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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch.
hartem Wetter viele Tage zubringen, und kamen wenig weiter. Es würde dem Leser ver-
drieslich seyn, wenn ich alle Veränderungen der Winde, des Wetters und unserer Fahrt
von Stunde zu Stunde aus meinem Reisebuche und meiner Charte darüber hier beschreiben
wolte. Jch werde mich begnügen, das Merkwürdigste auszuzeichnen.

Den 23ten Jul. Sontags, verließen wir die Küsten von Siam, die Berge von
Kui und kamen zugleich aus dem Meerbusen, da wir dann unsere Fahrt südöstlich richte-
ten. Den 26ten Jul. sahen wir wenige Meilen von uns gegen O. N. O. eine lange nie-
drige Jnsel, Puli panjang, nach der wir unsern Curs richteten. -- Den 27ten kamen
wir an die Jnsel Puli Ubi, welche aus hohen Bergen und verschiedenen kleinen Jnseln
zu bestehen schien; wir segelten sie auf vier Meilen an der linken Seite vorbei. -- Den
28sten hatten wir die große Jnsel Condon vor uns. Sie hat einen Hafen und süßes
Wasser, aber keine Bewohner, und gehört nebst den vorigen dem Könige von Cambodia.
Wir ließen sie rechter Hand drei Meilen von uns liegen. Wir erblikten bald darauf zur
Linken zwei Klippen, zwischen welchen wir nach Nordost durchfuhren. Diese Richtung aus
Südwesten hatte der Wind bisher noch immer behalten. -- Den 29sten des Morgens
bemerkten wir, daß der Strom des Ufers von Cambodia uns schon ganz aus dem Gesicht
des Landes weggebracht hatte. Da wir uns bemühten es wieder zu erreichen, und nord-
wärts steuerten, so fanden wir uns bei Tsjampa. Der Strom hatte uns so erstaunend weit
nach Nord-Nordost gebracht, daß wir beschlossen die Nacht vor Anker zu liegen, weil
uns die Tiefe dieser Gegenden unbekant war, ob wir gleich durch den Strom in unserer
Fahrt weiter kamen. Wir ließen also, sobald wir Grund fanden, das Anker fallen.

Den 31sten Jul. hatten wir auf zwei bis drei Meilen von uns zur Seite einen
fürchterlich hohen Bergwal, welcher den 1sten und 2ten August etwas niedriger abfiel; wir
schiften unter demselben weg, ohne Grund zu finden. Die Küste zeigte sich uns jezt sehr
unfruchtbar, kahl und rauh, und fiel bald gegen N. O. bald gegen Norden ab. Wir
kamen bei gutem Wetter und gelindem Winde immer weiter fort, und befanden uns am
Abend des 2ten Augusts etwas die Eilande Puli Cambir de Terra vorbei, am Ende
des Landes Tsjampa und zur Seite des Reichs Cosjensina, dessen Ufer wir immer nach-
folgten. -- Den 4ten Aug. sahen wir die Jnsel Cantaon vor uns, welche wir Nach-
mittags hinter uns ließen. -- Den 5ten Aug. sezten wir unsern Lauf immer mit Süd-
und O. S. O. Winden nach N. N. O. fort, um über die Bucht von Tunquin zu gelangen.

Den 6ten Aug. an einem Sontage, gab die Stille des Wetters und der See un-
sern Matrosen Gelegenheit, nach gehaltenem öffentlichen Gebet zu fischen, welches auch
sehr gut von Statten gieng. Einer bekam mit seinem Angel (woran stat der Lokspeise nur
ein blinkendes Blech befestigt war) kurz nach einander zwei Hayen (tuberones) von mittel-
mäßiger Größe, die man mit Hülfe einer Schlinge um den Leib auf das Schif zog. Man

fin-

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
hartem Wetter viele Tage zubringen, und kamen wenig weiter. Es wuͤrde dem Leſer ver-
drieslich ſeyn, wenn ich alle Veraͤnderungen der Winde, des Wetters und unſerer Fahrt
von Stunde zu Stunde aus meinem Reiſebuche und meiner Charte daruͤber hier beſchreiben
wolte. Jch werde mich begnuͤgen, das Merkwuͤrdigſte auszuzeichnen.

Den 23ten Jul. Sontags, verließen wir die Kuͤſten von Siam, die Berge von
Kui und kamen zugleich aus dem Meerbuſen, da wir dann unſere Fahrt ſuͤdoͤſtlich richte-
ten. Den 26ten Jul. ſahen wir wenige Meilen von uns gegen O. N. O. eine lange nie-
drige Jnſel, Puli panjang, nach der wir unſern Curs richteten. — Den 27ten kamen
wir an die Jnſel Puli Ubi, welche aus hohen Bergen und verſchiedenen kleinen Jnſeln
zu beſtehen ſchien; wir ſegelten ſie auf vier Meilen an der linken Seite vorbei. — Den
28ſten hatten wir die große Jnſel Condon vor uns. Sie hat einen Hafen und ſuͤßes
Waſſer, aber keine Bewohner, und gehoͤrt nebſt den vorigen dem Koͤnige von Cambodia.
Wir ließen ſie rechter Hand drei Meilen von uns liegen. Wir erblikten bald darauf zur
Linken zwei Klippen, zwiſchen welchen wir nach Nordoſt durchfuhren. Dieſe Richtung aus
Suͤdweſten hatte der Wind bisher noch immer behalten. — Den 29ſten des Morgens
bemerkten wir, daß der Strom des Ufers von Cambodia uns ſchon ganz aus dem Geſicht
des Landes weggebracht hatte. Da wir uns bemuͤhten es wieder zu erreichen, und nord-
waͤrts ſteuerten, ſo fanden wir uns bei Tſjampa. Der Strom hatte uns ſo erſtaunend weit
nach Nord-Nordoſt gebracht, daß wir beſchloſſen die Nacht vor Anker zu liegen, weil
uns die Tiefe dieſer Gegenden unbekant war, ob wir gleich durch den Strom in unſerer
Fahrt weiter kamen. Wir ließen alſo, ſobald wir Grund fanden, das Anker fallen.

Den 31ſten Jul. hatten wir auf zwei bis drei Meilen von uns zur Seite einen
fuͤrchterlich hohen Bergwal, welcher den 1ſten und 2ten Auguſt etwas niedriger abfiel; wir
ſchiften unter demſelben weg, ohne Grund zu finden. Die Kuͤſte zeigte ſich uns jezt ſehr
unfruchtbar, kahl und rauh, und fiel bald gegen N. O. bald gegen Norden ab. Wir
kamen bei gutem Wetter und gelindem Winde immer weiter fort, und befanden uns am
Abend des 2ten Auguſts etwas die Eilande Puli Cambir de Terra vorbei, am Ende
des Landes Tſjampa und zur Seite des Reichs Cosjenſina, deſſen Ufer wir immer nach-
folgten. — Den 4ten Aug. ſahen wir die Jnſel Cantaon vor uns, welche wir Nach-
mittags hinter uns ließen. — Den 5ten Aug. ſezten wir unſern Lauf immer mit Suͤd-
und O. S. O. Winden nach N. N. O. fort, um uͤber die Bucht von Tunquin zu gelangen.

Den 6ten Aug. an einem Sontage, gab die Stille des Wetters und der See un-
ſern Matroſen Gelegenheit, nach gehaltenem oͤffentlichen Gebet zu fiſchen, welches auch
ſehr gut von Statten gieng. Einer bekam mit ſeinem Angel (woran ſtat der Lokſpeiſe nur
ein blinkendes Blech befeſtigt war) kurz nach einander zwei Hayen (tuberones) von mittel-
maͤßiger Groͤße, die man mit Huͤlfe einer Schlinge um den Leib auf das Schif zog. Man

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[60/0148] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. hartem Wetter viele Tage zubringen, und kamen wenig weiter. Es wuͤrde dem Leſer ver- drieslich ſeyn, wenn ich alle Veraͤnderungen der Winde, des Wetters und unſerer Fahrt von Stunde zu Stunde aus meinem Reiſebuche und meiner Charte daruͤber hier beſchreiben wolte. Jch werde mich begnuͤgen, das Merkwuͤrdigſte auszuzeichnen. Den 23ten Jul. Sontags, verließen wir die Kuͤſten von Siam, die Berge von Kui und kamen zugleich aus dem Meerbuſen, da wir dann unſere Fahrt ſuͤdoͤſtlich richte- ten. Den 26ten Jul. ſahen wir wenige Meilen von uns gegen O. N. O. eine lange nie- drige Jnſel, Puli panjang, nach der wir unſern Curs richteten. — Den 27ten kamen wir an die Jnſel Puli Ubi, welche aus hohen Bergen und verſchiedenen kleinen Jnſeln zu beſtehen ſchien; wir ſegelten ſie auf vier Meilen an der linken Seite vorbei. — Den 28ſten hatten wir die große Jnſel Condon vor uns. Sie hat einen Hafen und ſuͤßes Waſſer, aber keine Bewohner, und gehoͤrt nebſt den vorigen dem Koͤnige von Cambodia. Wir ließen ſie rechter Hand drei Meilen von uns liegen. Wir erblikten bald darauf zur Linken zwei Klippen, zwiſchen welchen wir nach Nordoſt durchfuhren. Dieſe Richtung aus Suͤdweſten hatte der Wind bisher noch immer behalten. — Den 29ſten des Morgens bemerkten wir, daß der Strom des Ufers von Cambodia uns ſchon ganz aus dem Geſicht des Landes weggebracht hatte. Da wir uns bemuͤhten es wieder zu erreichen, und nord- waͤrts ſteuerten, ſo fanden wir uns bei Tſjampa. Der Strom hatte uns ſo erſtaunend weit nach Nord-Nordoſt gebracht, daß wir beſchloſſen die Nacht vor Anker zu liegen, weil uns die Tiefe dieſer Gegenden unbekant war, ob wir gleich durch den Strom in unſerer Fahrt weiter kamen. Wir ließen alſo, ſobald wir Grund fanden, das Anker fallen. Den 31ſten Jul. hatten wir auf zwei bis drei Meilen von uns zur Seite einen fuͤrchterlich hohen Bergwal, welcher den 1ſten und 2ten Auguſt etwas niedriger abfiel; wir ſchiften unter demſelben weg, ohne Grund zu finden. Die Kuͤſte zeigte ſich uns jezt ſehr unfruchtbar, kahl und rauh, und fiel bald gegen N. O. bald gegen Norden ab. Wir kamen bei gutem Wetter und gelindem Winde immer weiter fort, und befanden uns am Abend des 2ten Auguſts etwas die Eilande Puli Cambir de Terra vorbei, am Ende des Landes Tſjampa und zur Seite des Reichs Cosjenſina, deſſen Ufer wir immer nach- folgten. — Den 4ten Aug. ſahen wir die Jnſel Cantaon vor uns, welche wir Nach- mittags hinter uns ließen. — Den 5ten Aug. ſezten wir unſern Lauf immer mit Suͤd- und O. S. O. Winden nach N. N. O. fort, um uͤber die Bucht von Tunquin zu gelangen. Den 6ten Aug. an einem Sontage, gab die Stille des Wetters und der See un- ſern Matroſen Gelegenheit, nach gehaltenem oͤffentlichen Gebet zu fiſchen, welches auch ſehr gut von Statten gieng. Einer bekam mit ſeinem Angel (woran ſtat der Lokſpeiſe nur ein blinkendes Blech befeſtigt war) kurz nach einander zwei Hayen (tuberones) von mittel- maͤßiger Groͤße, die man mit Huͤlfe einer Schlinge um den Leib auf das Schif zog. Man fin-

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/148>, abgerufen am 24.11.2024.