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Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.

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"Das Motiv scheint Ihnen zu gefallen," sagte der Maler und holte ein drittes Bild herauf, "es trifft sich gut, daß ich noch ein ähnliches Bild hier habe." Es war aber nicht ähnlich, es war vielmehr die völlig gleiche alte Heidelandschaft. Der Maler nutzte diese Gelegenheit, alte Bilder zu verkaufen, gut aus. "Ich nehme auch dieses noch," sagte K. "Wieviel kosten die drei Bilder?" "Darüber werden wir nächstens sprechen," sagte der Maler. "Sie haben jetzt Eile und wir bleiben doch in Verbindung. Im übrigen freut es mich, daß Ihnen die Bilder gefallen, ich werde Ihnen alle Bilder mitgeben, die ich hier unten habe. Es sind lauter Heidelandschaften, ich habe schon viele Heidelandschaften gemalt. Manche Leute weisen solche Bilder ab, weil sie zu düster sind, andere aber, und Sie gehören zu ihnen, lieben gerade das Düstere." Aber K. hatte jetzt keinen Sinn für die beruflichen Erfahrungen des Bettelmalers. "Packen Sie alle Bilder ein," rief er, dem Maler in die Rede fallend, "morgen kommt mein Diener und wird sie holen." "Es ist nicht nötig," sagte der Maler. "Ich hoffe, ich werde Ihnen einen Träger verschaffen können, der gleich mit Ihnen gehen wird." Und

„Das Motiv scheint Ihnen zu gefallen,“ sagte der Maler und holte ein drittes Bild herauf, „es trifft sich gut, daß ich noch ein ähnliches Bild hier habe.“ Es war aber nicht ähnlich, es war vielmehr die völlig gleiche alte Heidelandschaft. Der Maler nutzte diese Gelegenheit, alte Bilder zu verkaufen, gut aus. „Ich nehme auch dieses noch,“ sagte K. „Wieviel kosten die drei Bilder?“ „Darüber werden wir nächstens sprechen,“ sagte der Maler. „Sie haben jetzt Eile und wir bleiben doch in Verbindung. Im übrigen freut es mich, daß Ihnen die Bilder gefallen, ich werde Ihnen alle Bilder mitgeben, die ich hier unten habe. Es sind lauter Heidelandschaften, ich habe schon viele Heidelandschaften gemalt. Manche Leute weisen solche Bilder ab, weil sie zu düster sind, andere aber, und Sie gehören zu ihnen, lieben gerade das Düstere.“ Aber K. hatte jetzt keinen Sinn für die beruflichen Erfahrungen des Bettelmalers. „Packen Sie alle Bilder ein,“ rief er, dem Maler in die Rede fallend, „morgen kommt mein Diener und wird sie holen.“ „Es ist nicht nötig,“ sagte der Maler. „Ich hoffe, ich werde Ihnen einen Träger verschaffen können, der gleich mit Ihnen gehen wird.“ Und

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[286/0288] „Das Motiv scheint Ihnen zu gefallen,“ sagte der Maler und holte ein drittes Bild herauf, „es trifft sich gut, daß ich noch ein ähnliches Bild hier habe.“ Es war aber nicht ähnlich, es war vielmehr die völlig gleiche alte Heidelandschaft. Der Maler nutzte diese Gelegenheit, alte Bilder zu verkaufen, gut aus. „Ich nehme auch dieses noch,“ sagte K. „Wieviel kosten die drei Bilder?“ „Darüber werden wir nächstens sprechen,“ sagte der Maler. „Sie haben jetzt Eile und wir bleiben doch in Verbindung. Im übrigen freut es mich, daß Ihnen die Bilder gefallen, ich werde Ihnen alle Bilder mitgeben, die ich hier unten habe. Es sind lauter Heidelandschaften, ich habe schon viele Heidelandschaften gemalt. Manche Leute weisen solche Bilder ab, weil sie zu düster sind, andere aber, und Sie gehören zu ihnen, lieben gerade das Düstere.“ Aber K. hatte jetzt keinen Sinn für die beruflichen Erfahrungen des Bettelmalers. „Packen Sie alle Bilder ein,“ rief er, dem Maler in die Rede fallend, „morgen kommt mein Diener und wird sie holen.“ „Es ist nicht nötig,“ sagte der Maler. „Ich hoffe, ich werde Ihnen einen Träger verschaffen können, der gleich mit Ihnen gehen wird.“ Und

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Zitationshilfe: Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/288>, abgerufen am 07.05.2024.