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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Drit. Kap. Folge der geistlichen Erbkaisern etc.
wurden. Er führte die Zeitrechnungen unter ihnen ein, theilte die Zeit in Jahre, Mo-
nate und Tage, und machte eine gänzliche Veränderung in den Gesetzen und der
Landesregierung.

Jn dem 59ten Jahre seiner Regierung, welches war das 601te Jahr vor Christi
Geburt und 346te nach dem Tode des Sjaka, am 14ten Tage des neunten Monden ist in
China in der Landschaft Sokokf der große Weltweise Roosi gebohren, welcher 81 Jahr
alt und schon grau war, als seine Mutter mit ihm niederkam, deswegen er auch Roosi,
das ist, Altkind genant worden, weil das Wort zusammengesezt ist, von Roo, alt, und
Si, Kind. Man sagt, daß des Kassobosats, eines Gehülfen und Schülers des
Sjaka Sele in ihn gefahren sey, obgleich seine Lehre ganz unterschieden von der des Kasso-
bats
war. Sjaka lehrete seine Nachfolger der Selen Unsterblichkeit; die Belohnung
unserer Thaten im zukünftigen Leben, und wie nothwendig die Ausübung der Tugend in
diesem Leben einem jeden sey, welcher einen glükseligen Zustand in dem künftigen verlange.
Roosi im Gegentheil leugnete gänzlich diese wichtige Glaubenslehre, und behauptete, daß
alle unsere Glükseligkeit in einem langen und wollüstigen Leben bestehe. Diesen Grund-
sätzen gemäs wolte er auch eine algemeine Medicin durch die Alchymie ausfündig machen,
wodurch man der Menschen Leben verlängern, obschon nicht unsterblich machen könte.
Dergleichen Versuche sind auch nachher durch seine Jünger und die Anhänger seiner Secte
geschehen, aber mit eben so gutem Erfolg als unsere europäische Weltweisen in ihrem
Suchen nach dem Stein der Weisen sich rühmen können. Er lebte 84 Jahr.

Ohngefehr um diese Zeit im Jahr vor Christi Geburt*) sind die auswärtigen
Götzenbilder zuerst nach Japan gebracht und in Khumano verehret worden.

Synmu
ges Leben, eine Regierung sonder Bewunderung
geführt hätte etc." So hat es Scheuchzer ent-
weder in seiner Urschrift gefunden oder diese Stelle
so verändert. Sie heist bey ihm: He was the
fourth and youngest of his Brothers, who pro-
ceeded him in the Government, but liv'd so in-
considerable a time and reign'd in such an ob-
scure manner, that the Foundation of the Empire,
with the Title of Nin O, that is, the superior of
all Men,
is by all Japanese Writers unanimously
attributed to him, as to their Julius Caesar.
*) [Spaltenumbruch]
Hier fehlt die Zahl in meinen Handschrif-
[Spaltenumbruch] ten; die englische Uebersetzung hat aber 600, wel-
che auch allerdings die richtige zu seyn scheint.
Jn der französischen Uebersetzung dieses Werks steht
durch einen Drukfehler 660. Der genaue und sehr
aufmerksame Charlevoix (welcher nur diese Ueber-
setzung vor sich hatte,) vermuthete schon darin ei-
nen Drukfehler, weil Kämpfer diese Begebenheit
als gleichgültig mit der Geschichte des Roosi er-
zählt. Er hatte Recht hierin, und dies Jahr 600
stimt nun genau mit dem Geburtsjahr des Roosi
601 überein,
A a 2

Drit. Kap. Folge der geiſtlichen Erbkaiſern ꝛc.
wurden. Er fuͤhrte die Zeitrechnungen unter ihnen ein, theilte die Zeit in Jahre, Mo-
nate und Tage, und machte eine gaͤnzliche Veraͤnderung in den Geſetzen und der
Landesregierung.

Jn dem 59ten Jahre ſeiner Regierung, welches war das 601te Jahr vor Chriſti
Geburt und 346te nach dem Tode des Sjaka, am 14ten Tage des neunten Monden iſt in
China in der Landſchaft Sokokf der große Weltweiſe Rooſi gebohren, welcher 81 Jahr
alt und ſchon grau war, als ſeine Mutter mit ihm niederkam, deswegen er auch Rooſi,
das iſt, Altkind genant worden, weil das Wort zuſammengeſezt iſt, von Roo, alt, und
Si, Kind. Man ſagt, daß des Kaſſoboſats, eines Gehuͤlfen und Schuͤlers des
Sjaka Sele in ihn gefahren ſey, obgleich ſeine Lehre ganz unterſchieden von der des Kaſſo-
bats
war. Sjaka lehrete ſeine Nachfolger der Selen Unſterblichkeit; die Belohnung
unſerer Thaten im zukuͤnftigen Leben, und wie nothwendig die Ausuͤbung der Tugend in
dieſem Leben einem jeden ſey, welcher einen gluͤkſeligen Zuſtand in dem kuͤnftigen verlange.
Rooſi im Gegentheil leugnete gaͤnzlich dieſe wichtige Glaubenslehre, und behauptete, daß
alle unſere Gluͤkſeligkeit in einem langen und wolluͤſtigen Leben beſtehe. Dieſen Grund-
ſaͤtzen gemaͤs wolte er auch eine algemeine Medicin durch die Alchymie ausfuͤndig machen,
wodurch man der Menſchen Leben verlaͤngern, obſchon nicht unſterblich machen koͤnte.
Dergleichen Verſuche ſind auch nachher durch ſeine Juͤnger und die Anhaͤnger ſeiner Secte
geſchehen, aber mit eben ſo gutem Erfolg als unſere europaͤiſche Weltweiſen in ihrem
Suchen nach dem Stein der Weiſen ſich ruͤhmen koͤnnen. Er lebte 84 Jahr.

Ohngefehr um dieſe Zeit im Jahr vor Chriſti Geburt*) ſind die auswaͤrtigen
Goͤtzenbilder zuerſt nach Japan gebracht und in Khumano verehret worden.

Synmu
ges Leben, eine Regierung ſonder Bewunderung
gefuͤhrt haͤtte ꝛc.‟ So hat es Scheuchzer ent-
weder in ſeiner Urſchrift gefunden oder dieſe Stelle
ſo veraͤndert. Sie heiſt bey ihm: He was the
fourth and youngeſt of his Brothers, who pro-
ceeded him in the Government, but liv’d ſo in-
conſiderable a time and reign’d in ſuch an ob-
ſcure manner, that the Foundation of the Empire,
with the Title of Nin O, that is, the ſuperior of
all Men,
is by all Japaneſe Writers unanimously
attributed to him, as to their Julius Caeſar.
*) [Spaltenumbruch]
Hier fehlt die Zahl in meinen Handſchrif-
[Spaltenumbruch] ten; die engliſche Ueberſetzung hat aber 600, wel-
che auch allerdings die richtige zu ſeyn ſcheint.
Jn der franzoͤſiſchen Ueberſetzung dieſes Werks ſteht
durch einen Drukfehler 660. Der genaue und ſehr
aufmerkſame Charlevoix (welcher nur dieſe Ueber-
ſetzung vor ſich hatte,) vermuthete ſchon darin ei-
nen Drukfehler, weil Kaͤmpfer dieſe Begebenheit
als gleichguͤltig mit der Geſchichte des Rooſi er-
zaͤhlt. Er hatte Recht hierin, und dies Jahr 600
ſtimt nun genau mit dem Geburtsjahr des Rooſi
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A a 2
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[187/0291] Drit. Kap. Folge der geiſtlichen Erbkaiſern ꝛc. wurden. Er fuͤhrte die Zeitrechnungen unter ihnen ein, theilte die Zeit in Jahre, Mo- nate und Tage, und machte eine gaͤnzliche Veraͤnderung in den Geſetzen und der Landesregierung. Jn dem 59ten Jahre ſeiner Regierung, welches war das 601te Jahr vor Chriſti Geburt und 346te nach dem Tode des Sjaka, am 14ten Tage des neunten Monden iſt in China in der Landſchaft Sokokf der große Weltweiſe Rooſi gebohren, welcher 81 Jahr alt und ſchon grau war, als ſeine Mutter mit ihm niederkam, deswegen er auch Rooſi, das iſt, Altkind genant worden, weil das Wort zuſammengeſezt iſt, von Roo, alt, und Si, Kind. Man ſagt, daß des Kaſſoboſats, eines Gehuͤlfen und Schuͤlers des Sjaka Sele in ihn gefahren ſey, obgleich ſeine Lehre ganz unterſchieden von der des Kaſſo- bats war. Sjaka lehrete ſeine Nachfolger der Selen Unſterblichkeit; die Belohnung unſerer Thaten im zukuͤnftigen Leben, und wie nothwendig die Ausuͤbung der Tugend in dieſem Leben einem jeden ſey, welcher einen gluͤkſeligen Zuſtand in dem kuͤnftigen verlange. Rooſi im Gegentheil leugnete gaͤnzlich dieſe wichtige Glaubenslehre, und behauptete, daß alle unſere Gluͤkſeligkeit in einem langen und wolluͤſtigen Leben beſtehe. Dieſen Grund- ſaͤtzen gemaͤs wolte er auch eine algemeine Medicin durch die Alchymie ausfuͤndig machen, wodurch man der Menſchen Leben verlaͤngern, obſchon nicht unſterblich machen koͤnte. Dergleichen Verſuche ſind auch nachher durch ſeine Juͤnger und die Anhaͤnger ſeiner Secte geſchehen, aber mit eben ſo gutem Erfolg als unſere europaͤiſche Weltweiſen in ihrem Suchen nach dem Stein der Weiſen ſich ruͤhmen koͤnnen. Er lebte 84 Jahr. Ohngefehr um dieſe Zeit im Jahr vor Chriſti Geburt *) ſind die auswaͤrtigen Goͤtzenbilder zuerſt nach Japan gebracht und in Khumano verehret worden. Synmu **) *) Hier fehlt die Zahl in meinen Handſchrif- ten; die engliſche Ueberſetzung hat aber 600, wel- che auch allerdings die richtige zu ſeyn ſcheint. Jn der franzoͤſiſchen Ueberſetzung dieſes Werks ſteht durch einen Drukfehler 660. Der genaue und ſehr aufmerkſame Charlevoix (welcher nur dieſe Ueber- ſetzung vor ſich hatte,) vermuthete ſchon darin ei- nen Drukfehler, weil Kaͤmpfer dieſe Begebenheit als gleichguͤltig mit der Geſchichte des Rooſi er- zaͤhlt. Er hatte Recht hierin, und dies Jahr 600 ſtimt nun genau mit dem Geburtsjahr des Rooſi 601 uͤberein, **) ges Leben, eine Regierung ſonder Bewunderung gefuͤhrt haͤtte ꝛc.‟ So hat es Scheuchzer ent- weder in ſeiner Urſchrift gefunden oder dieſe Stelle ſo veraͤndert. Sie heiſt bey ihm: He was the fourth and youngeſt of his Brothers, who pro- ceeded him in the Government, but liv’d ſo in- conſiderable a time and reign’d in ſuch an ob- ſcure manner, that the Foundation of the Empire, with the Title of Nin O, that is, the ſuperior of all Men, is by all Japaneſe Writers unanimously attributed to him, as to their Julius Caeſar. A a 2

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/291>, abgerufen am 22.11.2024.