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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Fünftes Buch.

Das Gesicht ist fast schattenlos gemalt; aber jetzt durch
Firniss stark verdüstert.

Dieses Denkmal seiner spanischen Verwandlung mag später
mit scheelen Augen angesehen worden sein: daher das Ver-
schwinden des Bilds aus dem Palast.

Ausser diesem Bildniss für den Herzog war aber noch ein
zweites für Philipp IV im Werk, und zwar zu Pferd. Der König
wollte ein Reiterbildniss, wahrscheinlich zum Andenken an
ihre gemeinschaftlichen Sports. Der Herzog hatte ihm ein Ge-
spann von acht herrlichen neapolitanischen Rappen zurückge-
lassen. In einem Briefe vom 21. November 1638 wird jenes
erwähnt, und man erfährt, dass der Herzog eine Kopie danach
wünscht, "aber von der Hand des Malers der das Original
macht". Es ist nicht anzunehmen, dass ein Reiterbild für den
König einem andern als Velazquez aufgetragen worden sei;
der Kopf konnte ja nur eine Wiederholung seiner Aufnahme
sein. Man liest wirklich, dass der Kammermaler im Frühjahr 1639
an einem Bildniss des Herzogs arbeitete. "Velasco, schreibt
Testi am 12. März 1639, macht das Porträt E. H., welches be-
wundernswerth ausfallen wird. Auch er hat indess die Fehler
der grossen Künstler, nämlich dass er nie fertig wird, und nie
die Wahrheit sagt. Ich habe ihm als Abschlagszahlung 150 pezzi
da otto
gegeben; vom Marchese Virgilio Malvezzi ist der Preis
auf hundert doble vereinbart worden. Er ist theuer, aber er
macht es gut, und wahrlich, ich stelle seine Bildnisse nicht unter
die irgend eines der gefeiertsten unter Alten und Neuen. Ich
will ihn antreiben" 1). Bei dem bald darauf erfolgten Abfall Fran-
zens von Spanien hat man dieses Bild wol verschwinden lassen.
Im Jahre 1647 trat er offen zu Frankreich über und nahm den
Titel eines Generalissimus des Königs an. Das lebensgrosse
Reiterbildniss im Palast von Sassuolo ist in französischer Tracht,

1) Il Velasco fa il Ritratto di V. A. che sara mirabile. Ha pero egli an.
cora il difetto degli altri Valenthuomini, cio e di non finirla mai, e di non dir
mai la verita. Gli ho date centocinquanta pezze da otto a buon conto, e dal Marche.
Virgilio Malvezzi il prezzo s' e aggiustato in cento doble. Egli e caro; ma fa
bene; e certo i suoi Ritratti io non gli stimo inferiori a quelli d' alcun' altro de'
piu rinomati tra gli Antichi, o tra Moderni. Jo l'andero sollecitando; e intanto
profondissime. a VA. m' inchino. Di Madrid
D. V. A. Serma. li 12 Marzo 1639
Vmilissmo. e Fedmo. Servo e Vassallo D. Fulvio Testi.
Fünftes Buch.

Das Gesicht ist fast schattenlos gemalt; aber jetzt durch
Firniss stark verdüstert.

Dieses Denkmal seiner spanischen Verwandlung mag später
mit scheelen Augen angesehen worden sein: daher das Ver-
schwinden des Bilds aus dem Palast.

Ausser diesem Bildniss für den Herzog war aber noch ein
zweites für Philipp IV im Werk, und zwar zu Pferd. Der König
wollte ein Reiterbildniss, wahrscheinlich zum Andenken an
ihre gemeinschaftlichen Sports. Der Herzog hatte ihm ein Ge-
spann von acht herrlichen neapolitanischen Rappen zurückge-
lassen. In einem Briefe vom 21. November 1638 wird jenes
erwähnt, und man erfährt, dass der Herzog eine Kopie danach
wünscht, „aber von der Hand des Malers der das Original
macht“. Es ist nicht anzunehmen, dass ein Reiterbild für den
König einem andern als Velazquez aufgetragen worden sei;
der Kopf konnte ja nur eine Wiederholung seiner Aufnahme
sein. Man liest wirklich, dass der Kammermaler im Frühjahr 1639
an einem Bildniss des Herzogs arbeitete. „Velasco, schreibt
Testi am 12. März 1639, macht das Porträt E. H., welches be-
wundernswerth ausfallen wird. Auch er hat indess die Fehler
der grossen Künstler, nämlich dass er nie fertig wird, und nie
die Wahrheit sagt. Ich habe ihm als Abschlagszahlung 150 pezzi
da otto
gegeben; vom Marchese Virgilio Malvezzi ist der Preis
auf hundert doble vereinbart worden. Er ist theuer, aber er
macht es gut, und wahrlich, ich stelle seine Bildnisse nicht unter
die irgend eines der gefeiertsten unter Alten und Neuen. Ich
will ihn antreiben“ 1). Bei dem bald darauf erfolgten Abfall Fran-
zens von Spanien hat man dieses Bild wol verschwinden lassen.
Im Jahre 1647 trat er offen zu Frankreich über und nahm den
Titel eines Generalissimus des Königs an. Das lebensgrosse
Reiterbildniss im Palast von Sassuolo ist in französischer Tracht,

1) Il Velasco fà il Ritratto di V. A. che sarà mirabile. Hà però egli an.
cora il difetto degli altri Valenthuomini, ciò è di non finirla mai, e di non dir
mai la verità. Gli hò date centocinquanta pezze da otto a buon conto, e dal Marche.
Virgilio Malvezzi il prezzo s’ è aggiustato in cento doble. Egli è caro; mà fà
bene; e certo i suoi Ritratti io non gli stimo inferiori a quelli d’ alcun’ altro de’
più rinomati trà gli Antichì, o trà Moderni. Jo l’anderò sollecitando; e intanto
profondissime. a VA. m’ inchino. Di Madrid
D. V. A. Serma. li 12 Marzo 1639
Vmilissmo. e Fedmo. Servo e Vassallo D. Fulvio Testi.
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[68/0088] Fünftes Buch. Das Gesicht ist fast schattenlos gemalt; aber jetzt durch Firniss stark verdüstert. Dieses Denkmal seiner spanischen Verwandlung mag später mit scheelen Augen angesehen worden sein: daher das Ver- schwinden des Bilds aus dem Palast. Ausser diesem Bildniss für den Herzog war aber noch ein zweites für Philipp IV im Werk, und zwar zu Pferd. Der König wollte ein Reiterbildniss, wahrscheinlich zum Andenken an ihre gemeinschaftlichen Sports. Der Herzog hatte ihm ein Ge- spann von acht herrlichen neapolitanischen Rappen zurückge- lassen. In einem Briefe vom 21. November 1638 wird jenes erwähnt, und man erfährt, dass der Herzog eine Kopie danach wünscht, „aber von der Hand des Malers der das Original macht“. Es ist nicht anzunehmen, dass ein Reiterbild für den König einem andern als Velazquez aufgetragen worden sei; der Kopf konnte ja nur eine Wiederholung seiner Aufnahme sein. Man liest wirklich, dass der Kammermaler im Frühjahr 1639 an einem Bildniss des Herzogs arbeitete. „Velasco, schreibt Testi am 12. März 1639, macht das Porträt E. H., welches be- wundernswerth ausfallen wird. Auch er hat indess die Fehler der grossen Künstler, nämlich dass er nie fertig wird, und nie die Wahrheit sagt. Ich habe ihm als Abschlagszahlung 150 pezzi da otto gegeben; vom Marchese Virgilio Malvezzi ist der Preis auf hundert doble vereinbart worden. Er ist theuer, aber er macht es gut, und wahrlich, ich stelle seine Bildnisse nicht unter die irgend eines der gefeiertsten unter Alten und Neuen. Ich will ihn antreiben“ 1). Bei dem bald darauf erfolgten Abfall Fran- zens von Spanien hat man dieses Bild wol verschwinden lassen. Im Jahre 1647 trat er offen zu Frankreich über und nahm den Titel eines Generalissimus des Königs an. Das lebensgrosse Reiterbildniss im Palast von Sassuolo ist in französischer Tracht, 1) Il Velasco fà il Ritratto di V. A. che sarà mirabile. Hà però egli an. cora il difetto degli altri Valenthuomini, ciò è di non finirla mai, e di non dir mai la verità. Gli hò date centocinquanta pezze da otto a buon conto, e dal Marche. Virgilio Malvezzi il prezzo s’ è aggiustato in cento doble. Egli è caro; mà fà bene; e certo i suoi Ritratti io non gli stimo inferiori a quelli d’ alcun’ altro de’ più rinomati trà gli Antichì, o trà Moderni. Jo l’anderò sollecitando; e intanto profondissime. a VA. m’ inchino. Di Madrid D. V. A. Serma. li 12 Marzo 1639 Vmilissmo. e Fedmo. Servo e Vassallo D. Fulvio Testi.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/88>, abgerufen am 23.11.2024.