Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch. den König und den Berklam überbringen solte. Es war in demselben Niemand als derDolmetscher. Der Gestalt nach war dieses Fahrzeug den andern nicht unähnlich; nur grö- ßer und der Vorder- und Hintertheil mehr erhaben. Aus dem nebenstehenden Ku- Tab. 1. Fig. 4pfer kan man sich den besten Begrif davon machen. Etwas sonderbares bei dieser Prau war noch dieses, daß alle Ruderknechte Hemde oder ungefutterte Röcke von grobem Leinwand, und gelbe oder weiße platte Mützen, ebenfals von Leinwand trugen. Der Stuhl in diesem Fahrzeuge war mit grüner, weißer und gelber Leinwand überzogen, und hatte zu jeder Seite eine Bank. Der Stuhl war aber über beide erhaben, nach der Sitte des Landes, da Personen vom hohen Range al- lemal erhabener als andre sitzen müssen. Zu jeder Seite des Stuhls hatte man ein Schwert und eine Stange befestigt, die mit Gold überzogen und mit kostbaren Steinen besezt wa- ren. Dies sind Zeichen der höchsten Gewalt, welche alle Mandarine bei feierlichen Gele- genheiten sich nachtragen lassen. Diese Staatsschwerter haben Klingen von Manslänge, daß man damit wie mit einer Sense um sich hauen kan. Der Staatsstuhl, von dem ich geredet habe, ist aus verschiednen Stücken zu- Wir fuhren nun in folgender Ordnung zur Audienz: Zuerst Opera Tsijat, der Nach *) [Spaltenumbruch]
Jst dies gehimmelt nicht ein so artiges, ausdrückendes Wort, daß ich es mit gutem Recht [Spaltenumbruch] aus meinen alten Handschriften beibehalten konte? Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. den Koͤnig und den Berklam uͤberbringen ſolte. Es war in demſelben Niemand als derDolmetſcher. Der Geſtalt nach war dieſes Fahrzeug den andern nicht unaͤhnlich; nur groͤ- ßer und der Vorder- und Hintertheil mehr erhaben. Aus dem nebenſtehenden Ku- Tab. 1. Fig. 4pfer kan man ſich den beſten Begrif davon machen. Etwas ſonderbares bei dieſer Prau war noch dieſes, daß alle Ruderknechte Hemde oder ungefutterte Roͤcke von grobem Leinwand, und gelbe oder weiße platte Muͤtzen, ebenfals von Leinwand trugen. Der Stuhl in dieſem Fahrzeuge war mit gruͤner, weißer und gelber Leinwand uͤberzogen, und hatte zu jeder Seite eine Bank. Der Stuhl war aber uͤber beide erhaben, nach der Sitte des Landes, da Perſonen vom hohen Range al- lemal erhabener als andre ſitzen muͤſſen. Zu jeder Seite des Stuhls hatte man ein Schwert und eine Stange befeſtigt, die mit Gold uͤberzogen und mit koſtbaren Steinen beſezt wa- ren. Dies ſind Zeichen der hoͤchſten Gewalt, welche alle Mandarine bei feierlichen Gele- genheiten ſich nachtragen laſſen. Dieſe Staatsſchwerter haben Klingen von Manslaͤnge, daß man damit wie mit einer Senſe um ſich hauen kan. Der Staatsſtuhl, von dem ich geredet habe, iſt aus verſchiednen Stuͤcken zu- Wir fuhren nun in folgender Ordnung zur Audienz: Zuerſt Opera Tſijat, der Nach *) [Spaltenumbruch]
Jſt dies gehimmelt nicht ein ſo artiges, ausdruͤckendes Wort, daß ich es mit gutem Recht [Spaltenumbruch] aus meinen alten Handſchriften beibehalten konte? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0098" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.</hi></fw><lb/> den Koͤnig und den <hi rendition="#fr">Berklam</hi> uͤberbringen ſolte. Es war in demſelben Niemand als der<lb/> Dolmetſcher. Der Geſtalt nach war dieſes Fahrzeug den andern nicht unaͤhnlich; nur groͤ-<lb/> ßer und der Vorder- und Hintertheil mehr erhaben. Aus dem nebenſtehenden Ku-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Tab. 1.<lb/> Fig.</hi> 4</note>pfer kan man ſich den beſten Begrif davon machen. Etwas ſonderbares bei<lb/> dieſer Prau war noch dieſes, daß alle Ruderknechte Hemde oder ungefutterte<lb/> Roͤcke von grobem Leinwand, und gelbe oder weiße platte Muͤtzen, ebenfals von<lb/> Leinwand trugen. Der Stuhl in dieſem Fahrzeuge war mit gruͤner, weißer und<lb/> gelber Leinwand uͤberzogen, und hatte zu jeder Seite eine Bank. Der Stuhl war<lb/> aber uͤber beide erhaben, nach der Sitte des Landes, da Perſonen vom hohen Range al-<lb/> lemal erhabener als andre ſitzen muͤſſen. Zu jeder Seite des Stuhls hatte man ein Schwert<lb/> und eine Stange befeſtigt, die mit Gold uͤberzogen und mit koſtbaren Steinen beſezt wa-<lb/> ren. Dies ſind Zeichen der hoͤchſten Gewalt, welche alle Mandarine bei feierlichen Gele-<lb/> genheiten ſich nachtragen laſſen. Dieſe Staatsſchwerter haben Klingen von Manslaͤnge,<lb/> daß man damit wie mit einer Senſe um ſich hauen kan.</p><lb/> <p>Der Staatsſtuhl, von dem ich geredet habe, iſt aus verſchiednen Stuͤcken zu-<lb/> ſammengeſezt. Unten liegt die erſte Lage mit den Ruderbaͤnken volkommen gleich, etwa<lb/> eine Spanne hoch uͤber das Schifsbort erhaben. Sie iſt ohngefehr vier Schritte lang und<lb/> ſo breit als das Fahrzeug, mit Leiſt- und Schnizwerk kuͤnſtlich geziert. Mitten auf dieſer<lb/> erſten Lage liegt eine andre kleinere, aber etwas hoͤher erhaben und auf gleiche Art ausge-<lb/> ziert, beinahe viereckigt. Auf dieſer zweiten Lage ſteht ein vergoldeter vierfuͤßiger Stuhl,<lb/> uͤber welchen ein gebogener Himmel ausgeſpant iſt, der an beiden Seiten des Fahrzeugs uͤber das<lb/> Waſſer hervorragt, und mit zwei eiſernen Klammern feſtgemacht iſt. Dieſer Himmel iſt aus<lb/> Bambusrohr und Leder gemacht, inwendig ſchwarz, von außen aber entweder ganz vergul-<lb/> det oder auch nur mit einem breiten guldnen Strich auf ſchwarzem oder rothem Felde ringsher-<lb/> um geziert.</p><lb/> <p>Wir fuhren nun in folgender Ordnung zur Audienz: Zuerſt <hi rendition="#fr">Opera Tſijat,</hi> der<lb/> Mohr; dann die drei andere ſiamiſche und ſineſiſche Mandarine; dann die <hi rendition="#fr">Prau</hi> mit den<lb/> Briefen an <hi rendition="#fr">Seine Majeſtaͤt</hi> und den <hi rendition="#fr">Berklam,</hi> welche zugleich in malayiſcher und hol-<lb/> laͤndiſcher Sprache geſchrieben waren. Sie wurden zuerſt in Gold durchwirkten Beuteln<lb/> verwahrt, und lagen in denſelben auf einer guͤldnen Schale, welche mit kuͤnſtlich durch-<lb/> wirktem Tuche bedekt, und nach Landesart in eine mit Perlmutter beſezte Pinangsbuͤchſe<lb/> gelegt war. So verwahrt wurden dieſe Briefe gerade in die Mitte des gehimmelten<note place="foot" n="*)"><cb/><lb/> Jſt dies gehimmelt nicht ein ſo artiges,<lb/> ausdruͤckendes Wort, daß ich es mit gutem Recht<lb/><cb/> aus meinen alten Handſchriften beibehalten konte?</note><lb/> Stuhls geſezt. Der Dolmetſcher und Ueberbringer ſas vor den Briefen auf einem Teppich.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nach</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0098]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
den Koͤnig und den Berklam uͤberbringen ſolte. Es war in demſelben Niemand als der
Dolmetſcher. Der Geſtalt nach war dieſes Fahrzeug den andern nicht unaͤhnlich; nur groͤ-
ßer und der Vorder- und Hintertheil mehr erhaben. Aus dem nebenſtehenden Ku-
pfer kan man ſich den beſten Begrif davon machen. Etwas ſonderbares bei
dieſer Prau war noch dieſes, daß alle Ruderknechte Hemde oder ungefutterte
Roͤcke von grobem Leinwand, und gelbe oder weiße platte Muͤtzen, ebenfals von
Leinwand trugen. Der Stuhl in dieſem Fahrzeuge war mit gruͤner, weißer und
gelber Leinwand uͤberzogen, und hatte zu jeder Seite eine Bank. Der Stuhl war
aber uͤber beide erhaben, nach der Sitte des Landes, da Perſonen vom hohen Range al-
lemal erhabener als andre ſitzen muͤſſen. Zu jeder Seite des Stuhls hatte man ein Schwert
und eine Stange befeſtigt, die mit Gold uͤberzogen und mit koſtbaren Steinen beſezt wa-
ren. Dies ſind Zeichen der hoͤchſten Gewalt, welche alle Mandarine bei feierlichen Gele-
genheiten ſich nachtragen laſſen. Dieſe Staatsſchwerter haben Klingen von Manslaͤnge,
daß man damit wie mit einer Senſe um ſich hauen kan.
Tab. 1.
Fig. 4
Der Staatsſtuhl, von dem ich geredet habe, iſt aus verſchiednen Stuͤcken zu-
ſammengeſezt. Unten liegt die erſte Lage mit den Ruderbaͤnken volkommen gleich, etwa
eine Spanne hoch uͤber das Schifsbort erhaben. Sie iſt ohngefehr vier Schritte lang und
ſo breit als das Fahrzeug, mit Leiſt- und Schnizwerk kuͤnſtlich geziert. Mitten auf dieſer
erſten Lage liegt eine andre kleinere, aber etwas hoͤher erhaben und auf gleiche Art ausge-
ziert, beinahe viereckigt. Auf dieſer zweiten Lage ſteht ein vergoldeter vierfuͤßiger Stuhl,
uͤber welchen ein gebogener Himmel ausgeſpant iſt, der an beiden Seiten des Fahrzeugs uͤber das
Waſſer hervorragt, und mit zwei eiſernen Klammern feſtgemacht iſt. Dieſer Himmel iſt aus
Bambusrohr und Leder gemacht, inwendig ſchwarz, von außen aber entweder ganz vergul-
det oder auch nur mit einem breiten guldnen Strich auf ſchwarzem oder rothem Felde ringsher-
um geziert.
Wir fuhren nun in folgender Ordnung zur Audienz: Zuerſt Opera Tſijat, der
Mohr; dann die drei andere ſiamiſche und ſineſiſche Mandarine; dann die Prau mit den
Briefen an Seine Majeſtaͤt und den Berklam, welche zugleich in malayiſcher und hol-
laͤndiſcher Sprache geſchrieben waren. Sie wurden zuerſt in Gold durchwirkten Beuteln
verwahrt, und lagen in denſelben auf einer guͤldnen Schale, welche mit kuͤnſtlich durch-
wirktem Tuche bedekt, und nach Landesart in eine mit Perlmutter beſezte Pinangsbuͤchſe
gelegt war. So verwahrt wurden dieſe Briefe gerade in die Mitte des gehimmelten *)
Stuhls geſezt. Der Dolmetſcher und Ueberbringer ſas vor den Briefen auf einem Teppich.
Nach
*)
Jſt dies gehimmelt nicht ein ſo artiges,
ausdruͤckendes Wort, daß ich es mit gutem Recht
aus meinen alten Handſchriften beibehalten konte?
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