Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch. friedigen, als daß er sich in Dienst dieser ostindischen Geselschaft giebt. Denn nun schonbeinahe hundert Jahre ist dieses Reich allen europäischen Nationen verschlossen, außer den Holländern, welche die Japaner für die aufrichtigsten aller Europäer, oder vielmehr aller Fremden überhaupt halten, und deswegen, wiewol unter sehr strenger Aufsicht, dulden, und ih- nen auch erlauben, oder vielmehr als eine Pflicht von ihnen fodern, daß sie jährlich durch einen Residenten dem Kaiser ihre Ehrerbietung bezeugen*). Unser Schif war bestimt zuerst nach Siam zu gehen, daselbst einen Theil seiner La- Abfahrt von Batavia. Den 7ten Mai 1690**) an einem Sontage früh Morgens um sechs Uhr begab ich Montags den 8ten Mai verloren wir das feste Land von Java aus dem Gesicht, wenn *) [Spaltenumbruch]
"Jhre Reverenz abzulegen", sagt eigentlich Kämpfer: das fünfte Buch giebt umständlichere Nachricht von dieser jährlichen Gesandschaft. **) Hier sind ich schon die erste Variante, und
in der That keine ganz unerhebliche, zwischen mei- nem Manuscript und der englischen Uebersetzung. Diese hat 1690, jene zwar beide 1688, aber in derjenigen Handschrift, welche ich die des Oheims nenne, kan man deutlich sehn, daß 90 in 88 ver- wandelt ist. Warum und von wem dies geschehn ist, weis ich nicht, und eben so wenig, wie un- [Spaltenumbruch] ter dem in die Vorrede eingerükten Brief von Käm- pfer aus Nangasacki das Jahr 88 gesezt ist? Jch glaube aus der Vergleichung aller Umstände der Kämpferischen Reise und allen mir bekanten Datis gewis behaupten zu können, daß er im J. 1690 von Batavia abgereiset sey. Ein Beweis, der entscheidet, ist das noch vorhandene Stambuch des Verfassers, worin am 19ten Mai 1689 zu Coylang auf der Küste Malabar Jemand sich ein- gezeichnet hat. Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. friedigen, als daß er ſich in Dienſt dieſer oſtindiſchen Geſelſchaft giebt. Denn nun ſchonbeinahe hundert Jahre iſt dieſes Reich allen europaͤiſchen Nationen verſchloſſen, außer den Hollaͤndern, welche die Japaner fuͤr die aufrichtigſten aller Europaͤer, oder vielmehr aller Fremden uͤberhaupt halten, und deswegen, wiewol unter ſehr ſtrenger Aufſicht, dulden, und ih- nen auch erlauben, oder vielmehr als eine Pflicht von ihnen fodern, daß ſie jaͤhrlich durch einen Reſidenten dem Kaiſer ihre Ehrerbietung bezeugen*). Unſer Schif war beſtimt zuerſt nach Siam zu gehen, daſelbſt einen Theil ſeiner La- Abfahrt von Batavia. Den 7ten Mai 1690**) an einem Sontage fruͤh Morgens um ſechs Uhr begab ich Montags den 8ten Mai verloren wir das feſte Land von Java aus dem Geſicht, wenn *) [Spaltenumbruch]
„Jhre Reverenz abzulegen‟, ſagt eigentlich Kaͤmpfer: das fuͤnfte Buch giebt umſtaͤndlichere Nachricht von dieſer jaͤhrlichen Geſandſchaft. **) Hier ſind ich ſchon die erſte Variante, und
in der That keine ganz unerhebliche, zwiſchen mei- nem Manuſcript und der engliſchen Ueberſetzung. Dieſe hat 1690, jene zwar beide 1688, aber in derjenigen Handſchrift, welche ich die des Oheims nenne, kan man deutlich ſehn, daß 90 in 88 ver- wandelt iſt. Warum und von wem dies geſchehn iſt, weis ich nicht, und eben ſo wenig, wie un- [Spaltenumbruch] ter dem in die Vorrede eingeruͤkten Brief von Kaͤm- pfer aus Nangaſacki das Jahr 88 geſezt iſt? Jch glaube aus der Vergleichung aller Umſtaͤnde der Kaͤmpferiſchen Reiſe und allen mir bekanten Datis gewis behaupten zu koͤnnen, daß er im J. 1690 von Batavia abgereiſet ſey. Ein Beweis, der entſcheidet, iſt das noch vorhandene Stambuch des Verfaſſers, worin am 19ten Mai 1689 zu Coylang auf der Kuͤſte Malabar Jemand ſich ein- gezeichnet hat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0078" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.</hi></fw><lb/> friedigen, als daß er ſich in Dienſt dieſer oſtindiſchen Geſelſchaft giebt. Denn nun ſchon<lb/> beinahe hundert Jahre iſt dieſes Reich allen europaͤiſchen Nationen verſchloſſen, außer den<lb/> Hollaͤndern, welche die Japaner fuͤr die aufrichtigſten aller Europaͤer, oder vielmehr aller<lb/> Fremden uͤberhaupt halten, und deswegen, wiewol unter ſehr ſtrenger Aufſicht, dulden, und ih-<lb/> nen auch erlauben, oder vielmehr als eine Pflicht von ihnen fodern, daß ſie jaͤhrlich durch<lb/> einen Reſidenten dem Kaiſer ihre Ehrerbietung bezeugen<note place="foot" n="*)"><cb/><lb/> „Jhre Reverenz abzulegen‟, ſagt eigentlich<lb/> Kaͤmpfer: das fuͤnfte Buch giebt umſtaͤndlichere<lb/> Nachricht von dieſer jaͤhrlichen Geſandſchaft.</note>.</p><lb/> <p>Unſer Schif war beſtimt zuerſt nach <hi rendition="#fr">Siam</hi> zu gehen, daſelbſt einen Theil ſeiner La-<lb/> dung zu verhandeln, und dagegen ſiamiſche Waren einzutauſchen. Jch hatte alſo Gele-<lb/> genheit, auch dieſes in ganz Aſien beruͤhmte und maͤchtige Reich zu ſehen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Abfahrt von Batavia.</hi> </head><lb/> <p>Den 7ten Mai 1690<note place="foot" n="**)">Hier ſind ich ſchon die erſte Variante, und<lb/> in der That keine ganz unerhebliche, zwiſchen mei-<lb/> nem Manuſcript und der engliſchen Ueberſetzung.<lb/> Dieſe hat 1690, jene zwar beide 1688, aber in<lb/> derjenigen Handſchrift, welche ich die des Oheims<lb/> nenne, kan man deutlich ſehn, daß 90 in 88 ver-<lb/> wandelt iſt. Warum und von wem dies geſchehn<lb/> iſt, weis ich nicht, und eben ſo wenig, wie un-<lb/><cb/> ter dem in die Vorrede eingeruͤkten Brief von Kaͤm-<lb/> pfer aus Nangaſacki das Jahr 88 geſezt iſt? Jch<lb/> glaube aus der Vergleichung aller Umſtaͤnde der<lb/> Kaͤmpferiſchen Reiſe und allen mir bekanten Datis<lb/> gewis behaupten zu koͤnnen, daß er im J. 1690<lb/> von Batavia abgereiſet ſey. Ein Beweis, der<lb/> entſcheidet, iſt das noch vorhandene Stambuch<lb/> des Verfaſſers, worin am 19ten Mai 1689 zu<lb/> Coylang auf der Kuͤſte Malabar Jemand ſich ein-<lb/> gezeichnet hat.</note> an einem Sontage fruͤh Morgens um ſechs Uhr begab ich<lb/> mich an Bord des <hi rendition="#fr">Waelſtrohms.</hi> Wir huben ſogleich die Anker, und begaben uns<lb/> mit einem zwar gelinden, aber doch guͤnſtigen Winde unter Segel. Gegen Mittag er-<lb/> reichten wir die kleine Jnſel <hi rendition="#fr">Eidam,</hi> die etliche Meilen von <hi rendition="#fr">Batavia</hi> entfernt iſt, wo-<lb/> ſelbſt uns ein Schif von <hi rendition="#fr">Sumatra</hi> begegnete, welches nach <hi rendition="#fr">Sirabon</hi> ſegelte. Wir<lb/> ließen die Jnſel rechter Hand liegen, und ſegelten ohngefehr eine halbe Meile davon, bis<lb/> ſpaͤt in den Abend, da wir ſie hinter uns ließen.</p><lb/> <p>Montags den 8ten Mai verloren wir das feſte Land von <hi rendition="#fr">Java</hi> aus dem Geſicht,<lb/> nicht aber die benachbarten Jnſeln. Nachmittags wurde der Wind ſo ſtil, daß wir we-<lb/> nig weiter kamen, und gegen Abend auf 29 Faden Anker werfen muſten, damit uns der<lb/> hier ſo ſtarke Strom des Meers nicht zu weit weſtwaͤrts von unſerm Laufe wegriſſe. Etwa<lb/> eine halbe Meile von uns ſahn wir ein klein portugieſiſch Schif, mit ſineſiſchen Matroſen<lb/> beſezt, vor Anker liegen. Es lief einen Tag fruͤher, als wir, von Batavia aus, und fuͤhr-<lb/> te das Bild und den Namen des Apoſtels Paulus. Dies Schif war vor etwa fuͤnf Jah-<lb/> ren in <hi rendition="#fr">Japan,</hi> obgleich allen Portugieſen bei Verluſt ihrer Schiffe und ihres Lebens un-<lb/> terſagt iſt, das Reich zu betreten. Es wird, hof ich, dem Leſer nicht unangenehm ſeyn,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0078]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
friedigen, als daß er ſich in Dienſt dieſer oſtindiſchen Geſelſchaft giebt. Denn nun ſchon
beinahe hundert Jahre iſt dieſes Reich allen europaͤiſchen Nationen verſchloſſen, außer den
Hollaͤndern, welche die Japaner fuͤr die aufrichtigſten aller Europaͤer, oder vielmehr aller
Fremden uͤberhaupt halten, und deswegen, wiewol unter ſehr ſtrenger Aufſicht, dulden, und ih-
nen auch erlauben, oder vielmehr als eine Pflicht von ihnen fodern, daß ſie jaͤhrlich durch
einen Reſidenten dem Kaiſer ihre Ehrerbietung bezeugen *).
Unſer Schif war beſtimt zuerſt nach Siam zu gehen, daſelbſt einen Theil ſeiner La-
dung zu verhandeln, und dagegen ſiamiſche Waren einzutauſchen. Jch hatte alſo Gele-
genheit, auch dieſes in ganz Aſien beruͤhmte und maͤchtige Reich zu ſehen.
Abfahrt von Batavia.
Den 7ten Mai 1690 **) an einem Sontage fruͤh Morgens um ſechs Uhr begab ich
mich an Bord des Waelſtrohms. Wir huben ſogleich die Anker, und begaben uns
mit einem zwar gelinden, aber doch guͤnſtigen Winde unter Segel. Gegen Mittag er-
reichten wir die kleine Jnſel Eidam, die etliche Meilen von Batavia entfernt iſt, wo-
ſelbſt uns ein Schif von Sumatra begegnete, welches nach Sirabon ſegelte. Wir
ließen die Jnſel rechter Hand liegen, und ſegelten ohngefehr eine halbe Meile davon, bis
ſpaͤt in den Abend, da wir ſie hinter uns ließen.
Montags den 8ten Mai verloren wir das feſte Land von Java aus dem Geſicht,
nicht aber die benachbarten Jnſeln. Nachmittags wurde der Wind ſo ſtil, daß wir we-
nig weiter kamen, und gegen Abend auf 29 Faden Anker werfen muſten, damit uns der
hier ſo ſtarke Strom des Meers nicht zu weit weſtwaͤrts von unſerm Laufe wegriſſe. Etwa
eine halbe Meile von uns ſahn wir ein klein portugieſiſch Schif, mit ſineſiſchen Matroſen
beſezt, vor Anker liegen. Es lief einen Tag fruͤher, als wir, von Batavia aus, und fuͤhr-
te das Bild und den Namen des Apoſtels Paulus. Dies Schif war vor etwa fuͤnf Jah-
ren in Japan, obgleich allen Portugieſen bei Verluſt ihrer Schiffe und ihres Lebens un-
terſagt iſt, das Reich zu betreten. Es wird, hof ich, dem Leſer nicht unangenehm ſeyn,
wenn
*)
„Jhre Reverenz abzulegen‟, ſagt eigentlich
Kaͤmpfer: das fuͤnfte Buch giebt umſtaͤndlichere
Nachricht von dieſer jaͤhrlichen Geſandſchaft.
**) Hier ſind ich ſchon die erſte Variante, und
in der That keine ganz unerhebliche, zwiſchen mei-
nem Manuſcript und der engliſchen Ueberſetzung.
Dieſe hat 1690, jene zwar beide 1688, aber in
derjenigen Handſchrift, welche ich die des Oheims
nenne, kan man deutlich ſehn, daß 90 in 88 ver-
wandelt iſt. Warum und von wem dies geſchehn
iſt, weis ich nicht, und eben ſo wenig, wie un-
ter dem in die Vorrede eingeruͤkten Brief von Kaͤm-
pfer aus Nangaſacki das Jahr 88 geſezt iſt? Jch
glaube aus der Vergleichung aller Umſtaͤnde der
Kaͤmpferiſchen Reiſe und allen mir bekanten Datis
gewis behaupten zu koͤnnen, daß er im J. 1690
von Batavia abgereiſet ſey. Ein Beweis, der
entſcheidet, iſt das noch vorhandene Stambuch
des Verfaſſers, worin am 19ten Mai 1689 zu
Coylang auf der Kuͤſte Malabar Jemand ſich ein-
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