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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
dem das in die drei viertel Stunden, auch wol eine ganze Stunde gedauert hatte, las er
ein öffentliches Gebät ab, das alle mitbäteten, die andern Pfaffen traten sodann vor das
Bild, und damit hatte die Versamlung ein Ende.
7) Soosokusi oder Foktsju Dira, ein Sinesischer Tempel, worinnen man
einige Abbildungen von Schülern des Saka in verschiedenen Stellungen sah. Einer warf
mit einem Ringe, ein anderer hatte die Figur des Saka auf der Brust, noch einem an-
deren waren die oberen Augenbraunen Ellenlang niedergewachsen u. s. w. Auf dem
Platze stand ein vorzeiten in einer Hungersnoth gebrauchter ungeheuer großer Kessel, in
welchem der Klosterprior den für die Armen selbst zusammen gebettelten Reis wie einen
dünnen Brei damals gekocht, und zum Brenholz dazu selbst eine Kapelle abgebrochen ha-
ben sol.
Wir giengen von hier einige, und unter andern einen Giwontempel vorbei,
8) zu dem auf einem hohen Platze erbaueten Kiomids- oder Sesusitempel.
Man muste zu demselben einen langen Gang und viele Treppen aufsteigen. Zur linken
Hand standen sechs Dsisobilder, jedes, wie es bei ihren Begräbnisörtern gebräulich ist,
mit einem steinernen Wasserbehälter vor sich, benebst einem kleinen Skimmistrauch, den
jeder Vorübergehende ins Wasser taucht, und damit diese Bilder besprengt. Die Bilder
ihrer Vorfahren waren in dem viereckigten Tempel verschlossen. Zur Seiten ab befand
sich ein Quanwonbild, das auch von hinten her verehrt werden mus.

Am 1 Julius wurden die Compagniebarken untersucht, und was darunter untüch-
tig befunden, verworfen. Wir verfügten uns darauf auf die nahe bei gelegene Halbinsel
Mangome und in den Tempel Seotokus: als wir diesen gesehen, auch etwas gegessen
hatten, giengen wir zu Fuße nach Hause; ehe wir jedoch alda des Nachmittags drei Uhr
ankamen, brachte uns unter Wegs unser Führer in den Fokkesjutempel, wo sich die
Pfaffen über unsern Besuch recht erfreueten, uns und unsere Sachen bewunderten, und uns sehr
freundlich und vertrauet alle Winkel und Gemächer zeigten. Die Fahnen, womit ihre Tempel
und Kapellen behangen, und die Zeichen einer vorbildenden Freude und eines Triumphs
sind, gleichen denenjenigen, deren sich die Römisch-Catholischen Christen bei ihren Prozes-
sionen bedienen; sie sind von rarem seidenem Stoff gemacht, und haben beinahe die Form der
Cajemansflaggen vor den Siamischen Tempeln. Wir geriethen auch noch zu dem nahe
bei gelegenen Sinesischen Tempel Fukasai, wir hatten ihn aber vor diesem auch schon
gesehen.

Am 25. Julius wurden die oben gedachten Schleichhändler, welche von den Si-
nesischen Jonken verschiedene Waaren erhandelt gehabt, auf Mangome, dem gewöhnli-

chen
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
dem das in die drei viertel Stunden, auch wol eine ganze Stunde gedauert hatte, las er
ein oͤffentliches Gebaͤt ab, das alle mitbaͤteten, die andern Pfaffen traten ſodann vor das
Bild, und damit hatte die Verſamlung ein Ende.
7) Sooſokuſi oder Foktſju Dira, ein Sineſiſcher Tempel, worinnen man
einige Abbildungen von Schuͤlern des Saka in verſchiedenen Stellungen ſah. Einer warf
mit einem Ringe, ein anderer hatte die Figur des Saka auf der Bruſt, noch einem an-
deren waren die oberen Augenbraunen Ellenlang niedergewachſen u. ſ. w. Auf dem
Platze ſtand ein vorzeiten in einer Hungersnoth gebrauchter ungeheuer großer Keſſel, in
welchem der Kloſterprior den fuͤr die Armen ſelbſt zuſammen gebettelten Reis wie einen
duͤnnen Brei damals gekocht, und zum Brenholz dazu ſelbſt eine Kapelle abgebrochen ha-
ben ſol.
Wir giengen von hier einige, und unter andern einen Giwontempel vorbei,
8) zu dem auf einem hohen Platze erbaueten Kiomids- oder Seſuſitempel.
Man muſte zu demſelben einen langen Gang und viele Treppen aufſteigen. Zur linken
Hand ſtanden ſechs Dſiſobilder, jedes, wie es bei ihren Begraͤbnisoͤrtern gebraͤulich iſt,
mit einem ſteinernen Waſſerbehaͤlter vor ſich, benebſt einem kleinen Skimmiſtrauch, den
jeder Voruͤbergehende ins Waſſer taucht, und damit dieſe Bilder beſprengt. Die Bilder
ihrer Vorfahren waren in dem viereckigten Tempel verſchloſſen. Zur Seiten ab befand
ſich ein Quanwonbild, das auch von hinten her verehrt werden mus.

Am 1 Julius wurden die Compagniebarken unterſucht, und was darunter untuͤch-
tig befunden, verworfen. Wir verfuͤgten uns darauf auf die nahe bei gelegene Halbinſel
Mangome und in den Tempel Seotokus: als wir dieſen geſehen, auch etwas gegeſſen
hatten, giengen wir zu Fuße nach Hauſe; ehe wir jedoch alda des Nachmittags drei Uhr
ankamen, brachte uns unter Wegs unſer Fuͤhrer in den Fokkeſjutempel, wo ſich die
Pfaffen uͤber unſern Beſuch recht erfreueten, uns und unſere Sachen bewunderten, und uns ſehr
freundlich und vertrauet alle Winkel und Gemaͤcher zeigten. Die Fahnen, womit ihre Tempel
und Kapellen behangen, und die Zeichen einer vorbildenden Freude und eines Triumphs
ſind, gleichen denenjenigen, deren ſich die Roͤmiſch-Catholiſchen Chriſten bei ihren Prozeſ-
ſionen bedienen; ſie ſind von rarem ſeidenem Stoff gemacht, und haben beinahe die Form der
Cajemansflaggen vor den Siamiſchen Tempeln. Wir geriethen auch noch zu dem nahe
bei gelegenen Sineſiſchen Tempel Fukaſai, wir hatten ihn aber vor dieſem auch ſchon
geſehen.

Am 25. Julius wurden die oben gedachten Schleichhaͤndler, welche von den Si-
neſiſchen Jonken verſchiedene Waaren erhandelt gehabt, auf Mangome, dem gewoͤhnli-

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[380/0430] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. dem das in die drei viertel Stunden, auch wol eine ganze Stunde gedauert hatte, las er ein oͤffentliches Gebaͤt ab, das alle mitbaͤteten, die andern Pfaffen traten ſodann vor das Bild, und damit hatte die Verſamlung ein Ende. 7) Sooſokuſi oder Foktſju Dira, ein Sineſiſcher Tempel, worinnen man einige Abbildungen von Schuͤlern des Saka in verſchiedenen Stellungen ſah. Einer warf mit einem Ringe, ein anderer hatte die Figur des Saka auf der Bruſt, noch einem an- deren waren die oberen Augenbraunen Ellenlang niedergewachſen u. ſ. w. Auf dem Platze ſtand ein vorzeiten in einer Hungersnoth gebrauchter ungeheuer großer Keſſel, in welchem der Kloſterprior den fuͤr die Armen ſelbſt zuſammen gebettelten Reis wie einen duͤnnen Brei damals gekocht, und zum Brenholz dazu ſelbſt eine Kapelle abgebrochen ha- ben ſol. Wir giengen von hier einige, und unter andern einen Giwontempel vorbei, 8) zu dem auf einem hohen Platze erbaueten Kiomids- oder Seſuſitempel. Man muſte zu demſelben einen langen Gang und viele Treppen aufſteigen. Zur linken Hand ſtanden ſechs Dſiſobilder, jedes, wie es bei ihren Begraͤbnisoͤrtern gebraͤulich iſt, mit einem ſteinernen Waſſerbehaͤlter vor ſich, benebſt einem kleinen Skimmiſtrauch, den jeder Voruͤbergehende ins Waſſer taucht, und damit dieſe Bilder beſprengt. Die Bilder ihrer Vorfahren waren in dem viereckigten Tempel verſchloſſen. Zur Seiten ab befand ſich ein Quanwonbild, das auch von hinten her verehrt werden mus. Am 1 Julius wurden die Compagniebarken unterſucht, und was darunter untuͤch- tig befunden, verworfen. Wir verfuͤgten uns darauf auf die nahe bei gelegene Halbinſel Mangome und in den Tempel Seotokus: als wir dieſen geſehen, auch etwas gegeſſen hatten, giengen wir zu Fuße nach Hauſe; ehe wir jedoch alda des Nachmittags drei Uhr ankamen, brachte uns unter Wegs unſer Fuͤhrer in den Fokkeſjutempel, wo ſich die Pfaffen uͤber unſern Beſuch recht erfreueten, uns und unſere Sachen bewunderten, und uns ſehr freundlich und vertrauet alle Winkel und Gemaͤcher zeigten. Die Fahnen, womit ihre Tempel und Kapellen behangen, und die Zeichen einer vorbildenden Freude und eines Triumphs ſind, gleichen denenjenigen, deren ſich die Roͤmiſch-Catholiſchen Chriſten bei ihren Prozeſ- ſionen bedienen; ſie ſind von rarem ſeidenem Stoff gemacht, und haben beinahe die Form der Cajemansflaggen vor den Siamiſchen Tempeln. Wir geriethen auch noch zu dem nahe bei gelegenen Sineſiſchen Tempel Fukaſai, wir hatten ihn aber vor dieſem auch ſchon geſehen. Am 25. Julius wurden die oben gedachten Schleichhaͤndler, welche von den Si- neſiſchen Jonken verſchiedene Waaren erhandelt gehabt, auf Mangome, dem gewoͤhnli- chen

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/430>, abgerufen am 22.11.2024.