K. wandte sich um; kaum bemerkte das der Kaufmann, als er sofort aufstehen wollte. "Bleiben Sie sitzen," sagte K. und zog einen Sessel neben ihn. "Sind Sie schon ein alter Klient des Advokaten?" fragte K. "Ja," sagte der Kaufmann, "ein sehr alter Klient." "Wieviel Jahre vertritt er Sie denn schon?" fragte K. "Ich weiß nicht, wie Sie es meinen," sagte der Kaufmann, "in geschäftlichen Rechtsangelegenheiten - ich habe ein Getreidegeschäft - vertritt mich der Advokat schon seitdem ich das Geschäft übernommen habe, also etwa seit 20 Jahren, in meinem eigenen Prozeß, auf den Sie wahrscheinlich anspielen, vertritt er mich auch seit Beginn, es ist schon länger als 5 Jahre. Ja, weit über 5 Jahre," fügte er dann hinzu und zog eine alte Brieftasche hervor, "hier habe ich alles aufgeschrieben; wenn Sie wollen, sage ich Ihnen die genauen Daten. Es ist schwer, alles zu behalten. Mein Prozeß dauert wahrscheinlich schon viel länger, er begann kurz nach dem Tod meiner Frau und das ist schon länger als 51/2 Jahre." K. rückte näher zu ihm. "Der Advokat übernimmt also auch gewöhnliche Rechtssachen?" fragte er. Diese Verbindung der Geschäfte und
K. wandte sich um; kaum bemerkte das der Kaufmann, als er sofort aufstehen wollte. „Bleiben Sie sitzen,“ sagte K. und zog einen Sessel neben ihn. „Sind Sie schon ein alter Klient des Advokaten?“ fragte K. „Ja,“ sagte der Kaufmann, „ein sehr alter Klient.“ „Wieviel Jahre vertritt er Sie denn schon?“ fragte K. „Ich weiß nicht, wie Sie es meinen,“ sagte der Kaufmann, „in geschäftlichen Rechtsangelegenheiten – ich habe ein Getreidegeschäft – vertritt mich der Advokat schon seitdem ich das Geschäft übernommen habe, also etwa seit 20 Jahren, in meinem eigenen Prozeß, auf den Sie wahrscheinlich anspielen, vertritt er mich auch seit Beginn, es ist schon länger als 5 Jahre. Ja, weit über 5 Jahre,“ fügte er dann hinzu und zog eine alte Brieftasche hervor, „hier habe ich alles aufgeschrieben; wenn Sie wollen, sage ich Ihnen die genauen Daten. Es ist schwer, alles zu behalten. Mein Prozeß dauert wahrscheinlich schon viel länger, er begann kurz nach dem Tod meiner Frau und das ist schon länger als 5½ Jahre.“ K. rückte näher zu ihm. „Der Advokat übernimmt also auch gewöhnliche Rechtssachen?“ fragte er. Diese Verbindung der Geschäfte und
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0302"n="300"/><p>K. wandte sich um; kaum bemerkte das der Kaufmann, als er sofort aufstehen wollte. „Bleiben Sie sitzen,“ sagte K. und zog einen Sessel neben ihn. „Sind Sie schon ein alter Klient des Advokaten?“ fragte K. „Ja,“ sagte der Kaufmann, „ein sehr alter Klient.“„Wieviel Jahre vertritt er Sie denn schon?“ fragte K. „Ich weiß nicht, wie Sie es meinen,“ sagte der Kaufmann, „in geschäftlichen Rechtsangelegenheiten – ich habe ein Getreidegeschäft – vertritt mich der Advokat schon seitdem ich das Geschäft übernommen habe, also etwa seit 20 Jahren, in meinem eigenen Prozeß, auf den Sie wahrscheinlich anspielen, vertritt er mich auch seit Beginn, es ist schon länger als 5 Jahre. Ja, weit über 5 Jahre,“ fügte er dann hinzu und zog eine alte Brieftasche hervor, „hier habe ich alles aufgeschrieben; wenn Sie wollen, sage ich Ihnen die genauen Daten. Es ist schwer, alles zu behalten. Mein Prozeß dauert wahrscheinlich schon viel länger, er begann kurz nach dem Tod meiner Frau und das ist schon länger als 5½ Jahre.“ K. rückte näher zu ihm. „Der Advokat übernimmt also auch gewöhnliche Rechtssachen?“ fragte er. Diese Verbindung der Geschäfte und
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K. wandte sich um; kaum bemerkte das der Kaufmann, als er sofort aufstehen wollte. „Bleiben Sie sitzen,“ sagte K. und zog einen Sessel neben ihn. „Sind Sie schon ein alter Klient des Advokaten?“ fragte K. „Ja,“ sagte der Kaufmann, „ein sehr alter Klient.“ „Wieviel Jahre vertritt er Sie denn schon?“ fragte K. „Ich weiß nicht, wie Sie es meinen,“ sagte der Kaufmann, „in geschäftlichen Rechtsangelegenheiten – ich habe ein Getreidegeschäft – vertritt mich der Advokat schon seitdem ich das Geschäft übernommen habe, also etwa seit 20 Jahren, in meinem eigenen Prozeß, auf den Sie wahrscheinlich anspielen, vertritt er mich auch seit Beginn, es ist schon länger als 5 Jahre. Ja, weit über 5 Jahre,“ fügte er dann hinzu und zog eine alte Brieftasche hervor, „hier habe ich alles aufgeschrieben; wenn Sie wollen, sage ich Ihnen die genauen Daten. Es ist schwer, alles zu behalten. Mein Prozeß dauert wahrscheinlich schon viel länger, er begann kurz nach dem Tod meiner Frau und das ist schon länger als 5½ Jahre.“ K. rückte näher zu ihm. „Der Advokat übernimmt also auch gewöhnliche Rechtssachen?“ fragte er. Diese Verbindung der Geschäfte und
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Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/302>, abgerufen am 23.07.2024.
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