werden? Das ist nicht der Fall. Die Richter haben ja schon beim Freispruch diese Verhaftung vorhergesehn. Dieser Umstand wirkt also kaum ein. Wohl aber kann aus zahllosen sonstigen Gründen die Stimmung der Richter sowie ihre rechtliche Beurteilung des Falles eine andere geworden sein, und die Bemühungen um den zweiten Freispruch müssen daher den veränderten Umständen angepaßt werden und im allgemeinen ebenso kräftig sein wie die vor dem ersten Freispruch." "Aber dieser zweite Freispruch ist doch wieder nicht endgültig," sagte K. und drehte abweisend den Kopf. "Natürlich nicht," sagte der Maler, "dem zweiten Freispruch folgt die dritte Verhaftung, dem dritten Freispruch die vierte Verhaftung und so fort. Das liegt schon im Begriff des scheinbaren Freispruchs." K. schwieg. "Der scheinbare Freispruch scheint Ihnen offenbar nicht vorteilhaft zu sein," sagte der Maler, "vielleicht entspricht Ihnen die Verschleppung besser. Soll ich Ihnen das Wesen der Verschleppung erklären?" K. nickte. Der Maler hatte sich breit in seinen Sessel zurückgelehnt, das Nachthemd war weit offen, er hatte eine Hand darunter
werden? Das ist nicht der Fall. Die Richter haben ja schon beim Freispruch diese Verhaftung vorhergesehn. Dieser Umstand wirkt also kaum ein. Wohl aber kann aus zahllosen sonstigen Gründen die Stimmung der Richter sowie ihre rechtliche Beurteilung des Falles eine andere geworden sein, und die Bemühungen um den zweiten Freispruch müssen daher den veränderten Umständen angepaßt werden und im allgemeinen ebenso kräftig sein wie die vor dem ersten Freispruch.“ „Aber dieser zweite Freispruch ist doch wieder nicht endgültig,“ sagte K. und drehte abweisend den Kopf. „Natürlich nicht,“ sagte der Maler, „dem zweiten Freispruch folgt die dritte Verhaftung, dem dritten Freispruch die vierte Verhaftung und so fort. Das liegt schon im Begriff des scheinbaren Freispruchs.“ K. schwieg. „Der scheinbare Freispruch scheint Ihnen offenbar nicht vorteilhaft zu sein,“ sagte der Maler, „vielleicht entspricht Ihnen die Verschleppung besser. Soll ich Ihnen das Wesen der Verschleppung erklären?“ K. nickte. Der Maler hatte sich breit in seinen Sessel zurückgelehnt, das Nachthemd war weit offen, er hatte eine Hand darunter
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werden? Das ist nicht der Fall. Die Richter haben ja schon beim Freispruch diese Verhaftung vorhergesehn. Dieser Umstand wirkt also kaum ein. Wohl aber kann aus zahllosen sonstigen Gründen die Stimmung der Richter sowie ihre rechtliche Beurteilung des Falles eine andere geworden sein, und die Bemühungen um den zweiten Freispruch müssen daher den veränderten Umständen angepaßt werden und im allgemeinen ebenso kräftig sein wie die vor dem ersten Freispruch.“„Aber dieser zweite Freispruch ist doch wieder nicht endgültig,“ sagte K. und drehte abweisend den Kopf. „Natürlich nicht,“ sagte der Maler, „dem zweiten Freispruch folgt die dritte Verhaftung, dem dritten Freispruch die vierte Verhaftung und so fort. Das liegt schon im Begriff des scheinbaren Freispruchs.“ K. schwieg. „Der scheinbare Freispruch scheint Ihnen offenbar nicht vorteilhaft zu sein,“ sagte der Maler, „vielleicht entspricht Ihnen die Verschleppung besser. Soll ich Ihnen das Wesen der Verschleppung erklären?“ K. nickte. Der Maler hatte sich breit in seinen Sessel zurückgelehnt, das Nachthemd war weit offen, er hatte eine Hand darunter
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werden? Das ist nicht der Fall. Die Richter haben ja schon beim Freispruch diese Verhaftung vorhergesehn. Dieser Umstand wirkt also kaum ein. Wohl aber kann aus zahllosen sonstigen Gründen die Stimmung der Richter sowie ihre rechtliche Beurteilung des Falles eine andere geworden sein, und die Bemühungen um den zweiten Freispruch müssen daher den veränderten Umständen angepaßt werden und im allgemeinen ebenso kräftig sein wie die vor dem ersten Freispruch.“ „Aber dieser zweite Freispruch ist doch wieder nicht endgültig,“ sagte K. und drehte abweisend den Kopf. „Natürlich nicht,“ sagte der Maler, „dem zweiten Freispruch folgt die dritte Verhaftung, dem dritten Freispruch die vierte Verhaftung und so fort. Das liegt schon im Begriff des scheinbaren Freispruchs.“ K. schwieg. „Der scheinbare Freispruch scheint Ihnen offenbar nicht vorteilhaft zu sein,“ sagte der Maler, „vielleicht entspricht Ihnen die Verschleppung besser. Soll ich Ihnen das Wesen der Verschleppung erklären?“ K. nickte. Der Maler hatte sich breit in seinen Sessel zurückgelehnt, das Nachthemd war weit offen, er hatte eine Hand darunter
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Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/281>, abgerufen am 03.07.2024.
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