Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Zwölftes Kap. Beschreibung der Stadt und des Schlosses Jedo. nats, ein zur Audienz ungewöhnlicher Tag *), der Mackino Bingo aber hatte ihn gleich-wol, um sich von uns zu befreien, dazu ausersehen, weil er am 5ten des folgenden dritten Monats dem Kaiser ein Gastmal zu geben Willens war, und zur nöthigen Veranstaltung bis dahin nicht gern verhindert seyn wolte. Dieser Bingo oder Bengo vertrat ehemals bei dem Kaiser, als er noch Prinz und *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer und meine Haudschrist des Oheims haben gerade das Gegentheil, daß nem- lich der lezte Tag zur Kaiserlichen Audienz ge- wöhnlich sey. Jch habe aber doch die Jenen wi- dersprechende Leseart der Handschrift des Reffen in meinen Tert gebracht, weil sie offenbar mit dem ganzen Zusammenhang am meisten über- einstimt. **) [Spaltenumbruch]
Die Rechnung bei Scheuchzern weicht hier
zum Theil unrichtig ab. Statt 160 kosten die Steinbrassen nach ihm 150 Cobangs, und aus der Summe von 1250 Dukaten macht er 5200 Dukaten, die er denn auf 2400 Pf. Sterl. re- ducirt. Die Rechnung des Tortes findet sich in meinen beiden Handschriften. Zwoͤlftes Kap. Beſchreibung der Stadt und des Schloſſes Jedo. nats, ein zur Audienz ungewoͤhnlicher Tag *), der Mackino Bingo aber hatte ihn gleich-wol, um ſich von uns zu befreien, dazu auserſehen, weil er am 5ten des folgenden dritten Monats dem Kaiſer ein Gaſtmal zu geben Willens war, und zur noͤthigen Veranſtaltung bis dahin nicht gern verhindert ſeyn wolte. Dieſer Bingo oder Bengo vertrat ehemals bei dem Kaiſer, als er noch Prinz und *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer und meine Haudſchriſt des Oheims haben gerade das Gegentheil, daß nem- lich der lezte Tag zur Kaiſerlichen Audienz ge- woͤhnlich ſey. Jch habe aber doch die Jenen wi- derſprechende Leſeart der Handſchrift des Reffen in meinen Tert gebracht, weil ſie offenbar mit dem ganzen Zuſammenhang am meiſten uͤber- einſtimt. **) [Spaltenumbruch]
Die Rechnung bei Scheuchzern weicht hier
zum Theil unrichtig ab. Statt 160 koſten die Steinbraſſen nach ihm 150 Cobangs, und aus der Summe von 1250 Dukaten macht er 5200 Dukaten, die er denn auf 2400 Pf. Sterl. re- ducirt. Die Rechnung des Tortes findet ſich in meinen beiden Handſchriften. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0315" n="279"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zwoͤlftes Kap. Beſchreibung der Stadt und des Schloſſes Jedo.</hi></fw><lb/> nats, ein zur Audienz ungewoͤhnlicher Tag <note place="foot" n="*)"><cb/> Scheuchzer und meine Haudſchriſt des<lb/> Oheims haben gerade das Gegentheil, daß nem-<lb/> lich der lezte Tag zur Kaiſerlichen Audienz ge-<lb/> woͤhnlich ſey. Jch habe aber doch die Jenen wi-<lb/> derſprechende Leſeart der Handſchrift des Reffen<lb/> in meinen Tert gebracht, weil ſie offenbar mit<lb/> dem ganzen Zuſammenhang am meiſten uͤber-<lb/> einſtimt.</note>, der Mackino Bingo aber hatte ihn gleich-<lb/> wol, um ſich von uns zu befreien, dazu auserſehen, weil er am 5ten des folgenden dritten<lb/> Monats dem Kaiſer ein Gaſtmal zu geben Willens war, und zur noͤthigen Veranſtaltung<lb/> bis dahin nicht gern verhindert ſeyn wolte.</p><lb/> <p>Dieſer <hi rendition="#fr">Bingo</hi> oder <hi rendition="#fr">Bengo</hi> vertrat ehemals bei dem Kaiſer, als er noch Prinz<lb/> war, die Stelle eines Aufſehers und Vormundes, jetzo iſt er der Liebling und vertrauteſte<lb/> Miniſter, den der Kaiſer zugleich vor andern wuͤrdig haͤlt, die Worte aus dem Majeſtaͤti-<lb/> ſchen Munde bei unſerer Audienz aufzunehmen und an uns zu uͤbertragen. Er iſt ein bei-<lb/> nahe 70 jaͤhriger Herr, etwas langer und hagerer Statur, eines laͤnglichen gemeinen Ge-<lb/> ſichts, das faſt einem Deutſchen gleicht, langſam in ſeinen Handlungen und von einem<lb/> freundlichen Weſen. Man giebt ihm den Ruhm eines gerechten und uneigennuͤtzigen Man-<lb/> nes, und daß er weder ehrgierig noch rachſuͤchtig, alſo des vorzuͤglichen Anſehens beim<lb/> Kaiſer volkommen werth ſey. Als er vor drei Jahren den Kaiſer zu traktiren die Ehre<lb/> hatte, bekam er als Gnadenzeichen einen Saͤbel, den der Kaiſer ſelbſt von ſeiner Seite<lb/> nahm, zum Geſchenk, der auf 15000 Tail geſchaͤzt wurde, dabei noch 3000 Stuͤk Co-<lb/> bangs, 300 Shuyt Silbers, einige dammaſtene und Sineſiſche ſeidene koſtbare Stoffe,<lb/> und uͤberdas eine jaͤhrliche Zulage von 300,000 Ballen Reis, davon er ſchon 400,000 ge-<lb/> nos, ſo, daß er nunmehro 700,000 Ballen Reis Einkuͤnfte hat. So unſchaͤzbar man<lb/> die Ehre achtet, dem Kaiſer ein Gaſtmal zu geben, ſo aͤußerſt nachtheilig iſt es bisweilen<lb/> fuͤr den Wirth, weil das Allerſeltenſte herbeigeſchaft und alles aufs theuerſte bezahlt werden<lb/> mus. Ein Soccano (d. i. ein kleines unvolkommenes Gericht, ſo auf einer von Tannen-<lb/> ſpaͤnen Tiſchfoͤrmig zuſammengefuͤgten Maſchine einer dem andern aus Freundſchaft zuzu-<lb/> ſchicken pflegt) in zwei <hi rendition="#fr">Taͤh</hi> oder Steinbraſſen, und ein paar Schelfiſchen beſtehend, das<lb/><hi rendition="#fr">Bengo</hi> vor wenigen Tagen dem Kaiſer, als dieſer dem Hof einen Bal gab, uͤberſandt<lb/> hatte, koſtete was die Steinbraſſen betrift 160, und wegen der Schelfiſche 90 Cobangs im<lb/> Ankauf, ſo, daß es uͤberhaupt, den Cobang zu fuͤnf Species Dukaten gerechnet, 1250<lb/> Dukaten oder 5000 Gulden betrug <note place="foot" n="**)"><cb/> Die Rechnung bei Scheuchzern weicht hier<lb/> zum Theil unrichtig ab. Statt 160 koſten die<lb/> Steinbraſſen nach ihm 150 Cobangs, und aus<lb/> der Summe von 1250 Dukaten macht er 5200<lb/> Dukaten, die er denn auf 2400 Pf. Sterl. re-<lb/> ducirt. Die Rechnung des Tortes findet ſich in<lb/> meinen beiden Handſchriften.</note>. Beide Arten Fiſche ſind hier zu Lande die theuerſten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [279/0315]
Zwoͤlftes Kap. Beſchreibung der Stadt und des Schloſſes Jedo.
nats, ein zur Audienz ungewoͤhnlicher Tag *), der Mackino Bingo aber hatte ihn gleich-
wol, um ſich von uns zu befreien, dazu auserſehen, weil er am 5ten des folgenden dritten
Monats dem Kaiſer ein Gaſtmal zu geben Willens war, und zur noͤthigen Veranſtaltung
bis dahin nicht gern verhindert ſeyn wolte.
Dieſer Bingo oder Bengo vertrat ehemals bei dem Kaiſer, als er noch Prinz
war, die Stelle eines Aufſehers und Vormundes, jetzo iſt er der Liebling und vertrauteſte
Miniſter, den der Kaiſer zugleich vor andern wuͤrdig haͤlt, die Worte aus dem Majeſtaͤti-
ſchen Munde bei unſerer Audienz aufzunehmen und an uns zu uͤbertragen. Er iſt ein bei-
nahe 70 jaͤhriger Herr, etwas langer und hagerer Statur, eines laͤnglichen gemeinen Ge-
ſichts, das faſt einem Deutſchen gleicht, langſam in ſeinen Handlungen und von einem
freundlichen Weſen. Man giebt ihm den Ruhm eines gerechten und uneigennuͤtzigen Man-
nes, und daß er weder ehrgierig noch rachſuͤchtig, alſo des vorzuͤglichen Anſehens beim
Kaiſer volkommen werth ſey. Als er vor drei Jahren den Kaiſer zu traktiren die Ehre
hatte, bekam er als Gnadenzeichen einen Saͤbel, den der Kaiſer ſelbſt von ſeiner Seite
nahm, zum Geſchenk, der auf 15000 Tail geſchaͤzt wurde, dabei noch 3000 Stuͤk Co-
bangs, 300 Shuyt Silbers, einige dammaſtene und Sineſiſche ſeidene koſtbare Stoffe,
und uͤberdas eine jaͤhrliche Zulage von 300,000 Ballen Reis, davon er ſchon 400,000 ge-
nos, ſo, daß er nunmehro 700,000 Ballen Reis Einkuͤnfte hat. So unſchaͤzbar man
die Ehre achtet, dem Kaiſer ein Gaſtmal zu geben, ſo aͤußerſt nachtheilig iſt es bisweilen
fuͤr den Wirth, weil das Allerſeltenſte herbeigeſchaft und alles aufs theuerſte bezahlt werden
mus. Ein Soccano (d. i. ein kleines unvolkommenes Gericht, ſo auf einer von Tannen-
ſpaͤnen Tiſchfoͤrmig zuſammengefuͤgten Maſchine einer dem andern aus Freundſchaft zuzu-
ſchicken pflegt) in zwei Taͤh oder Steinbraſſen, und ein paar Schelfiſchen beſtehend, das
Bengo vor wenigen Tagen dem Kaiſer, als dieſer dem Hof einen Bal gab, uͤberſandt
hatte, koſtete was die Steinbraſſen betrift 160, und wegen der Schelfiſche 90 Cobangs im
Ankauf, ſo, daß es uͤberhaupt, den Cobang zu fuͤnf Species Dukaten gerechnet, 1250
Dukaten oder 5000 Gulden betrug **). Beide Arten Fiſche ſind hier zu Lande die theuerſten
und
*)
Scheuchzer und meine Haudſchriſt des
Oheims haben gerade das Gegentheil, daß nem-
lich der lezte Tag zur Kaiſerlichen Audienz ge-
woͤhnlich ſey. Jch habe aber doch die Jenen wi-
derſprechende Leſeart der Handſchrift des Reffen
in meinen Tert gebracht, weil ſie offenbar mit
dem ganzen Zuſammenhang am meiſten uͤber-
einſtimt.
**)
Die Rechnung bei Scheuchzern weicht hier
zum Theil unrichtig ab. Statt 160 koſten die
Steinbraſſen nach ihm 150 Cobangs, und aus
der Summe von 1250 Dukaten macht er 5200
Dukaten, die er denn auf 2400 Pf. Sterl. re-
ducirt. Die Rechnung des Tortes findet ſich in
meinen beiden Handſchriften.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |