chen. Die Manschaft von beiden besteht aus 700 Köpfen, *) aus welchen auch die tägli- chen Ruderbarken nebst einer täglichen Wachtbarke im Hafen der Stadt besetzt werden. Unweit dem Papenberge, wo eigentlich der rechte Hafen angeht, liegt eine Jnsel, an welcher das lezte portugiesische Schif, welches 1642 von Makao hieher gesandt war, mit seiner ganzen Ladung verbrant wurde. Eben dieser Ort ist auch für die Zukunft dergleichen Handlungen gewidmet, und heißt daher: der Brandplatz feindlicher Schiffe.
Jn diesem Hafen sieht man selten weniger als 50 japanische Barken, und einige hun- dert Fischer und andre Fahrzeuge. Auch liegen (außer in einigen wenigen Wintermona- ten) selten weniger als dreißig fremde Junken hier vor Anker. Die wenigen holländischen Schiffe verweilen hier selten und höchstens drei Herbstmonate, während welcher die westli- chen Winde mit nord-östlichen (die zur Abfarth nöthig sind) abzuwechseln pflegen. Der Ankerplatz ist unter der Stadt etwa einen Musketenschus von derselben am Ende des Busens und kan von den kaiserlichen Wachten erreicht werden. Der Boden ist Kley-Grund, bei hohem Wasser liegen die Schiffe auf sechs Klafter geankert, bei der Ebbe fliest das Was- ser 11/2 Klafter ab.
Die Stadt Nangasacki liegt unter 32 Grad 36 Min. Norderbreite, und unter 151 Gr. der Länge, beinahe am Ende und dem breitesten Theile des Meerbusens, der hier durch seine Wendung nach Norden ein krummes Ufer macht. Weil sich die Gebirge hier nach Osten öfnen, so liegt die Stadt in einem Thale unter ihnen, beinahe in der Gestalt eines halben Mondes, der sich aber etwas der Figur eines Triangels nähert. Die Länge der Stadt ist also längs dem Ufer hin etwa 3/4 Meile, und die Breite, welche in einer lan- gen Hauptgasse durch das Thal fortstreicht, nicht viel weniger. Die Gebirge, welche die Stadt umgeben, sind nicht gar hoch, doch ziemlich steil, allenthalben aber grün und an- genehm. Jm Aufklimmen stöst man immer auf Tempel, die mit Buschwerk umgeben sind, und über die Stadt hervorragen, und über diesen wieder bis ganz zu den obersten Gipfeln, hervorstehende Grabstäte und Gärten; so daß das Ganze wirklich einen ausneh- mend anmuthigen und ganz neuen und ungewohnten Anblik giebt.
Die nächste einigermaßen merkwürdige und beträchtlich große Orte sind gegen Südwest der kleine Flecken Fukafori, etwa fünf Japanische Seemeilen (d. i. zwei kleine deutsche Meilen) von der Stadt Nangasacki. Dieser Flecken hat ein kleines Fort oder Kastel, die Residenz eines Bugjio, der den ganzen Distrikt, welcher zu diesem Flecken gehört, für den Fürst von Fisen, seinen Erbherrn, verwaltet. Dieser Distrikt liefert un- gemein viel Brennholz und jährlich drei Mangokf Einkünfte, ob sie gleich in dem algemei- nen Reichskataster nur zu einem Mangokf angesetzt sind.
Nicht
*) Die englische Uebersetzung giebt jeder so viel.
A 3
Erſt. Kap. Von der Lage der Stadt Nangaſacki.
chen. Die Manſchaft von beiden beſteht aus 700 Koͤpfen, *) aus welchen auch die taͤgli- chen Ruderbarken nebſt einer taͤglichen Wachtbarke im Hafen der Stadt beſetzt werden. Unweit dem Papenberge, wo eigentlich der rechte Hafen angeht, liegt eine Jnſel, an welcher das lezte portugieſiſche Schif, welches 1642 von Makao hieher geſandt war, mit ſeiner ganzen Ladung verbrant wurde. Eben dieſer Ort iſt auch fuͤr die Zukunft dergleichen Handlungen gewidmet, und heißt daher: der Brandplatz feindlicher Schiffe.
Jn dieſem Hafen ſieht man ſelten weniger als 50 japaniſche Barken, und einige hun- dert Fiſcher und andre Fahrzeuge. Auch liegen (außer in einigen wenigen Wintermona- ten) ſelten weniger als dreißig fremde Junken hier vor Anker. Die wenigen hollaͤndiſchen Schiffe verweilen hier ſelten und hoͤchſtens drei Herbſtmonate, waͤhrend welcher die weſtli- chen Winde mit nord-oͤſtlichen (die zur Abfarth noͤthig ſind) abzuwechſeln pflegen. Der Ankerplatz iſt unter der Stadt etwa einen Musketenſchus von derſelben am Ende des Buſens und kan von den kaiſerlichen Wachten erreicht werden. Der Boden iſt Kley-Grund, bei hohem Waſſer liegen die Schiffe auf ſechs Klafter geankert, bei der Ebbe flieſt das Waſ- ſer 1½ Klafter ab.
Die Stadt Nangaſacki liegt unter 32 Grad 36 Min. Norderbreite, und unter 151 Gr. der Laͤnge, beinahe am Ende und dem breiteſten Theile des Meerbuſens, der hier durch ſeine Wendung nach Norden ein krummes Ufer macht. Weil ſich die Gebirge hier nach Oſten oͤfnen, ſo liegt die Stadt in einem Thale unter ihnen, beinahe in der Geſtalt eines halben Mondes, der ſich aber etwas der Figur eines Triangels naͤhert. Die Laͤnge der Stadt iſt alſo laͤngs dem Ufer hin etwa ¾ Meile, und die Breite, welche in einer lan- gen Hauptgaſſe durch das Thal fortſtreicht, nicht viel weniger. Die Gebirge, welche die Stadt umgeben, ſind nicht gar hoch, doch ziemlich ſteil, allenthalben aber gruͤn und an- genehm. Jm Aufklimmen ſtoͤſt man immer auf Tempel, die mit Buſchwerk umgeben ſind, und uͤber die Stadt hervorragen, und uͤber dieſen wieder bis ganz zu den oberſten Gipfeln, hervorſtehende Grabſtaͤte und Gaͤrten; ſo daß das Ganze wirklich einen ausneh- mend anmuthigen und ganz neuen und ungewohnten Anblik giebt.
Die naͤchſte einigermaßen merkwuͤrdige und betraͤchtlich große Orte ſind gegen Suͤdweſt der kleine Flecken Fukafori, etwa fuͤnf Japaniſche Seemeilen (d. i. zwei kleine deutſche Meilen) von der Stadt Nangaſacki. Dieſer Flecken hat ein kleines Fort oder Kaſtel, die Reſidenz eines Bugjio, der den ganzen Diſtrikt, welcher zu dieſem Flecken gehoͤrt, fuͤr den Fuͤrſt von Fiſen, ſeinen Erbherrn, verwaltet. Dieſer Diſtrikt liefert un- gemein viel Brennholz und jaͤhrlich drei Mangokf Einkuͤnfte, ob ſie gleich in dem algemei- nen Reichskataſter nur zu einem Mangokf angeſetzt ſind.
Nicht
*) Die engliſche Ueberſetzung giebt jeder ſo viel.
A 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0017"n="5"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erſt. Kap. Von der Lage der Stadt Nangaſacki.</hi></fw><lb/>
chen. Die Manſchaft von beiden beſteht aus 700 Koͤpfen, <noteplace="foot"n="*)">Die engliſche Ueberſetzung giebt jeder ſo viel.</note> aus welchen auch die taͤgli-<lb/>
chen Ruderbarken nebſt einer taͤglichen Wachtbarke im Hafen der Stadt beſetzt werden.<lb/>
Unweit dem <hirendition="#fr">Papenberge,</hi> wo eigentlich der rechte Hafen angeht, liegt eine Jnſel, an<lb/>
welcher das lezte portugieſiſche Schif, welches 1642 von <hirendition="#fr">Makao</hi> hieher geſandt war, mit<lb/>ſeiner ganzen Ladung verbrant wurde. Eben dieſer Ort iſt auch fuͤr die Zukunft dergleichen<lb/>
Handlungen gewidmet, und heißt daher: <hirendition="#fr">der Brandplatz feindlicher Schiffe.</hi></p><lb/><p>Jn dieſem Hafen ſieht man ſelten weniger als 50 japaniſche Barken, und einige hun-<lb/>
dert Fiſcher und andre Fahrzeuge. Auch liegen (außer in einigen wenigen Wintermona-<lb/>
ten) ſelten weniger als dreißig fremde Junken hier vor Anker. Die wenigen hollaͤndiſchen<lb/>
Schiffe verweilen hier ſelten und hoͤchſtens drei Herbſtmonate, waͤhrend welcher die weſtli-<lb/>
chen Winde mit nord-oͤſtlichen (die zur Abfarth noͤthig ſind) abzuwechſeln pflegen. Der<lb/>
Ankerplatz iſt unter der Stadt etwa einen Musketenſchus von derſelben am Ende des Buſens<lb/>
und kan von den kaiſerlichen Wachten erreicht werden. Der Boden iſt Kley-Grund, bei<lb/>
hohem Waſſer liegen die Schiffe auf ſechs Klafter geankert, bei der Ebbe flieſt das Waſ-<lb/>ſer 1½ Klafter ab.</p><lb/><p>Die Stadt <hirendition="#fr">Nangaſacki</hi> liegt unter 32 Grad 36 Min. Norderbreite, und unter<lb/>
151 Gr. der Laͤnge, beinahe am Ende und dem breiteſten Theile des Meerbuſens, der hier<lb/>
durch ſeine Wendung nach Norden ein krummes Ufer macht. Weil ſich die Gebirge hier<lb/>
nach Oſten oͤfnen, ſo liegt die Stadt in einem Thale unter ihnen, beinahe in der Geſtalt<lb/>
eines halben Mondes, der ſich aber etwas der Figur eines Triangels naͤhert. Die Laͤnge<lb/>
der Stadt iſt alſo laͤngs dem Ufer hin etwa ¾ Meile, und die Breite, welche in einer lan-<lb/>
gen Hauptgaſſe durch das Thal fortſtreicht, nicht viel weniger. Die Gebirge, welche die<lb/>
Stadt umgeben, ſind nicht gar hoch, doch ziemlich ſteil, allenthalben aber gruͤn und an-<lb/>
genehm. Jm Aufklimmen ſtoͤſt man immer auf Tempel, die mit Buſchwerk umgeben<lb/>ſind, und uͤber die Stadt hervorragen, und uͤber dieſen wieder bis ganz zu den oberſten<lb/>
Gipfeln, hervorſtehende Grabſtaͤte und Gaͤrten; ſo daß das Ganze wirklich einen ausneh-<lb/>
mend anmuthigen und ganz neuen und ungewohnten Anblik giebt.</p><lb/><p>Die naͤchſte einigermaßen merkwuͤrdige und betraͤchtlich große Orte ſind gegen<lb/>
Suͤdweſt der kleine Flecken <hirendition="#fr">Fukafori,</hi> etwa fuͤnf Japaniſche <hirendition="#fr">Seemeilen</hi> (d. i. zwei kleine<lb/>
deutſche Meilen) von der Stadt Nangaſacki. Dieſer Flecken hat ein kleines Fort oder<lb/>
Kaſtel, die Reſidenz eines <hirendition="#fr">Bugjio,</hi> der den ganzen Diſtrikt, welcher zu dieſem Flecken<lb/>
gehoͤrt, fuͤr den Fuͤrſt von Fiſen, ſeinen Erbherrn, verwaltet. Dieſer Diſtrikt liefert un-<lb/>
gemein viel Brennholz und jaͤhrlich drei <hirendition="#fr">Mangokf</hi> Einkuͤnfte, ob ſie gleich in dem algemei-<lb/>
nen Reichskataſter nur zu einem <hirendition="#fr">Mangokf</hi> angeſetzt ſind.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Nicht</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[5/0017]
Erſt. Kap. Von der Lage der Stadt Nangaſacki.
chen. Die Manſchaft von beiden beſteht aus 700 Koͤpfen, *) aus welchen auch die taͤgli-
chen Ruderbarken nebſt einer taͤglichen Wachtbarke im Hafen der Stadt beſetzt werden.
Unweit dem Papenberge, wo eigentlich der rechte Hafen angeht, liegt eine Jnſel, an
welcher das lezte portugieſiſche Schif, welches 1642 von Makao hieher geſandt war, mit
ſeiner ganzen Ladung verbrant wurde. Eben dieſer Ort iſt auch fuͤr die Zukunft dergleichen
Handlungen gewidmet, und heißt daher: der Brandplatz feindlicher Schiffe.
Jn dieſem Hafen ſieht man ſelten weniger als 50 japaniſche Barken, und einige hun-
dert Fiſcher und andre Fahrzeuge. Auch liegen (außer in einigen wenigen Wintermona-
ten) ſelten weniger als dreißig fremde Junken hier vor Anker. Die wenigen hollaͤndiſchen
Schiffe verweilen hier ſelten und hoͤchſtens drei Herbſtmonate, waͤhrend welcher die weſtli-
chen Winde mit nord-oͤſtlichen (die zur Abfarth noͤthig ſind) abzuwechſeln pflegen. Der
Ankerplatz iſt unter der Stadt etwa einen Musketenſchus von derſelben am Ende des Buſens
und kan von den kaiſerlichen Wachten erreicht werden. Der Boden iſt Kley-Grund, bei
hohem Waſſer liegen die Schiffe auf ſechs Klafter geankert, bei der Ebbe flieſt das Waſ-
ſer 1½ Klafter ab.
Die Stadt Nangaſacki liegt unter 32 Grad 36 Min. Norderbreite, und unter
151 Gr. der Laͤnge, beinahe am Ende und dem breiteſten Theile des Meerbuſens, der hier
durch ſeine Wendung nach Norden ein krummes Ufer macht. Weil ſich die Gebirge hier
nach Oſten oͤfnen, ſo liegt die Stadt in einem Thale unter ihnen, beinahe in der Geſtalt
eines halben Mondes, der ſich aber etwas der Figur eines Triangels naͤhert. Die Laͤnge
der Stadt iſt alſo laͤngs dem Ufer hin etwa ¾ Meile, und die Breite, welche in einer lan-
gen Hauptgaſſe durch das Thal fortſtreicht, nicht viel weniger. Die Gebirge, welche die
Stadt umgeben, ſind nicht gar hoch, doch ziemlich ſteil, allenthalben aber gruͤn und an-
genehm. Jm Aufklimmen ſtoͤſt man immer auf Tempel, die mit Buſchwerk umgeben
ſind, und uͤber die Stadt hervorragen, und uͤber dieſen wieder bis ganz zu den oberſten
Gipfeln, hervorſtehende Grabſtaͤte und Gaͤrten; ſo daß das Ganze wirklich einen ausneh-
mend anmuthigen und ganz neuen und ungewohnten Anblik giebt.
Die naͤchſte einigermaßen merkwuͤrdige und betraͤchtlich große Orte ſind gegen
Suͤdweſt der kleine Flecken Fukafori, etwa fuͤnf Japaniſche Seemeilen (d. i. zwei kleine
deutſche Meilen) von der Stadt Nangaſacki. Dieſer Flecken hat ein kleines Fort oder
Kaſtel, die Reſidenz eines Bugjio, der den ganzen Diſtrikt, welcher zu dieſem Flecken
gehoͤrt, fuͤr den Fuͤrſt von Fiſen, ſeinen Erbherrn, verwaltet. Dieſer Diſtrikt liefert un-
gemein viel Brennholz und jaͤhrlich drei Mangokf Einkuͤnfte, ob ſie gleich in dem algemei-
nen Reichskataſter nur zu einem Mangokf angeſetzt ſind.
Nicht
*) Die engliſche Ueberſetzung giebt jeder ſo viel.
A 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/17>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.