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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch.
Jnsekten.

Von fliegenden Jnsekten hat das Land Bienen, und daher auch Honig und
Wachs, wiewohl wenig, Hummeln, Wespen, Fliegen, Mücken, Feuerfliegen,
Neyere, Kricken, Käfer, Heuschrecken
u. d. m. Diese hat es mit unserm Vater-
lande gemein; allein noch außer diesen finden sich einige besondere und merkwürdige Arten.
So ist unter den Mayvögeln eine ungemein große Art, Jamma Tsjo, das ist Berg-
papilien genant. Einige derselben sind ganz schwarz; andere mit rother, schwarzer und
andern Farben auf ihren gezakten Flügeln außerordentlich schön gezieret. Komuri ist
eine ziemlich große, bunte, rauhe und harigte, schöne Nachtfliege: sie hat mit der Fle-
dermaus einerlei Namen. Von Käfern giebt es verschiedene seltene Geschlechter: unter
denselben ist ein schwarzglänzender, größer wie der Mistkäfer, mit zwei krummen etwas ha-
kigten Hörnern; deren gröstes, wie beim Rhinoceros, vorn über die Nase empor steht; das
kleinere ist auf der Schulter, und mehr vorwärts gebogen. Diese Käfer sind schlecht zu
Fus, halten sich die mehrste Zeit in der Erde auf, und sind selten und nicht einmal
benant.

Sebi.

Ein gewisses Geschlecht braune Käfer, Sebi auch Semi genant, ergötzen einen
Liebhaber der Natur mit verschiedenen Merkwürdigkeiten. Man findet sie von dreierlei
Tab. X.
Fig. 6.
A. B.
Art und Größe. Die vornehmsten heißen Kuma sebi, und gleichen an Größe und äußer-
licher Gestalt unsern bei Sommerabend fliegenden Käfern, sie haben aber keine Werk-
zeuge zum Fliegen. Sie kriechen im Frühsommer in der Nacht aus der Erde als ihrem
Winterlager hervor, und schließen sich mit ihren scharfen rauhen Beinen an das Holz,
Blat, Strauch, oder was sie sonst gefast haben, feste an. Hiernächst reist die Schale
der Länge des Rückens nach auf, und es kriecht ein anderes Thier heraus, von Gestalt wie
eine Biene, und größer als sein beschließender Harnisch, das nach einem Stilsitzen von we-
nigen Stunden schnel davon fliehet. Dieses Jnsekt, desgleichen beim Geßner unter
dem Namen Cicada vorgestelt wird, machet durch die Querspalte seiner Brust, die es sonst
gleichsam mit einem Schilde verschlossen hält,*) und zugleich durch Bewegung seiner vier
Flügel ein scharfes unbegreiflich helles Getöse, welches in einer weiten Entfernung in die
Ohren gelt, und das man eine Viertelmeile weit hören kan. Die Berge und Büsche sind
mit ihrem Geräusch erfült; und sie verlieren sich erst nach und nach in den Hundstagen.
Man sagt, daß sie alsdenn wieder in die Erde kriechen, und durch eine neue Verwandlung
wieder zu Käfern werden solten; es ist aber dieses ungewis. Jhren gemeinen Namen

haben
*) [Spaltenumbruch]
Jn der Beschreibung dieses Jnsekts, dessen
Gesangs u. s. f. weicht die englis. Uebersetzung
[Spaltenumbruch] sehr ab; und wie es aus dem Zusammenhang offen-
bar zu erhellen scheint, sehr unrichtig.
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
Jnſekten.

Von fliegenden Jnſekten hat das Land Bienen, und daher auch Honig und
Wachs, wiewohl wenig, Hummeln, Weſpen, Fliegen, Muͤcken, Feuerfliegen,
Neyere, Kricken, Kaͤfer, Heuſchrecken
u. d. m. Dieſe hat es mit unſerm Vater-
lande gemein; allein noch außer dieſen finden ſich einige beſondere und merkwuͤrdige Arten.
So iſt unter den Mayvoͤgeln eine ungemein große Art, Jamma Tſjo, das iſt Berg-
papilien genant. Einige derſelben ſind ganz ſchwarz; andere mit rother, ſchwarzer und
andern Farben auf ihren gezakten Fluͤgeln außerordentlich ſchoͤn gezieret. Komuri iſt
eine ziemlich große, bunte, rauhe und harigte, ſchoͤne Nachtfliege: ſie hat mit der Fle-
dermaus einerlei Namen. Von Kaͤfern giebt es verſchiedene ſeltene Geſchlechter: unter
denſelben iſt ein ſchwarzglaͤnzender, groͤßer wie der Miſtkaͤfer, mit zwei krummen etwas ha-
kigten Hoͤrnern; deren groͤſtes, wie beim Rhinoceros, vorn uͤber die Naſe empor ſteht; das
kleinere iſt auf der Schulter, und mehr vorwaͤrts gebogen. Dieſe Kaͤfer ſind ſchlecht zu
Fus, halten ſich die mehrſte Zeit in der Erde auf, und ſind ſelten und nicht einmal
benant.

Sebi.

Ein gewiſſes Geſchlecht braune Kaͤfer, Sebi auch Semi genant, ergoͤtzen einen
Liebhaber der Natur mit verſchiedenen Merkwuͤrdigkeiten. Man findet ſie von dreierlei
Tab. X.
Fig. 6.
A. B.
Art und Groͤße. Die vornehmſten heißen Kuma ſebi, und gleichen an Groͤße und aͤußer-
licher Geſtalt unſern bei Sommerabend fliegenden Kaͤfern, ſie haben aber keine Werk-
zeuge zum Fliegen. Sie kriechen im Fruͤhſommer in der Nacht aus der Erde als ihrem
Winterlager hervor, und ſchließen ſich mit ihren ſcharfen rauhen Beinen an das Holz,
Blat, Strauch, oder was ſie ſonſt gefaſt haben, feſte an. Hiernaͤchſt reiſt die Schale
der Laͤnge des Ruͤckens nach auf, und es kriecht ein anderes Thier heraus, von Geſtalt wie
eine Biene, und groͤßer als ſein beſchließender Harniſch, das nach einem Stilſitzen von we-
nigen Stunden ſchnel davon fliehet. Dieſes Jnſekt, desgleichen beim Geßner unter
dem Namen Cicada vorgeſtelt wird, machet durch die Querſpalte ſeiner Bruſt, die es ſonſt
gleichſam mit einem Schilde verſchloſſen haͤlt,*) und zugleich durch Bewegung ſeiner vier
Fluͤgel ein ſcharfes unbegreiflich helles Getoͤſe, welches in einer weiten Entfernung in die
Ohren gelt, und das man eine Viertelmeile weit hoͤren kan. Die Berge und Buͤſche ſind
mit ihrem Geraͤuſch erfuͤlt; und ſie verlieren ſich erſt nach und nach in den Hundstagen.
Man ſagt, daß ſie alsdenn wieder in die Erde kriechen, und durch eine neue Verwandlung
wieder zu Kaͤfern werden ſolten; es iſt aber dieſes ungewis. Jhren gemeinen Namen

haben
*) [Spaltenumbruch]
Jn der Beſchreibung dieſes Jnſekts, deſſen
Geſangs u. ſ. f. weicht die engliſ. Ueberſetzung
[Spaltenumbruch] ſehr ab; und wie es aus dem Zuſammenhang offen-
bar zu erhellen ſcheint, ſehr unrichtig.
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[148/0238] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. Jnſekten. Von fliegenden Jnſekten hat das Land Bienen, und daher auch Honig und Wachs, wiewohl wenig, Hummeln, Weſpen, Fliegen, Muͤcken, Feuerfliegen, Neyere, Kricken, Kaͤfer, Heuſchrecken u. d. m. Dieſe hat es mit unſerm Vater- lande gemein; allein noch außer dieſen finden ſich einige beſondere und merkwuͤrdige Arten. So iſt unter den Mayvoͤgeln eine ungemein große Art, Jamma Tſjo, das iſt Berg- papilien genant. Einige derſelben ſind ganz ſchwarz; andere mit rother, ſchwarzer und andern Farben auf ihren gezakten Fluͤgeln außerordentlich ſchoͤn gezieret. Komuri iſt eine ziemlich große, bunte, rauhe und harigte, ſchoͤne Nachtfliege: ſie hat mit der Fle- dermaus einerlei Namen. Von Kaͤfern giebt es verſchiedene ſeltene Geſchlechter: unter denſelben iſt ein ſchwarzglaͤnzender, groͤßer wie der Miſtkaͤfer, mit zwei krummen etwas ha- kigten Hoͤrnern; deren groͤſtes, wie beim Rhinoceros, vorn uͤber die Naſe empor ſteht; das kleinere iſt auf der Schulter, und mehr vorwaͤrts gebogen. Dieſe Kaͤfer ſind ſchlecht zu Fus, halten ſich die mehrſte Zeit in der Erde auf, und ſind ſelten und nicht einmal benant. Sebi. Ein gewiſſes Geſchlecht braune Kaͤfer, Sebi auch Semi genant, ergoͤtzen einen Liebhaber der Natur mit verſchiedenen Merkwuͤrdigkeiten. Man findet ſie von dreierlei Art und Groͤße. Die vornehmſten heißen Kuma ſebi, und gleichen an Groͤße und aͤußer- licher Geſtalt unſern bei Sommerabend fliegenden Kaͤfern, ſie haben aber keine Werk- zeuge zum Fliegen. Sie kriechen im Fruͤhſommer in der Nacht aus der Erde als ihrem Winterlager hervor, und ſchließen ſich mit ihren ſcharfen rauhen Beinen an das Holz, Blat, Strauch, oder was ſie ſonſt gefaſt haben, feſte an. Hiernaͤchſt reiſt die Schale der Laͤnge des Ruͤckens nach auf, und es kriecht ein anderes Thier heraus, von Geſtalt wie eine Biene, und groͤßer als ſein beſchließender Harniſch, das nach einem Stilſitzen von we- nigen Stunden ſchnel davon fliehet. Dieſes Jnſekt, desgleichen beim Geßner unter dem Namen Cicada vorgeſtelt wird, machet durch die Querſpalte ſeiner Bruſt, die es ſonſt gleichſam mit einem Schilde verſchloſſen haͤlt, *) und zugleich durch Bewegung ſeiner vier Fluͤgel ein ſcharfes unbegreiflich helles Getoͤſe, welches in einer weiten Entfernung in die Ohren gelt, und das man eine Viertelmeile weit hoͤren kan. Die Berge und Buͤſche ſind mit ihrem Geraͤuſch erfuͤlt; und ſie verlieren ſich erſt nach und nach in den Hundstagen. Man ſagt, daß ſie alsdenn wieder in die Erde kriechen, und durch eine neue Verwandlung wieder zu Kaͤfern werden ſolten; es iſt aber dieſes ungewis. Jhren gemeinen Namen haben Tab. X. Fig. 6. A. B. *) Jn der Beſchreibung dieſes Jnſekts, deſſen Geſangs u. ſ. f. weicht die engliſ. Ueberſetzung ſehr ab; und wie es aus dem Zuſammenhang offen- bar zu erhellen ſcheint, ſehr unrichtig.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/238>, abgerufen am 24.11.2024.