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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
ein großes Getöse machen. Auf dem großen Altare eines zur linken Hand ofnen wohl aufgepuzten
kleinen Tempels oder Kapelle, die der Hunde Patron gewidmet war, sahe ich im Vorbei-
reiten einen auf dessen Mitte gestelleten weißen, vielleicht von Gips gemachten großen
Hund. Jn unserm Quartier, das wir Abends sechs Uhr erreichten, wurde uns unser Logis
auf dem zweiten Stokwerke (das sich mehr zu einer Westphälischen Spek- oder Rauchkam-
mer geschikt hätte) angewiesen. Auf unserer heutigen Reise haben wir ein fruchtbares Land
und größesten Theils Reisfelder berührt, auch viele wilde Enten angetroffen, die jedoch so
zahm waren, daß sie vor keinem Menschen aufflogen, desgleichen große weiße Reiger,
Schwanen und einige wenige Störche, die an den sumpfigten Oertern ihre Nahrung such-
ten. Das Pflügen geschahe hier selbst mit schwarzen Ochsen, die, so schlecht und mager sie
uns schienen, dennoch sehr dauerhaft seyn sollen.

So bald wir zu Miaco ankamen, verfügten sich die Dolmetscher zu den Häusern
des damals abwesenden Grosrichters Matsandairo Jnaba Cami, auch der beiden Gou-
verneurs Ojude Awa Cami und Majeda Akino Cami, um unsere Gegenwart anzumel-
den, und zu bitten, die gewöhnlichen Geschenke von unsrer Hand anzunehmen.

Den 29 Februar Donnerstags Morgens schikten wir diese Geschenke, die jedes
auf ein besonderes Geschenkbret (oder auf ein von Tannen zusammen gefügtes dazu bestim-
tes Tischchen) nach Japanischem Gebrauche gelegt wurden, nach vorangeführten Häusern
voraus, und ließen sie alda niederstellen, bis wir um 10 Uhr Vormittags in Cangos nach-
folgten. Die Wohnungen der genanten Herrn lagen am äußersten Westende der Stadt der
Kaiserlichen Burg gegen über. Funfzig Schritte vor dem Palais des Grosrichters hies
man uns austreten, und aus Respekt zu Fuße gehen, auch im Thor bei der gewöhnlichen
Vorwache vorziehen, bis man uns angemeldet. Hierauf wurden wir durch den Vorhof
von etwa 20 Schritten in des Hauses Vorsaal geführt, welchen man die Ban, d. i.
Wacht, nent, weil sich daselbst die Schreiber, Aufsichter und Wärter aufhalten; auch
etwa 20 Haus- und andere Bedienten saßen hieselbst nach der Reihe. Von da führte man
uns in ein drittes Gemach, in das wir durch noch eine andere Kammer gelangten, und
hier nöthigte man uns zum Sitzen. Gleich hernach erschien der Hausburggraf, ein 60
oder mehr jähriger Man, in einem aschgrauen Ehrenkleide; dieser lies sich auf vier Schritte
vor uns nieder, und nahm unsere Höflichkeitsbezeugungen und Geschenke im Namen seines
Herrn mit freundlicher Danksagung an. Es bestanden aber diese unsere in gedachtem Mit-
telsaale in Bereitschaft gehaltene Geschenke in einer Flasche Vintent, und 20 Stük aller-
hand ausländischer seidener, wollenen und linnenen Zeuge. Man sezte uns eine Tobaks-
maschine mit allem Zubehör, auch jedem eine Tasse gemahlnen Thee vor, deren jede von
einem besondern Diener zu dreimalen vorgetragen wurde, während dem, daß uns der Haus-
burggraf und die vornehmsten in dem Saale sich befindlichen Edelleute zu trinken anreizten.

Nach

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
ein großes Getoͤſe machen. Auf dem großen Altare eines zur linken Hand ofnen wohl aufgepuzten
kleinen Tempels oder Kapelle, die der Hunde Patron gewidmet war, ſahe ich im Vorbei-
reiten einen auf deſſen Mitte geſtelleten weißen, vielleicht von Gips gemachten großen
Hund. Jn unſerm Quartier, das wir Abends ſechs Uhr erreichten, wurde uns unſer Logis
auf dem zweiten Stokwerke (das ſich mehr zu einer Weſtphaͤliſchen Spek- oder Rauchkam-
mer geſchikt haͤtte) angewieſen. Auf unſerer heutigen Reiſe haben wir ein fruchtbares Land
und groͤßeſten Theils Reisfelder beruͤhrt, auch viele wilde Enten angetroffen, die jedoch ſo
zahm waren, daß ſie vor keinem Menſchen aufflogen, desgleichen große weiße Reiger,
Schwanen und einige wenige Stoͤrche, die an den ſumpfigten Oertern ihre Nahrung ſuch-
ten. Das Pfluͤgen geſchahe hier ſelbſt mit ſchwarzen Ochſen, die, ſo ſchlecht und mager ſie
uns ſchienen, dennoch ſehr dauerhaft ſeyn ſollen.

So bald wir zu Miaco ankamen, verfuͤgten ſich die Dolmetſcher zu den Haͤuſern
des damals abweſenden Grosrichters Matſandairo Jnaba Cami, auch der beiden Gou-
verneurs Ojude Awa Cami und Majeda Akino Cami, um unſere Gegenwart anzumel-
den, und zu bitten, die gewoͤhnlichen Geſchenke von unſrer Hand anzunehmen.

Den 29 Februar Donnerſtags Morgens ſchikten wir dieſe Geſchenke, die jedes
auf ein beſonderes Geſchenkbret (oder auf ein von Tannen zuſammen gefuͤgtes dazu beſtim-
tes Tiſchchen) nach Japaniſchem Gebrauche gelegt wurden, nach vorangefuͤhrten Haͤuſern
voraus, und ließen ſie alda niederſtellen, bis wir um 10 Uhr Vormittags in Cangos nach-
folgten. Die Wohnungen der genanten Herrn lagen am aͤußerſten Weſtende der Stadt der
Kaiſerlichen Burg gegen uͤber. Funfzig Schritte vor dem Palais des Grosrichters hies
man uns austreten, und aus Reſpekt zu Fuße gehen, auch im Thor bei der gewoͤhnlichen
Vorwache vorziehen, bis man uns angemeldet. Hierauf wurden wir durch den Vorhof
von etwa 20 Schritten in des Hauſes Vorſaal gefuͤhrt, welchen man die Ban, d. i.
Wacht, nent, weil ſich daſelbſt die Schreiber, Aufſichter und Waͤrter aufhalten; auch
etwa 20 Haus- und andere Bedienten ſaßen hieſelbſt nach der Reihe. Von da fuͤhrte man
uns in ein drittes Gemach, in das wir durch noch eine andere Kammer gelangten, und
hier noͤthigte man uns zum Sitzen. Gleich hernach erſchien der Hausburggraf, ein 60
oder mehr jaͤhriger Man, in einem aſchgrauen Ehrenkleide; dieſer lies ſich auf vier Schritte
vor uns nieder, und nahm unſere Hoͤflichkeitsbezeugungen und Geſchenke im Namen ſeines
Herrn mit freundlicher Dankſagung an. Es beſtanden aber dieſe unſere in gedachtem Mit-
telſaale in Bereitſchaft gehaltene Geſchenke in einer Flaſche Vintent, und 20 Stuͤk aller-
hand auslaͤndiſcher ſeidener, wollenen und linnenen Zeuge. Man ſezte uns eine Tobaks-
maſchine mit allem Zubehoͤr, auch jedem eine Taſſe gemahlnen Thee vor, deren jede von
einem beſondern Diener zu dreimalen vorgetragen wurde, waͤhrend dem, daß uns der Haus-
burggraf und die vornehmſten in dem Saale ſich befindlichen Edelleute zu trinken anreizten.

Nach
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[232/0260] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. ein großes Getoͤſe machen. Auf dem großen Altare eines zur linken Hand ofnen wohl aufgepuzten kleinen Tempels oder Kapelle, die der Hunde Patron gewidmet war, ſahe ich im Vorbei- reiten einen auf deſſen Mitte geſtelleten weißen, vielleicht von Gips gemachten großen Hund. Jn unſerm Quartier, das wir Abends ſechs Uhr erreichten, wurde uns unſer Logis auf dem zweiten Stokwerke (das ſich mehr zu einer Weſtphaͤliſchen Spek- oder Rauchkam- mer geſchikt haͤtte) angewieſen. Auf unſerer heutigen Reiſe haben wir ein fruchtbares Land und groͤßeſten Theils Reisfelder beruͤhrt, auch viele wilde Enten angetroffen, die jedoch ſo zahm waren, daß ſie vor keinem Menſchen aufflogen, desgleichen große weiße Reiger, Schwanen und einige wenige Stoͤrche, die an den ſumpfigten Oertern ihre Nahrung ſuch- ten. Das Pfluͤgen geſchahe hier ſelbſt mit ſchwarzen Ochſen, die, ſo ſchlecht und mager ſie uns ſchienen, dennoch ſehr dauerhaft ſeyn ſollen. So bald wir zu Miaco ankamen, verfuͤgten ſich die Dolmetſcher zu den Haͤuſern des damals abweſenden Grosrichters Matſandairo Jnaba Cami, auch der beiden Gou- verneurs Ojude Awa Cami und Majeda Akino Cami, um unſere Gegenwart anzumel- den, und zu bitten, die gewoͤhnlichen Geſchenke von unſrer Hand anzunehmen. Den 29 Februar Donnerſtags Morgens ſchikten wir dieſe Geſchenke, die jedes auf ein beſonderes Geſchenkbret (oder auf ein von Tannen zuſammen gefuͤgtes dazu beſtim- tes Tiſchchen) nach Japaniſchem Gebrauche gelegt wurden, nach vorangefuͤhrten Haͤuſern voraus, und ließen ſie alda niederſtellen, bis wir um 10 Uhr Vormittags in Cangos nach- folgten. Die Wohnungen der genanten Herrn lagen am aͤußerſten Weſtende der Stadt der Kaiſerlichen Burg gegen uͤber. Funfzig Schritte vor dem Palais des Grosrichters hies man uns austreten, und aus Reſpekt zu Fuße gehen, auch im Thor bei der gewoͤhnlichen Vorwache vorziehen, bis man uns angemeldet. Hierauf wurden wir durch den Vorhof von etwa 20 Schritten in des Hauſes Vorſaal gefuͤhrt, welchen man die Ban, d. i. Wacht, nent, weil ſich daſelbſt die Schreiber, Aufſichter und Waͤrter aufhalten; auch etwa 20 Haus- und andere Bedienten ſaßen hieſelbſt nach der Reihe. Von da fuͤhrte man uns in ein drittes Gemach, in das wir durch noch eine andere Kammer gelangten, und hier noͤthigte man uns zum Sitzen. Gleich hernach erſchien der Hausburggraf, ein 60 oder mehr jaͤhriger Man, in einem aſchgrauen Ehrenkleide; dieſer lies ſich auf vier Schritte vor uns nieder, und nahm unſere Hoͤflichkeitsbezeugungen und Geſchenke im Namen ſeines Herrn mit freundlicher Dankſagung an. Es beſtanden aber dieſe unſere in gedachtem Mit- telſaale in Bereitſchaft gehaltene Geſchenke in einer Flaſche Vintent, und 20 Stuͤk aller- hand auslaͤndiſcher ſeidener, wollenen und linnenen Zeuge. Man ſezte uns eine Tobaks- maſchine mit allem Zubehoͤr, auch jedem eine Taſſe gemahlnen Thee vor, deren jede von einem beſondern Diener zu dreimalen vorgetragen wurde, waͤhrend dem, daß uns der Haus- burggraf und die vornehmſten in dem Saale ſich befindlichen Edelleute zu trinken anreizten. Nach

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/260>, abgerufen am 24.11.2024.