Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. 3) Bambat oder Saringa Bambat. Dahinter einem Lustwald und etlichen Handweisern vorbei nach 4) Ftangawa, unter einem bergigten Walde gelegen, aus etwa 200 Häusern bestehend. Hier musten wir mit einem schlechten Mittagsmahl vorlieb nehmen. 5) Die Stadt Josttzida, die sich mit geraden langen Gassen um das Schlos zog: Westwärts waren selbige beinahe eine viertel Meile lang, und liefen in gleichem Striche durch die Vorstadt bis zu der Brücke. Linker Hand sahen wir hier eine ohnweit dem Ufer gelegene bergigte Jnsel, von etwa drei Meilen in der Breite, auch strichen viele Segel- schiffe von N. durch die Berge, das Schlos vorbei, und sodann links nach W. fort unters Vorgebürge in die See. Von dem Anfange der Vorstadt bis zu dem gleich daran stoßenden Dorfe, nicht weit von gedachter Brücke bei einem Handweiser, hatten wir eine große Mei- le hinter uns gelegt. Linker Hand auf drei viertel Meilen war das Meer, rechter Hand aber auf anderthalb Meilen einige Hölzung, und alles eben und plattes Land. Der Weg gieng nun W. N. W. drei viertel Meilen, und darauf bis 6) Kosakkai. Hier brachten wir in der Durchreise eine viertel Meile zu. 7) Sakaramatz, eine viertel Meile von Kosakkai; darzwischen ein Wald. 8) Das Dorf Koo; wo wir das Schlos des Landesherrn von der Provinz Owa- ri, wozu auch obige Jnsel gehört, sehen konten. 9) Die Stadt Goy oder Goju *), dahin uns eine große 80 Schrit lange Brü- cke führte. Die Wirthshäuser waren alhier voller häslich geschminkter Weibsmenscher. 10) Die Stadt Akasakka endlich, die wir mit anbrechendem Abend erreichten, und alda eben wol vielerlei Arten von Weibsleuten, die denen zu Goy nichts nachgaben, vorfanden. Es bestehet selbige aus 250 **) der größesten Häuser, so wir von Jedo an und auch in Jedo gesehen haben; viele derselben sind mit hohen überhangenden Stokwerken erbauet, und zwischen grünen zum Theil beackerten niedrigen Gebürgen gelegen. Den 12 April haben wir Akasakka verlassen und folgende Oerter passirt: 1) Kosoi, ein weitläuftiges und aus 150 zerstreueten Häusern bestehendes Dorf, wo man Beutelnetze verkauft. Zur linken Hand desselben stand ein Lehrtempel, in wel- chem, wie man sagt, der Kaiser Taicosama, der erste dieses Geschlechts, studirt haben sol; ob es gleich weit wahrscheinlicher ist, da er von niedriger Herkunft gewesen, daß er in diesem Dorfe als Knecht gedient, und des vielen Holztragens müde und überdrüssig seinem Herrn, einem Wirthe, entlaufen sey, welches man nachmals, um dieses zu verheelen und zu *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer macht aus dem Dorfe Koo und der Stadt Goy oder Goju einen Ort. **) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer sezt nur 200.
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. 3) Bambat oder Saringa Bambat. Dahinter einem Luſtwald und etlichen Handweiſern vorbei nach 4) Ftangawa, unter einem bergigten Walde gelegen, aus etwa 200 Haͤuſern beſtehend. Hier muſten wir mit einem ſchlechten Mittagsmahl vorlieb nehmen. 5) Die Stadt Joſttzida, die ſich mit geraden langen Gaſſen um das Schlos zog: Weſtwaͤrts waren ſelbige beinahe eine viertel Meile lang, und liefen in gleichem Striche durch die Vorſtadt bis zu der Bruͤcke. Linker Hand ſahen wir hier eine ohnweit dem Ufer gelegene bergigte Jnſel, von etwa drei Meilen in der Breite, auch ſtrichen viele Segel- ſchiffe von N. durch die Berge, das Schlos vorbei, und ſodann links nach W. fort unters Vorgebuͤrge in die See. Von dem Anfange der Vorſtadt bis zu dem gleich daran ſtoßenden Dorfe, nicht weit von gedachter Bruͤcke bei einem Handweiſer, hatten wir eine große Mei- le hinter uns gelegt. Linker Hand auf drei viertel Meilen war das Meer, rechter Hand aber auf anderthalb Meilen einige Hoͤlzung, und alles eben und plattes Land. Der Weg gieng nun W. N. W. drei viertel Meilen, und darauf bis 6) Koſakkai. Hier brachten wir in der Durchreiſe eine viertel Meile zu. 7) Sakaramatz, eine viertel Meile von Koſakkai; darzwiſchen ein Wald. 8) Das Dorf Koo; wo wir das Schlos des Landesherrn von der Provinz Owa- ri, wozu auch obige Jnſel gehoͤrt, ſehen konten. 9) Die Stadt Goy oder Goju *), dahin uns eine große 80 Schrit lange Bruͤ- cke fuͤhrte. Die Wirthshaͤuſer waren alhier voller haͤslich geſchminkter Weibsmenſcher. 10) Die Stadt Akaſakka endlich, die wir mit anbrechendem Abend erreichten, und alda eben wol vielerlei Arten von Weibsleuten, die denen zu Goy nichts nachgaben, vorfanden. Es beſtehet ſelbige aus 250 **) der groͤßeſten Haͤuſer, ſo wir von Jedo an und auch in Jedo geſehen haben; viele derſelben ſind mit hohen uͤberhangenden Stokwerken erbauet, und zwiſchen gruͤnen zum Theil beackerten niedrigen Gebuͤrgen gelegen. Den 12 April haben wir Akaſakka verlaſſen und folgende Oerter paſſirt: 1) Koſoi, ein weitlaͤuftiges und aus 150 zerſtreueten Haͤuſern beſtehendes Dorf, wo man Beutelnetze verkauft. Zur linken Hand deſſelben ſtand ein Lehrtempel, in wel- chem, wie man ſagt, der Kaiſer Taicoſama, der erſte dieſes Geſchlechts, ſtudirt haben ſol; ob es gleich weit wahrſcheinlicher iſt, da er von niedriger Herkunft geweſen, daß er in dieſem Dorfe als Knecht gedient, und des vielen Holztragens muͤde und uͤberdruͤſſig ſeinem Herrn, einem Wirthe, entlaufen ſey, welches man nachmals, um dieſes zu verheelen und zu *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer macht aus dem Dorfe Koo und der Stadt Goy oder Goju einen Ort. **) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer ſezt nur 200.
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
3) Bambat oder Saringa Bambat. Dahinter einem Luſtwald und etlichen
Handweiſern vorbei nach
4) Ftangawa, unter einem bergigten Walde gelegen, aus etwa 200 Haͤuſern
beſtehend. Hier muſten wir mit einem ſchlechten Mittagsmahl vorlieb nehmen.
5) Die Stadt Joſttzida, die ſich mit geraden langen Gaſſen um das Schlos zog:
Weſtwaͤrts waren ſelbige beinahe eine viertel Meile lang, und liefen in gleichem Striche
durch die Vorſtadt bis zu der Bruͤcke. Linker Hand ſahen wir hier eine ohnweit dem Ufer
gelegene bergigte Jnſel, von etwa drei Meilen in der Breite, auch ſtrichen viele Segel-
ſchiffe von N. durch die Berge, das Schlos vorbei, und ſodann links nach W. fort unters
Vorgebuͤrge in die See. Von dem Anfange der Vorſtadt bis zu dem gleich daran ſtoßenden
Dorfe, nicht weit von gedachter Bruͤcke bei einem Handweiſer, hatten wir eine große Mei-
le hinter uns gelegt. Linker Hand auf drei viertel Meilen war das Meer, rechter Hand
aber auf anderthalb Meilen einige Hoͤlzung, und alles eben und plattes Land. Der Weg
gieng nun W. N. W. drei viertel Meilen, und darauf bis
6) Koſakkai. Hier brachten wir in der Durchreiſe eine viertel Meile zu.
7) Sakaramatz, eine viertel Meile von Koſakkai; darzwiſchen ein Wald.
8) Das Dorf Koo; wo wir das Schlos des Landesherrn von der Provinz Owa-
ri, wozu auch obige Jnſel gehoͤrt, ſehen konten.
9) Die Stadt Goy oder Goju *), dahin uns eine große 80 Schrit lange Bruͤ-
cke fuͤhrte. Die Wirthshaͤuſer waren alhier voller haͤslich geſchminkter Weibsmenſcher.
10) Die Stadt Akaſakka endlich, die wir mit anbrechendem Abend erreichten,
und alda eben wol vielerlei Arten von Weibsleuten, die denen zu Goy nichts nachgaben,
vorfanden. Es beſtehet ſelbige aus 250 **) der groͤßeſten Haͤuſer, ſo wir von Jedo an
und auch in Jedo geſehen haben; viele derſelben ſind mit hohen uͤberhangenden Stokwerken
erbauet, und zwiſchen gruͤnen zum Theil beackerten niedrigen Gebuͤrgen gelegen.
Den 12 April haben wir Akaſakka verlaſſen und folgende Oerter paſſirt:
1) Koſoi, ein weitlaͤuftiges und aus 150 zerſtreueten Haͤuſern beſtehendes Dorf,
wo man Beutelnetze verkauft. Zur linken Hand deſſelben ſtand ein Lehrtempel, in wel-
chem, wie man ſagt, der Kaiſer Taicoſama, der erſte dieſes Geſchlechts, ſtudirt haben
ſol; ob es gleich weit wahrſcheinlicher iſt, da er von niedriger Herkunft geweſen, daß er in
dieſem Dorfe als Knecht gedient, und des vielen Holztragens muͤde und uͤberdruͤſſig ſeinem
Herrn, einem Wirthe, entlaufen ſey, welches man nachmals, um dieſes zu verheelen und
zu
*)
Scheuchzer macht aus dem Dorfe Koo und
der Stadt Goy oder Goju einen Ort.
**)
Scheuchzer ſezt nur 200.
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