Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.du siehst, ich werde verdächtigt, laß die Kerze." Man hätte denken können, er hätte nicht achtgegeben, aber er war vollständig eingeweiht. "Ich wüßte auch nicht, warum Sie eifersüchtig sein sollten," sagte er wenig schlagfertig. "Ich weiß es eigentlich auch nicht," sagte K. und sah den Kaufmann lächelnd an. Leni lachte laut, benutzte die Unaufmerksamkeit K.s, um sich in seinen Arm einzuhängen und flüsterte: "Laß ihn jetzt, du siehst ja, was für ein Mensch er ist. Ich habe mich seiner ein wenig angenommen, weil er eine große Kundschaft des Advokaten ist, aus keinem andern Grund. Und du? Willst du noch heute mit dem Advokaten sprechen? Er ist heute sehr krank, aber wenn du willst, melde ich dich doch an. Über Nacht bleibst du aber bei mir ganz gewiß. Du warst auch schon so lange nicht bei uns, selbst der Advokat hat nach dir gefragt. Vernachlässige den Prozeß nicht! Auch ich habe dir verschiedenes mitzuteilen, was ich erfahren habe. Nun aber zieh fürs erste deinen Mantel aus!" Sie half ihm ihn ausziehn, nahm ihm den Hut ab, lief mit den Sachen ins Vorzimmer, sie anzuhängen, lief dann wieder zurück und sah nach der Suppe. "Soll ich du siehst, ich werde verdächtigt, laß die Kerze.“ Man hätte denken können, er hätte nicht achtgegeben, aber er war vollständig eingeweiht. „Ich wüßte auch nicht, warum Sie eifersüchtig sein sollten,“ sagte er wenig schlagfertig. „Ich weiß es eigentlich auch nicht,“ sagte K. und sah den Kaufmann lächelnd an. Leni lachte laut, benutzte die Unaufmerksamkeit K.s, um sich in seinen Arm einzuhängen und flüsterte: „Laß ihn jetzt, du siehst ja, was für ein Mensch er ist. Ich habe mich seiner ein wenig angenommen, weil er eine große Kundschaft des Advokaten ist, aus keinem andern Grund. Und du? Willst du noch heute mit dem Advokaten sprechen? Er ist heute sehr krank, aber wenn du willst, melde ich dich doch an. Über Nacht bleibst du aber bei mir ganz gewiß. Du warst auch schon so lange nicht bei uns, selbst der Advokat hat nach dir gefragt. Vernachlässige den Prozeß nicht! Auch ich habe dir verschiedenes mitzuteilen, was ich erfahren habe. Nun aber zieh fürs erste deinen Mantel aus!“ Sie half ihm ihn ausziehn, nahm ihm den Hut ab, lief mit den Sachen ins Vorzimmer, sie anzuhängen, lief dann wieder zurück und sah nach der Suppe. „Soll ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0299" n="297"/> du siehst, ich werde verdächtigt, laß die Kerze.“ Man hätte denken können, er hätte nicht achtgegeben, aber er war vollständig eingeweiht. „Ich wüßte auch nicht, warum Sie eifersüchtig sein sollten,“ sagte er wenig schlagfertig. „Ich weiß es eigentlich auch nicht,“ sagte K. und sah den Kaufmann lächelnd an. Leni lachte laut, benutzte die Unaufmerksamkeit K.s, um sich in seinen Arm einzuhängen und flüsterte: „Laß ihn jetzt, du siehst ja, was für ein Mensch er ist. Ich habe mich seiner ein wenig angenommen, weil er eine große Kundschaft des Advokaten ist, aus keinem andern Grund. Und du? Willst du noch heute mit dem Advokaten sprechen? Er ist heute sehr krank, aber wenn du willst, melde ich dich doch an. Über Nacht bleibst du aber bei mir ganz gewiß. Du warst auch schon so lange nicht bei uns, selbst der Advokat hat nach dir gefragt. Vernachlässige den Prozeß nicht! Auch ich habe dir verschiedenes mitzuteilen, was ich erfahren habe. Nun aber zieh fürs erste deinen Mantel aus!“ Sie half ihm ihn ausziehn, nahm ihm den Hut ab, lief mit den Sachen ins Vorzimmer, sie anzuhängen, lief dann wieder zurück und sah nach der Suppe. „Soll ich </p> </div> </body> </text> </TEI> [297/0299]
du siehst, ich werde verdächtigt, laß die Kerze.“ Man hätte denken können, er hätte nicht achtgegeben, aber er war vollständig eingeweiht. „Ich wüßte auch nicht, warum Sie eifersüchtig sein sollten,“ sagte er wenig schlagfertig. „Ich weiß es eigentlich auch nicht,“ sagte K. und sah den Kaufmann lächelnd an. Leni lachte laut, benutzte die Unaufmerksamkeit K.s, um sich in seinen Arm einzuhängen und flüsterte: „Laß ihn jetzt, du siehst ja, was für ein Mensch er ist. Ich habe mich seiner ein wenig angenommen, weil er eine große Kundschaft des Advokaten ist, aus keinem andern Grund. Und du? Willst du noch heute mit dem Advokaten sprechen? Er ist heute sehr krank, aber wenn du willst, melde ich dich doch an. Über Nacht bleibst du aber bei mir ganz gewiß. Du warst auch schon so lange nicht bei uns, selbst der Advokat hat nach dir gefragt. Vernachlässige den Prozeß nicht! Auch ich habe dir verschiedenes mitzuteilen, was ich erfahren habe. Nun aber zieh fürs erste deinen Mantel aus!“ Sie half ihm ihn ausziehn, nahm ihm den Hut ab, lief mit den Sachen ins Vorzimmer, sie anzuhängen, lief dann wieder zurück und sah nach der Suppe. „Soll ich
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