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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Funfzehntes Kap. Rükreise von Jedo bis Nagasacki.
Götzen besezten den Weg. Hier war es, wo der Landesherr von Kino Kuni passirte;
von seinen Leuten zählten wir über 80 mit Handpferden, mehr als 50 Norimons, 100 und
mehr schlechte Piken mit Federn und hangenden Büschen oder Pferdehaaren, 30 bis 40 Bogen-
träger ohne die, so noch in den Häusern waren, 30 Kasten mit Kaiserlichen und andern
verguldeten Tsiappen oder Wapen, des übrigen nicht zu gedenken. Am Ende dieses Fle-
ckens gieng unser Weg bald W. S. W. bald wieder W.
6) Jodsuja, ein Dorf. Jenseit desselben an einem Creuzwege war ein Götzen-
bild, Fudo genant, aufgerichtet: es hatte kupferichte Haare, einen langen Rok, etwas
unkentliches auf der Schulter, hinter sich eine rothe Flamme, den rechten Fus auf dem stei-
nernen Gestelle, den linken aber herunter hangen, in der rechten Hand auf dem Knie eine kur-
ze Hacke, Messer oder Beil, in der linken Hand etwas höher einen doppelten Rosenkranz.
7) Jawatta, alwo zur Rechten ein Fatzmanntempel ist.
8) Das Dorf Firatzino, an dessen Ende ein Flus mit einer 46 Matten langen
Brücke.
9) Das Dorf Corei, nicht weit vom vorigen.
10) Oiso, auch ein Dorf, in welchem wir zu Mittag speiseten; von da hatten
wir rechter Hand ein schönes Feld, und linker Hand einen Wald bis
11) zu den zwei Dörfern Koiso.
12) Das Dorf Midzava.
13) Die zwei Dörfer Meijingava, am Ufer gelegen, und zusammen eine halbe
Meile lang.
14) Sakawa, ein schönes Dorf.
15) Fannobara, auch ein Dorf; denn
16) zu der Stadt Odowara, die mit Thoren und Graben, auch einem Schlosse
des Reichsraths Congo Sama versehen, welcher verschiedene Gassen inne hat. Vom
Anfange der Stadt bis zu unserer Herberge zählte ich sieben bis 800 Häuser.

Den 29 April begaben wir uns mit Anbruch des Tages von Odowara in Cangos
wieder weg, wo wir denn folgende Oerter passirten:

1) Katamma, ein Dorf.
2) Jriuda, auch ein Dorf, vor welchem der berühmte Tempel Tsio tai Si,
und über dessen Thor die Ueberschrift in großen verguldeten Buchstaben, Tsio to San,
befindlich.
3) Das Dorf Jamasaki.
4) Die beiden Dörfer Jumotto, nicht weit von jenem linker Hand über eine
Brücke; zur Rechten an einem Aborte des Flusses waren warme Bäder, und ohnweit
davon einige Dörfer.
5) Ka-
Funfzehntes Kap. Ruͤkreiſe von Jedo bis Nagaſacki.
Goͤtzen beſezten den Weg. Hier war es, wo der Landesherr von Kino Kuni paſſirte;
von ſeinen Leuten zaͤhlten wir uͤber 80 mit Handpferden, mehr als 50 Norimons, 100 und
mehr ſchlechte Piken mit Federn und hangenden Buͤſchen oder Pferdehaaren, 30 bis 40 Bogen-
traͤger ohne die, ſo noch in den Haͤuſern waren, 30 Kaſten mit Kaiſerlichen und andern
verguldeten Tſiappen oder Wapen, des uͤbrigen nicht zu gedenken. Am Ende dieſes Fle-
ckens gieng unſer Weg bald W. S. W. bald wieder W.
6) Jodſuja, ein Dorf. Jenſeit deſſelben an einem Creuzwege war ein Goͤtzen-
bild, Fudo genant, aufgerichtet: es hatte kupferichte Haare, einen langen Rok, etwas
unkentliches auf der Schulter, hinter ſich eine rothe Flamme, den rechten Fus auf dem ſtei-
nernen Geſtelle, den linken aber herunter hangen, in der rechten Hand auf dem Knie eine kur-
ze Hacke, Meſſer oder Beil, in der linken Hand etwas hoͤher einen doppelten Roſenkranz.
7) Jawatta, alwo zur Rechten ein Fatzmanntempel iſt.
8) Das Dorf Firatzino, an deſſen Ende ein Flus mit einer 46 Matten langen
Bruͤcke.
9) Das Dorf Corei, nicht weit vom vorigen.
10) Oiſo, auch ein Dorf, in welchem wir zu Mittag ſpeiſeten; von da hatten
wir rechter Hand ein ſchoͤnes Feld, und linker Hand einen Wald bis
11) zu den zwei Doͤrfern Koiſo.
12) Das Dorf Midzava.
13) Die zwei Doͤrfer Meijingava, am Ufer gelegen, und zuſammen eine halbe
Meile lang.
14) Sakawa, ein ſchoͤnes Dorf.
15) Fannobara, auch ein Dorf; denn
16) zu der Stadt Odowara, die mit Thoren und Graben, auch einem Schloſſe
des Reichsraths Congo Sama verſehen, welcher verſchiedene Gaſſen inne hat. Vom
Anfange der Stadt bis zu unſerer Herberge zaͤhlte ich ſieben bis 800 Haͤuſer.

Den 29 April begaben wir uns mit Anbruch des Tages von Odowara in Cangos
wieder weg, wo wir denn folgende Oerter paſſirten:

1) Katamma, ein Dorf.
2) Jriuda, auch ein Dorf, vor welchem der beruͤhmte Tempel Tſio tai Si,
und uͤber deſſen Thor die Ueberſchrift in großen verguldeten Buchſtaben, Tſio to San,
befindlich.
3) Das Dorf Jamaſaki.
4) Die beiden Doͤrfer Jumotto, nicht weit von jenem linker Hand uͤber eine
Bruͤcke; zur Rechten an einem Aborte des Fluſſes waren warme Baͤder, und ohnweit
davon einige Doͤrfer.
5) Ka-
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[359/0405] Funfzehntes Kap. Ruͤkreiſe von Jedo bis Nagaſacki. Goͤtzen beſezten den Weg. Hier war es, wo der Landesherr von Kino Kuni paſſirte; von ſeinen Leuten zaͤhlten wir uͤber 80 mit Handpferden, mehr als 50 Norimons, 100 und mehr ſchlechte Piken mit Federn und hangenden Buͤſchen oder Pferdehaaren, 30 bis 40 Bogen- traͤger ohne die, ſo noch in den Haͤuſern waren, 30 Kaſten mit Kaiſerlichen und andern verguldeten Tſiappen oder Wapen, des uͤbrigen nicht zu gedenken. Am Ende dieſes Fle- ckens gieng unſer Weg bald W. S. W. bald wieder W. 6) Jodſuja, ein Dorf. Jenſeit deſſelben an einem Creuzwege war ein Goͤtzen- bild, Fudo genant, aufgerichtet: es hatte kupferichte Haare, einen langen Rok, etwas unkentliches auf der Schulter, hinter ſich eine rothe Flamme, den rechten Fus auf dem ſtei- nernen Geſtelle, den linken aber herunter hangen, in der rechten Hand auf dem Knie eine kur- ze Hacke, Meſſer oder Beil, in der linken Hand etwas hoͤher einen doppelten Roſenkranz. 7) Jawatta, alwo zur Rechten ein Fatzmanntempel iſt. 8) Das Dorf Firatzino, an deſſen Ende ein Flus mit einer 46 Matten langen Bruͤcke. 9) Das Dorf Corei, nicht weit vom vorigen. 10) Oiſo, auch ein Dorf, in welchem wir zu Mittag ſpeiſeten; von da hatten wir rechter Hand ein ſchoͤnes Feld, und linker Hand einen Wald bis 11) zu den zwei Doͤrfern Koiſo. 12) Das Dorf Midzava. 13) Die zwei Doͤrfer Meijingava, am Ufer gelegen, und zuſammen eine halbe Meile lang. 14) Sakawa, ein ſchoͤnes Dorf. 15) Fannobara, auch ein Dorf; denn 16) zu der Stadt Odowara, die mit Thoren und Graben, auch einem Schloſſe des Reichsraths Congo Sama verſehen, welcher verſchiedene Gaſſen inne hat. Vom Anfange der Stadt bis zu unſerer Herberge zaͤhlte ich ſieben bis 800 Haͤuſer. Den 29 April begaben wir uns mit Anbruch des Tages von Odowara in Cangos wieder weg, wo wir denn folgende Oerter paſſirten: 1) Katamma, ein Dorf. 2) Jriuda, auch ein Dorf, vor welchem der beruͤhmte Tempel Tſio tai Si, und uͤber deſſen Thor die Ueberſchrift in großen verguldeten Buchſtaben, Tſio to San, befindlich. 3) Das Dorf Jamaſaki. 4) Die beiden Doͤrfer Jumotto, nicht weit von jenem linker Hand uͤber eine Bruͤcke; zur Rechten an einem Aborte des Fluſſes waren warme Baͤder, und ohnweit davon einige Doͤrfer. 5) Ka-

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/405>, abgerufen am 18.06.2024.