Ehrgefühl, wenigstens gegenüber K., denn er ging mit den Fäusten fuchtelnd auf ihn zu, und rief so laut als er es nur in der Nähe des Advokaten wagte: „Sie dürfen nicht so mit mir reden, das ist nicht erlaubt. Warum beleidigen Sie mich? Und überdies noch hier vor dem Herrn Advokaten, wo wir beide, Sie und ich, nur aus Barmherzigkeit geduldet sind? Sie sind kein besserer Mensch als ich, denn Sie sind auch angeklagt und haben auch einen Prozeß. Wenn Sie aber trotzdem noch ein Herr sind, dann bin ich ein ebensolcher Herr, wenn nicht gar ein noch größerer. Und ich will auch als ein solcher angesprochen werden, gerade von Ihnen. Wenn Sie sich aber dadurch für bevorzugt halten, daß Sie hier sitzen und ruhig zuhören dürfen, während ich, wie Sie sich ausdrücken, auf allen Vieren krieche, dann erinnere ich Sie an den alten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0338" n="336"/> so wären es grobe Beschimpfungen gewesen. Mit diesem Menschen hatte K. freundschaftlich über seine eigene Sache reden wollen! „Ich werde dich nicht mehr stören,“ sagte K. in den Sessel zurückgelehnt. „Knie nieder oder krieche auf allen Vieren, tu’ was du willst, ich werde mich nicht darum kümmern.“ Aber Block hatte doch Ehrgefühl, wenigstens gegenüber K., denn er ging mit den Fäusten fuchtelnd auf ihn zu, und rief so laut als er es nur in der Nähe des Advokaten wagte: „Sie dürfen nicht so mit mir reden, das ist nicht erlaubt. Warum beleidigen Sie mich? Und überdies noch hier vor dem Herrn Advokaten, wo wir beide, Sie und ich, nur aus Barmherzigkeit geduldet sind? Sie sind kein besserer Mensch als ich, denn Sie sind auch angeklagt und haben auch einen Prozeß. Wenn Sie aber trotzdem noch ein Herr sind, dann bin ich ein ebensolcher Herr, wenn nicht gar ein noch größerer. Und ich will auch als ein solcher angesprochen werden, gerade von Ihnen. Wenn Sie sich aber dadurch für bevorzugt halten, daß Sie hier sitzen und ruhig zuhören dürfen, während ich, wie Sie sich ausdrücken, auf allen Vieren krieche, dann erinnere ich Sie an den alten </p> </div> </body> </text> </TEI> [336/0338]
so wären es grobe Beschimpfungen gewesen. Mit diesem Menschen hatte K. freundschaftlich über seine eigene Sache reden wollen! „Ich werde dich nicht mehr stören,“ sagte K. in den Sessel zurückgelehnt. „Knie nieder oder krieche auf allen Vieren, tu’ was du willst, ich werde mich nicht darum kümmern.“ Aber Block hatte doch Ehrgefühl, wenigstens gegenüber K., denn er ging mit den Fäusten fuchtelnd auf ihn zu, und rief so laut als er es nur in der Nähe des Advokaten wagte: „Sie dürfen nicht so mit mir reden, das ist nicht erlaubt. Warum beleidigen Sie mich? Und überdies noch hier vor dem Herrn Advokaten, wo wir beide, Sie und ich, nur aus Barmherzigkeit geduldet sind? Sie sind kein besserer Mensch als ich, denn Sie sind auch angeklagt und haben auch einen Prozeß. Wenn Sie aber trotzdem noch ein Herr sind, dann bin ich ein ebensolcher Herr, wenn nicht gar ein noch größerer. Und ich will auch als ein solcher angesprochen werden, gerade von Ihnen. Wenn Sie sich aber dadurch für bevorzugt halten, daß Sie hier sitzen und ruhig zuhören dürfen, während ich, wie Sie sich ausdrücken, auf allen Vieren krieche, dann erinnere ich Sie an den alten
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