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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. Neuntes Kap. etc.
Namada bäten und singen, ihre Glocken schlagen, für welche Mühe sie dann von der
mildthätigen Liebe ihrer gläubigen Anhänger einige Belohnung erwarten, weshalb sie auch
vorgeben, daß ihre Gebäte nicht wenig zur Linderung und zum Besten der verstorbenen
Verwandten ihrer Wohlthäter beitrügen, wenn diese sich etwa am Orte der Quaal befinden
solten. Unter sich selbst dienen sie sich nach bestem Vermögen, und das gemeine Jnteresse
ihrer Brüderschaft ist eines ihrer Hauptgesetze. Wenn einer von ihnen stirbt, so begraben
ihn die übrigen mit eignen Händen, und wenn er arm ist, so tragen sie die Begräbniskosten
zusammen, und suchen, fals das gemeine Vermögen dazu nicht hinreicht, sie durch Bet-
teln aufzubringen. Wenn reiche Leute in diese Geselschaft anfgenommen zu werden wün-
schen, so ist die erste Frage: Ob sie zu Begrabung eines armen Bruders das Jhrige bei-
tragen wollen oder nicht? Und wenn sie verneinend antworten, sind sie eben deshalb aus-
geschlossen. Diese Gewohnheit beobachten sie in allen Theilen des Reichs.
4) Fonguansi sui, ehemals Jkosju, welches heißt, die Reichesten, ist eine
andre Sekte der Budsoisten, die den Tempel Fonguansi zum Hauptgegenstand ihrer Ehr-
furcht machen. Sie sind abgetheilt in die Nis Fonguan si sju oder die Westlichen An-
hänger der Sekte Fonguan und die Figos Fanguan si siu oder die östlichen Anhänger
eben dieser Sekte.
5) Bukkwoo si siu heißen so vom Tempel Bukkwoo, wo sie vorzüglich ihre
Andacht verrichten. Uebrigens kommen sie in den meisten Stücken mit der Montesju
Sekte überein.


Zehn-
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. Neuntes Kap. ꝛc.
Namada baͤten und ſingen, ihre Glocken ſchlagen, fuͤr welche Muͤhe ſie dann von der
mildthaͤtigen Liebe ihrer glaͤubigen Anhaͤnger einige Belohnung erwarten, weshalb ſie auch
vorgeben, daß ihre Gebaͤte nicht wenig zur Linderung und zum Beſten der verſtorbenen
Verwandten ihrer Wohlthaͤter beitruͤgen, wenn dieſe ſich etwa am Orte der Quaal befinden
ſolten. Unter ſich ſelbſt dienen ſie ſich nach beſtem Vermoͤgen, und das gemeine Jntereſſe
ihrer Bruͤderſchaft iſt eines ihrer Hauptgeſetze. Wenn einer von ihnen ſtirbt, ſo begraben
ihn die uͤbrigen mit eignen Haͤnden, und wenn er arm iſt, ſo tragen ſie die Begraͤbniskoſten
zuſammen, und ſuchen, fals das gemeine Vermoͤgen dazu nicht hinreicht, ſie durch Bet-
teln aufzubringen. Wenn reiche Leute in dieſe Geſelſchaft anfgenommen zu werden wuͤn-
ſchen, ſo iſt die erſte Frage: Ob ſie zu Begrabung eines armen Bruders das Jhrige bei-
tragen wollen oder nicht? Und wenn ſie verneinend antworten, ſind ſie eben deshalb aus-
geſchloſſen. Dieſe Gewohnheit beobachten ſie in allen Theilen des Reichs.
4) Fonguanſi ſui, ehemals Jkosju, welches heißt, die Reicheſten, iſt eine
andre Sekte der Budſoiſten, die den Tempel Fonguanſi zum Hauptgegenſtand ihrer Ehr-
furcht machen. Sie ſind abgetheilt in die Nis Fonguan ſi ſju oder die Weſtlichen An-
haͤnger der Sekte Fonguan und die Figos Fanguan ſi ſiu oder die oͤſtlichen Anhaͤnger
eben dieſer Sekte.
5) Bukkwoo ſi ſiu heißen ſo vom Tempel Bukkwoo, wo ſie vorzuͤglich ihre
Andacht verrichten. Uebrigens kommen ſie in den meiſten Stuͤcken mit der Montesju
Sekte uͤberein.


Zehn-
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[238/0268] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. Neuntes Kap. ꝛc. Namada baͤten und ſingen, ihre Glocken ſchlagen, fuͤr welche Muͤhe ſie dann von der mildthaͤtigen Liebe ihrer glaͤubigen Anhaͤnger einige Belohnung erwarten, weshalb ſie auch vorgeben, daß ihre Gebaͤte nicht wenig zur Linderung und zum Beſten der verſtorbenen Verwandten ihrer Wohlthaͤter beitruͤgen, wenn dieſe ſich etwa am Orte der Quaal befinden ſolten. Unter ſich ſelbſt dienen ſie ſich nach beſtem Vermoͤgen, und das gemeine Jntereſſe ihrer Bruͤderſchaft iſt eines ihrer Hauptgeſetze. Wenn einer von ihnen ſtirbt, ſo begraben ihn die uͤbrigen mit eignen Haͤnden, und wenn er arm iſt, ſo tragen ſie die Begraͤbniskoſten zuſammen, und ſuchen, fals das gemeine Vermoͤgen dazu nicht hinreicht, ſie durch Bet- teln aufzubringen. Wenn reiche Leute in dieſe Geſelſchaft anfgenommen zu werden wuͤn- ſchen, ſo iſt die erſte Frage: Ob ſie zu Begrabung eines armen Bruders das Jhrige bei- tragen wollen oder nicht? Und wenn ſie verneinend antworten, ſind ſie eben deshalb aus- geſchloſſen. Dieſe Gewohnheit beobachten ſie in allen Theilen des Reichs. 4) Fonguanſi ſui, ehemals Jkosju, welches heißt, die Reicheſten, iſt eine andre Sekte der Budſoiſten, die den Tempel Fonguanſi zum Hauptgegenſtand ihrer Ehr- furcht machen. Sie ſind abgetheilt in die Nis Fonguan ſi ſju oder die Weſtlichen An- haͤnger der Sekte Fonguan und die Figos Fanguan ſi ſiu oder die oͤſtlichen Anhaͤnger eben dieſer Sekte. 5) Bukkwoo ſi ſiu heißen ſo vom Tempel Bukkwoo, wo ſie vorzuͤglich ihre Andacht verrichten. Uebrigens kommen ſie in den meiſten Stuͤcken mit der Montesju Sekte uͤberein. Zehn-

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/268>, abgerufen am 24.11.2024.