Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. andern als an diesem Orte zugezogen habe. Zu Ende des Fleckens befand sich eine Kai-serliche Wacht, Go sikki so genant, die gleich der zu Array keinen Reisenden mit Ge- wehr oder Frauenspersonen durchlässet, und noch weit mehr bedeutet auch stärker ist als jene, weil dieser Ort gleichsam den Schlüssel von Jedo abgiebt, wo die Westländer nicht vorbei und neben her gehen können. Das an einer sehr engen Passage stehende Wachthaus ist vorn und hinten mit Stacketen und starken Thoren versehen, auch zur rechten mit stei- len Bergklippen und zur linken mit der See von der Natur befestiget. Nach dem Essen verfolgten wir unsern Weg unter dem Geriefel vieler mit man- unter
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. andern als an dieſem Orte zugezogen habe. Zu Ende des Fleckens befand ſich eine Kai-ſerliche Wacht, Go ſikki ſo genant, die gleich der zu Array keinen Reiſenden mit Ge- wehr oder Frauensperſonen durchlaͤſſet, und noch weit mehr bedeutet auch ſtaͤrker iſt als jene, weil dieſer Ort gleichſam den Schluͤſſel von Jedo abgiebt, wo die Weſtlaͤnder nicht vorbei und neben her gehen koͤnnen. Das an einer ſehr engen Paſſage ſtehende Wachthaus iſt vorn und hinten mit Stacketen und ſtarken Thoren verſehen, auch zur rechten mit ſtei- len Bergklippen und zur linken mit der See von der Natur befeſtiget. Nach dem Eſſen verfolgten wir unſern Weg unter dem Geriefel vieler mit man- unter
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
andern als an dieſem Orte zugezogen habe. Zu Ende des Fleckens befand ſich eine Kai-
ſerliche Wacht, Go ſikki ſo genant, die gleich der zu Array keinen Reiſenden mit Ge-
wehr oder Frauensperſonen durchlaͤſſet, und noch weit mehr bedeutet auch ſtaͤrker iſt als
jene, weil dieſer Ort gleichſam den Schluͤſſel von Jedo abgiebt, wo die Weſtlaͤnder nicht
vorbei und neben her gehen koͤnnen. Das an einer ſehr engen Paſſage ſtehende Wachthaus
iſt vorn und hinten mit Stacketen und ſtarken Thoren verſehen, auch zur rechten mit ſtei-
len Bergklippen und zur linken mit der See von der Natur befeſtiget.
Nach dem Eſſen verfolgten wir unſern Weg unter dem Geriefel vieler mit man-
cherlei ſchoͤnen Pflanzen bewachſener Baͤche durch eine angenehme felſigte Kluft das Gebirge
hinab bis zu unſerm Nachtquartier. Wir ſtießen demnach zuerſt auf die gedachte Kaiſer-
liche Wache an dem Ende des Fleckens, wo alle Japaner aus ihren Koͤrben und von den
Pferden ſtiegen, und ſich der Unterſuchung ihrer Perſonen und Sachen, die jedoch nur
obenhin geſchah, in entbloͤſten Haͤuptern unterwarfen. Jn dem Falle eines Atgwohns,
daß etwa eine Frauensperſon ſich in einen Mann verkleidet haͤtte, muſten dazu beſtelte
Weibsleute eine handgreifliche Erkundigung vornehmen. Eine nach Jedo reiſende Privat-
perſon wurde hieſelbſt, als ſie keinen Pas vorweiſen konte, drei Tage gefangen gehalten,
und denn erſt wieder ihres Wegs gewieſen. Ein wenig außer dem Thore ſtanden am Ufer
nach einander fuͤnf kleine ſchlechte hoͤlzerne Kapellen, und auf dem Altar der beiden erſte-
ren ein geſchniztes Bruſtſtuͤk eines alten Weibes; in jeder ſas ein Pfaffe, welcher auf der
Glocke ein Namanda ſpielte, d. i. er ſchlug mit dem Hammer auf ein plattes Gloͤkchen,
indem er fuͤr die Selen der Verſtorbenen zu Amida das Gebaͤt Namu Amida Budzu, oder ab-
gekuͤrzt das Namanda, mit einem klaͤglichen Geheul abſang. Unſere Japaniſchen Fusgaͤn-
ger warfen ihnen einige Caß oder Heller zu, worauf jeder ein beſchriebenes Papier erhielt,
das er mit entbloͤßetem Haupte ans Ufer trug, und es nahe ans Waſſer mit einem Stein
feſt legte, denn man glaubt, daß hierſelbſt unter dem Waſſer der Kerker oder das Fegfeuer der
unter ſieben Jahren verſtorbenen Kinder vorhanden ſey, wo ſie bis zu ihrer Erloͤſung buͤßen
muͤſten: und weil denn, nach der Lehre der Pfaffen, ihre Selen, ſo wie das Waſſer die auf das Pa-
pier geſchriebene Namen und heilige Charaktere abſpuͤlt, eine Linderung fuͤhlen, wo nicht gar
die voͤllige Erloͤſung uͤberkommen, ſo mochten unſere erwehnten Japaner vielleicht fuͤr ihre eignen
oder ihrer Anverwandten Kinder dies gute Werk in der Meinung verrichten, daß nach alsbald
vertilgter Schrift auch dieſer Selen einige Erquickung genießen wuͤrden. Selbſt von
den Pfaffen habe ich dergleichen Handlungen mit beſchriebenen kleinen Brettern an andern
Bachen vornehmen ſehen. Den eigentlichen Ort der abgeſchiedenen Kinderſelen nante man
Sai no kawara, der alhier mit Feldſteinen, die am Uſer Pyramidenfoͤrmig auf einander
gehaͤuft waren, angewieſen wurde. Auch ein kleiner und wegen verſchiedener auf bewahr-
ter und vorgezeigt werdender Seltenheiten beruͤhmter Tempel, Fackone Gongin, gehoͤrt
unter
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