Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. gossen: der lärmende Pöbel, Arbeiter und müssige Zuschauer werden bei Seite gejagt, unddie Leute in den an der Straße gelegenen Häusern sitzen nur im Hintertheile derselben von weitem, oder im Vorderhause hinter der Matte kniend, um uns in tiefer Stille vorbeizie- hen zu sehen. So bald wir aus einem Gebiete oder Landschaft in die andere treten, komt uns Zur Ueberfahrt des Omuraschen und Simabarischen Hafens leihen uns die Auf diesem sogenanten Saikokf oder Landwege über die Jnsel Kjusju von Na- Die
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. goſſen: der laͤrmende Poͤbel, Arbeiter und muͤſſige Zuſchauer werden bei Seite gejagt, unddie Leute in den an der Straße gelegenen Haͤuſern ſitzen nur im Hintertheile derſelben von weitem, oder im Vorderhauſe hinter der Matte kniend, um uns in tiefer Stille vorbeizie- hen zu ſehen. So bald wir aus einem Gebiete oder Landſchaft in die andere treten, komt uns Zur Ueberfahrt des Omuraſchen und Simabariſchen Hafens leihen uns die Auf dieſem ſogenanten Saikokf oder Landwege uͤber die Jnſel Kjuſju von Na- Die
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
goſſen: der laͤrmende Poͤbel, Arbeiter und muͤſſige Zuſchauer werden bei Seite gejagt, und
die Leute in den an der Straße gelegenen Haͤuſern ſitzen nur im Hintertheile derſelben von
weitem, oder im Vorderhauſe hinter der Matte kniend, um uns in tiefer Stille vorbeizie-
hen zu ſehen.
So bald wir aus einem Gebiete oder Landſchaft in die andere treten, komt uns
ein von deſſen Gouverneur abgeſchikter Edelman entgegen, um uns ein Bewilkommungs-
compliment von ſeinem Herrn zu machen, das er denn bei unſerm oberſten Fuͤhrer und
Dolmetſcher ablegt, weil ihm nicht erlaubt iſt, ſelbſt mit einem Hollaͤnder zu ſprechen. Er
bietet zugleich die zum Durchzuge benoͤthigten Pferde und Laſttraͤger in uͤberfluͤſſiger Zahl
an, und laͤſſet einem jeden Hollaͤnder vier Aufwaͤrter und Trabanten zur Seite, den ganzen
Train aber zwei anſehnliche in ſchwarzer Seide wohl gekleidete Marſchaͤlle mit Staͤben vor-
gehen, und ihn bis zur Graͤnze fuͤhren, wo denn noch unſere Japaner mit Sacki und
Sokana bewirthet werden.
Zur Ueberfahrt des Omuraſchen und Simabariſchen Hafens leihen uns die
Landesfuͤrſten ihre eignen Luſtſchiffe und Leibmatroſen dar, laſſen uns auch warme Schifs-
koſt zur Mahlzeit auftragen, und zwar alles unentgeldlich, wiewol uns desfals die diebiſchen
Dolmetſcher eine Rechnung machen.
Auf dieſem ſogenanten Saikokf oder Landwege uͤber die Jnſel Kjuſju von Na-
gaſacki nach Kokura, ſiehet man einen jeden, der uns begegnet, unſerer Suite, wie
ſchon erwaͤhnt, Landesfuͤrſtlichen Reſpekt erweiſen. Privatfusgaͤnger oder Reuter muͤſſen
von dem oͤffentlichen Wege und ihren Pferden abtreten, und mit entbloͤßetem Haupte und
niedergebognem Leibe unſern Vorbeizug abwarten, wer dieſes nicht gutwillig und ungehei-
ßen thut, wird von den vorgehenden Marſchaͤllen empfindlich dazu angewieſen, wiewol es
die Bauren und gemeinen Fusgaͤnger der Orten dazu nicht kommen laſſen, ſondern aus ei-
gener Hoͤflichkeit aus dem Wege zur Seite ins Feld eilen, und mit entbloͤßetem Haupte
kniend ihre Ehrerbietung bezeigen. So wie das Koͤnigliche Frauenzimmer in Siam, auch
uͤberhaupt unter den indiſchen Nationen die Edeln von den Unedelen dadurch noch in einem
hoͤheren Grade geehrt werden muͤſſen, daß ihnen in dergleichen Faͤllen beim Niederknien
der Ruͤcken mit Ausſtreckung des Hintern, zu einem Beweiſe der Unwuͤrdigkeit, ſie von
Angeſicht zu ſehen, zugekehrt wird; eben ſo machten es hier oft die Bauren, es ſey nun
aus Reſpekt gegen die Majeſtaͤt des Kaiſers, weil wir vor derſelben zu erſcheinen reiſeten,
oder, wie uns unſere Begleiter ſagen wolten, wegen der Gegenwart des Buggio, auf dem
das Anſehen der Nagaſackiſchen Gouverneure beruhe. Jmmer bleibt es ein ſehr ſchmei-
chelndes Kennzeichen ihrer großen Hoͤflichkeit. Auf dem Wege uͤber die große Jnſel Ni-
pon hingegen habe ich ſolche Ehrfurcht weniger bemerkt.
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