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Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ihm stand Schiffer Classen, sein alter Freund und Diener. Sie sahen mich beide verwundert an und winkten sich, wie mir's schien; ich bot einen guten Morgen und wollte gehen.

Guten Morgn, Heinrich, sagte mein Vater, es ist mir lieb, daß du da bist; ich habe Geschäfte mit dir. Classen, es bleibt dabei, Punkt zwölf Uhr Mittags -- es soll alles besorgt werden.

Classen ging. Auf Wiedersehen, junger Herr, brummte er im Gehen und schüttelte mir die Hand mit einem Lächeln, welches auf meinen Körper die schauderhafte Wirkung hatte, als wenn Jemand in einen Aepfelstiel schneidet, oder an den Fenstern schnirps't.

Heinrich -- sagte mein Vater, als er fort war, ohne die Feder wegzulegen -- richte dich ein, zu Mittag nach Frankreich zu reisen.

Nach Frankreich, lieber Vater? -- und in welchen Geschäften?

Du sollst heirathen.

Heirathen? -- wiederholte ich kleinlaut, denn ich sah mich schon im Geiste im Bratenrock mit dem Myrtenkranz geschmückt, an meiner Seite eine reich vergoldete, sauber geschnitzte Jungfrau, die, an mein Herz assignirt, Zeit meines Lebens als Ladenhüter darin bleiben sollte, und die frohen Tage der Jugend flohen weg, wie spielende Kinder, wenn ein Soldat oder ein Prediger kommt -- natürlich fror mich noch stärker, als vorher. --

ihm stand Schiffer Classen, sein alter Freund und Diener. Sie sahen mich beide verwundert an und winkten sich, wie mir's schien; ich bot einen guten Morgen und wollte gehen.

Guten Morgn, Heinrich, sagte mein Vater, es ist mir lieb, daß du da bist; ich habe Geschäfte mit dir. Classen, es bleibt dabei, Punkt zwölf Uhr Mittags — es soll alles besorgt werden.

Classen ging. Auf Wiedersehen, junger Herr, brummte er im Gehen und schüttelte mir die Hand mit einem Lächeln, welches auf meinen Körper die schauderhafte Wirkung hatte, als wenn Jemand in einen Aepfelstiel schneidet, oder an den Fenstern schnirps't.

Heinrich — sagte mein Vater, als er fort war, ohne die Feder wegzulegen — richte dich ein, zu Mittag nach Frankreich zu reisen.

Nach Frankreich, lieber Vater? — und in welchen Geschäften?

Du sollst heirathen.

Heirathen? — wiederholte ich kleinlaut, denn ich sah mich schon im Geiste im Bratenrock mit dem Myrtenkranz geschmückt, an meiner Seite eine reich vergoldete, sauber geschnitzte Jungfrau, die, an mein Herz assignirt, Zeit meines Lebens als Ladenhüter darin bleiben sollte, und die frohen Tage der Jugend flohen weg, wie spielende Kinder, wenn ein Soldat oder ein Prediger kommt — natürlich fror mich noch stärker, als vorher. —

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[0007] ihm stand Schiffer Classen, sein alter Freund und Diener. Sie sahen mich beide verwundert an und winkten sich, wie mir's schien; ich bot einen guten Morgen und wollte gehen. Guten Morgn, Heinrich, sagte mein Vater, es ist mir lieb, daß du da bist; ich habe Geschäfte mit dir. Classen, es bleibt dabei, Punkt zwölf Uhr Mittags — es soll alles besorgt werden. Classen ging. Auf Wiedersehen, junger Herr, brummte er im Gehen und schüttelte mir die Hand mit einem Lächeln, welches auf meinen Körper die schauderhafte Wirkung hatte, als wenn Jemand in einen Aepfelstiel schneidet, oder an den Fenstern schnirps't. Heinrich — sagte mein Vater, als er fort war, ohne die Feder wegzulegen — richte dich ein, zu Mittag nach Frankreich zu reisen. Nach Frankreich, lieber Vater? — und in welchen Geschäften? Du sollst heirathen. Heirathen? — wiederholte ich kleinlaut, denn ich sah mich schon im Geiste im Bratenrock mit dem Myrtenkranz geschmückt, an meiner Seite eine reich vergoldete, sauber geschnitzte Jungfrau, die, an mein Herz assignirt, Zeit meines Lebens als Ladenhüter darin bleiben sollte, und die frohen Tage der Jugend flohen weg, wie spielende Kinder, wenn ein Soldat oder ein Prediger kommt — natürlich fror mich noch stärker, als vorher. —

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:26:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:26:46Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaehler_schwestern_1910/7>, abgerufen am 23.11.2024.